Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
durchzuführen,und zwar in der krassest möglichen Variante, nämlich bei Tötungsdelikten. Die Frau schrieb:
»Ich bin Medium und sehe in Visionen zu Tode gekommene Menschen, überwiegend Morde an Kindern. Meine Frage an Sie: Ist es aus Ihrer Sicht möglich, meine Visionen in Kriminalfälle zu integrieren beziehungsweise zu verwerten? Wie das zum Beispiel in den USA schon länger praktiziert wird. Zum Ende möchte ich noch betonen, dass ich keinerlei finanzielles Interesse habe.
In den vielen Fällen ist es so, dass ich folgende Dinge »sehen« kann: Die Todesursache bzw. Verletzungen, Umstände/Situationen, die kurz vor dem Tod waren (z.B. Streit/Sexualverbrechen/Entführung), Gegend oder Landschaft, wo sich eine Leiche befindet (allerdings meist ohne Ortsnamen), Aussehen des/der Täter(s) und Hinweise auf dessen Umfeld, wie Familie, Arbeit/Fahrzeug. Dies sind im Groben die Dinge, die ich meist wahrnehme. Es sind mal mehr, mal weniger Hinweise, das kann ich nicht beeinflussen.«
Ich teilte der Schreiberin mit, dass ich angesichts des entstehenden Aufwandes eine Veröffentlichung der Ergebnisse einplanen müsse. Das sagte sie erfreut und wiederholt zu. Leider zog sie aber, nachdem ich ihr später ganz respektvoll die Ergebnisse mitgeteilt hatte, vollkommen unerwartet ihr Einverständnis zurück. Daher kann ich den Namen der (zuvor sehr entspannten) Schreiberin nun nicht mehr nennen. Ich finde das schade, denn ich bewundere nach wie vor den Mut und die Offenheit der wirklich netten Person.
Doch zurück um Test. »Ich sende Ihnen Farbfotos von Tatorten zu«, schrieb ich ihr. »Auf den Bildern werden Sie die Leichen nicht oder nur teils sehen, sondern wenn überhaupt nur Spuren wie Blut. Sie sagen mir dann nach Möglichkeit etwas zum Ort (wo ist das?), Jahr (wann geschah das?), zur Jahreszeit (wann geschah das?), zur Art des Verbrechens (was ist da passiert?), zur Art der (im Bild nicht erkennbaren) Verletzungen und etwas zum Täter/zur Täterin. Wäre das eine für Sie akzeptable Möglichkeit?«
Das war es, und so konnte es losgehen.
Das Medium erbat sich allerdings eine gewisse Zeit, um übersinnliche Informationen zu den Kriminalfällen wahrzunehmen, und sie wollte das in Ruhe zu Hause machen. »Das müsste sonst ein langes Treffen werden«, meldete sie, »da ich die Visionen nicht immer auf Abruf bekomme, sondern manchmal auch ein, zwei Tage beziehungsweise ein, zwei Nächte vergehen können. Es kommt auch vor, dass zusätzliche Wahrnehmungen noch einige Tage später folgen. Dazu kommt, dass ich in einer schlecht angebundenen Region lebe und Agoraphobie habe.«
Techniken aus dem Jenseits
Das war alles kein Problem. Neugierig war ich natürlich darauf, wie das Medium ihre Erkenntnisse aus dem Jenseits gewinnt. Sie schrieb mir dazu:
»Die Spiritualität begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Meine Visionen, Eingebungen und Botschaften aus der geistigen Welt, Engelskontakte und Jenseitskontakte haben sich seit meiner Kindheit immer mehr verfeinert. Ebenso die Wahrnehmung verschiedenster Naturwesen. Am Anfang meiner ›Arbeit‹ ist das Bild einer vermissten oder verstorbenen Person. Möglich ist auch ein Bild vom Tatort oder aus der Umgebung des Vermissten oder Verstorbenen. Der nächste Schritt ist das sogenannte Reinspüren. Es bedeutet, dass ich mich in Gedanken mit der Seele des Vermissten oder Verstorbenen verbinde. Das beinhaltet ein sehr intensives Betrachten des Bildes, das ich auch für einige Minuten in die Hand nehme. Dieses wiederhole ich einige Male im Abstand von einigen Stunden, sodass eine Verbindung aufgebaut werden kann. Jeder Mensch, auch ein verstorbener, besteht aus Energie. Diese Energie ist die Seele, in der alles Vergangene gespeichert ist. Diese Energien sind ›Erlebnisse‹ des Vermissten oder Verstorbenen, die ich in Form von Hinweisen wie Bildern,Symbolen, Gefühlen, Geräuschen und Träumen wahrnehmen, sehen, hören und spüren kann.«
Nun kann man an das Jenseits glauben oder nicht. Die entscheidende Frage ist natürlich, wie zuverlässig die Hinweise aus einer Welt sind, die wir weder kennen noch durchschauen. Doch auch hier beruhigte mich das Medium:
»Die genannten Hinweise treffen ›immer‹ auf den jeweiligen Vermissten oder Verstorbenen zu«, schrieb sie zu meiner Erleichterung. »Oder sie beschreiben die Umgebung und das Umfeld, mit dem der Vermisste oder Verstorbene kurz vor der Tat zu tun hatte. Deshalb kann ich auch die Umstände vor oder während einer Tat
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