Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Justitia ist so eine Anzeige unmöglich – der echte Täter sitzt ja schließlich längst in Haft.
Nekrophilie ist eine sehr seltene Erscheinung. Für die meisten Menschen ist die Lust an Leichen sicher das Abseitigste, was sie sich überhaupt vorstellen können. Doch wer schon einmal mit tiefreligiösen Menschen über ihre Gespräche mit Gott oder mit Esoterikern über unbekannte Wellen und feinstoffliche Erfahrungen gesprochen hat, erlebt durchaus gleichrangig seltsame Vorstellungswelten.
Es gibt ganz unterschiedliche Arten der Nekrophilie. Vor allem im angloamerikanischen Raum zählt man dazu auch Morde, in deren Verlauf die Täter sexuelle Handlungen an den Leichen begehen oder sie mit Lust zerstückeln. Davon vollkommen verschieden sind Menschen, die Zugang zu Leichen haben – etwa in einem Altenheim oder einem Krankenhaus-Kühlraum zur Lagerung der Verstorbenen –, diese sexuell anziehend finden, aber keiner Fliege etwas zuleide tun würden, also auch niemanden töten würden. Zuletzt gibt es Menschen, die zwar sehr gerne töten, aber eigentlich kein Interesse an Sex mit den Leichen haben. Manchmal benutzen sie die Leichen aber trotzdem als Sexobjekte.
Ich [MB] bin mit dem Thema nur deswegen in Berührung gekommen, weil ich für eine indische Fachzeitschrift einmal die merkwürdige Frage beantworten musste, ob es wirklich gesetzlich oder sittlich verboten sei, mit der herausgetrennten Vagina einer anonymen Leiche, die also niemandem bekannt ist und daher auch keine Angehörigen hat, Sex zu haben. Die Frage lautete genauer gesagt, ob es einen Unterschied machen würde, wenn die Leiche bekannt wäre, beispielsweise, wenn es sich um die tote Marilyn Monroe handeln würde. Warum ausgerechnet ich diese Frage beantworten sollte und es gerade Marilyn Monroe sein musste, habe ich nie erfahren. Die Antwort können Sie, wenn Sie derartige Denkübungen mögen, in meinem Buch Warum man Spaghetti nicht durch zwei teilen kann / Warum Tätowierte mehr Sex haben (unterschiedlicher Titel, selber Inhalt) nachlesen. Sie lautet kurz gefasst: Nekrophilie ist gesetzlich manchmal strafbar, aber nicht immer. Aus höherer Sicht – beispielsweise der Ethik oder Philosophie – kann Nekrophilie, wenn die Leiche wirklich anonym ist,technisch gesehen durchaus erlaubt sein. Bei Marilyn Monroes Leiche – und den meisten anderen – sieht die Sache aber anders aus, eben weil sie bekannt sind und die Verwandten auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.
Bevor Sie jetzt einen Brief an den Verlag schreiben: Ja, ich wundere mich manchmal selbst über meine Kollegen. Nein, ich interessiere mich nicht für Sex mit Leichen. Nein, die meisten meiner KollegInnen auch nicht.
Damit kommen wir zum ersten Fall, in dem Handlungen an Toten eine Rolle spielen. Beschrieben und eingeleitet wird die Besonderheit der Taten von Petra Klages. Sie ist Pädagogin, Kriminologin und hat einen sehr langen und intensiven Briefwechsel mit einem Serientäter geführt. Wir danken ihr nicht nur dafür, dass Sie uns erlaubt hat, umfangreich zitiert zu werden, sondern auch dafür, dass sie dieses anstrengende, aber sehr aufschlussreiche Unterfangen auf sich genommen hat (Petra Klages, »Brieffreundschaft« mit einem Serienmörder, Verlag Kirchschlager 2010). Den Namen des Täters hat sie auf seinen Wunsch hin anonymisiert, er heißt also in Wirklichkeit nicht Axel F..
Petra Klages: Serienmord an Frauen und Tieren
»Die tödlichen sadistischen Foltermethoden, die Axel F. an Frauen verübte, hatte er im Vorfeld an Hunderten von Tieren erprobt.
Mit ungefähr acht bis neun Jahren tötete er das erste Tier und entdeckte während der Tötungshandlung seine positiven Gefühle, während er die Eingeweide betastete. Infolgedessen begann er, Kaninchen in der Nachbarschaft zu stehlen, oder er kaufte sie sich von seinem Taschengeld. Im Laufe der Jahre bis zu seiner Verhaftung quälte und ermordete er ungefähr tausend dieser Tiere, wobei er seine sadistischen Praktiken ausbaute, mit Skalpellen und vielfältigen Fesselungswerkzeugen arbeitete und den Kaninchen, wie auch anderen Tieren, teilweise über Stunden Schnittwundenzufügte, Zigaretten auf ihnen ausdrückte oder in sie einführte und sie penetrierte, bevor er sie sterben ließ. Erst später, nachdem er einen Jagdschein erlangt hatte, folterte und tötete er Schafe, Rinder und Pferde. Auch Rehe und anderes Wild, das er während der Jagd erlegte, blieben nicht von seiner Lust zu quälen verschont.
Ungefähr ab seinem
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