Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
haben, fühlen sich nur dann befriedigt, wenn sie Gewalt auf die Leiche ausüben, beispielsweise auf sie einstechen.
Andere Nekrophile haben zwar am liebsten Sex mit Lebenden, doch wenn sich die Gelegenheit bietet, befriedigen sie sich auch an Toten. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Nekrophile, die einem Beruf nachgehen, bei dem sie ungestörten Zugang zu Leichen haben. Doch – entgegen allgemeiner Vorurteile – gilt das nur für sehr wenige Angehörige solcher Berufsgruppen.
Dann gibt es die Nekrophilen, die hauptsächlich mit Leichen Sex haben wollen, obwohl sie auch in der Lage sind, mit Lebenden sexuell zu verkehren. Gefährlich wird es dann, wenn ihnen die Gelegenheiten auf Friedhöfen, in Leichenhallen und Bestattungsunternehmen nicht ausreichen. Es gibt Fälle, in denen Nekrophile mit mehr oder frischeren Leichen in sexuellen Kontakt treten wollen. Die – neben den nekrophilen Sadisten – einzig wirklich gefährlichen Nekrophilen sind nämlich jene Menschen, denen jedes Mittel recht ist, um an Leichen zu kommen. Sie können zwar auch Sex mit Lebenden haben, doch das befriedigt sie bei Weitem nicht so sehr, wie sexuelle Betätigungen mit Leichen. Manche von ihnen schrecken nicht davor zurück, Menschen zu töten, nur um anschließend mit deren Leichen Sex haben zu können.
Ein solcher gefährlicher Nekrophiler wird in dem deutschen Spielfilm Lieben von Rouven Blankenfeld aus dem Jahr 2006 dargestellt. Darin tötet der einsame Boris immer wieder junge Mädchen, nur um sich anschließend an ihren Leichen zu vergehen. Die Mutter eines seiner Opfer begegnet ihm auf der Suche nach ihrer Tochter. Beide verlieben sich ineinander, doch Boris kann den Drang danach, seine nekrophile Neigung auszuleben, nicht dauerhaft unterdrücken. Die Mutter seines Opfers, die ihn inzwischen sehr liebt, kommt schließlich hinter sein Geheimnisund tötet sich selbst, weil sie aus Liebe den Mörder ihrer Tochter nicht töten kann.
Es gibt auch Nekrophile, die ausschließlich mit Leichen Sex haben und überhaupt keine sexuellen Gefühle für Lebende entwickeln. Sie kommen am seltensten vor.
Warum werden Menschen nekrophil?
Da die allermeisten nekrophilen Menschen niemals mit einer Straftat auffallen, gibt es bisher nur wenige Untersuchungen über sie. Deshalb ist bisher noch nicht sicher geklärt, warum Menschen diese Neigung entwickeln. Ich habe bereits erklärt, dass einige sadistische Sexualmörder sexuelle Handlungen mit ihren Opfern durchführen, um sie noch mehr zu kontrollieren und zu erniedrigen. Einen sehr ähnlichen sadistischen Antrieb haben auch Nekrophile, die Leichen einfach zerstückeln oder in erniedrigenden Stellungen für andere sichtbar hinterlassen. Manche Menschen benutzen eine romantische Ausprägung von Nekrophilie als Teil ihrer Trauer um einen geliebten Menschen. Doch warum finden Menschen, die keine sadistischen sexuellen Wünsche haben und auch um niemanden trauern, Sex mit Leichen – egal ob nur vorgestellt oder auch durchgeführt – erregend?
Die US-amerikanischen Psychiater Jonathan Rosman und Phillip Resnick befragten 1989 nekrophile Menschen dazu, was sie zu ihren Fantasien und Handlungen antreibt. Dabei fanden sie heraus, dass viele von ihnen ein schlechtes Selbstwertgefühl haben. Sie haben Angst, ein möglicher lebender Partner könnte sie zurückweisen. Einige haben das auch schon erlebt. Daraus entwickeln sie den Wunsch, einen Sexualpartner zu haben, der sie nicht ablehnen und ihnen nicht wehtun kann. Dafür eignet sich eine Leiche sehr gut.
Manche von ihnen wollen sich auch einfach nicht mehr einsam fühlen, oder sie bilden sich ein, dass sie wenigstens in einem Bereich ihres Lebens Macht ausleben können, wenn auch nur über eine Leiche.
Die beiden Psychiater halten es aber auch für denkbar, dasseinige Nekrophile ursprünglich starke Angst vor dem Tod hatten. Diese Angst bewältigten sie, indem sie angenehme sexuelle Gefühle mit dem Tod verbanden.
Aber auch Menschen mit völlig normalem Selbstwertgefühl und sogar normalen Liebesbeziehungen entwickeln manchmal nekrophile Fantasien. In einigen Fällen – wie dem der mir bekannten Frau – können die ansonsten psychisch völlig unauffälligen Nekrophilen sich daran erinnern, dass ihre Fantasie mit dem Anblick einer bestimmten Leiche anfing. Es gibt aber auch genügend Beispiele von Menschen, die sich an kein solch einschneidendes Ereignis erinnern können und keine Ahnung haben, woher ihre Fantasien
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