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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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würden. Doch nach einigen Monaten schienen mir Dinge, die erst böse waren, plötzlich nicht mehr böse zu sein. Ich war auf dem Weg in den Untergang und wusste es nicht. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war es mir dann aber auch egal.«
    Berkowitz beschreibt treffend, dass die Entwicklung zum Serienmörder sich in ihm schrittweise vollzogen hat. Nur versteht er diese Schritte im Sinne christlicher Glaubensvorstellungen und nicht psychologisch. Psychologisch betrachtet war er ein Kind, dem die Fähigkeit fehlte, seine Gefühle und Gedanken normal zu steuern, weshalb es sich sehr auffällig verhielt. Einsam und traurig blieb er den Großteil seiner Kindheit und Jugend für sich undflüchtete in Fantasiewelten von dunklen Mächten und geheimen Gruppen. Nach der Enttäuschung über seine erfolglose Zeit als Soldat wurde er zum Brandstifter. Als die Wut über seine Mutter und die Umstände seiner Zeugung seine letzten Träume zerstörten, gab es für ihn nur noch Hass. Dieser Hass entlud sich in der Tötung von Menschen, die ihn an seine Mutter erinnerten.
    Er sagte in einem Interview: »Ich habe keinen Zweifel daran, dass ein Dämon seit meiner Geburt in mir gelebt hat.« Der Dämon ist für ihn eine verständliche, greifbare Erklärung dafür, dass er schon seit seiner frühen Kindheit nur Probleme hatte und unglücklich war. Wie viele Kinder mit psychischen Problemen konnte er sich nie erklären, warum er so anders war als alle anderen. Dabei wäre er sicherlich lieber ein normales und glückliches Kind gewesen.
    Einem Dämon die Schuld für alles Schlechte in seinem Leben zu geben ist gut für sein Selbstwertgefühl, denn das macht ihn zum Opfer von etwas Großem, Mächtigem, Unvorstellbarem, gegen das er damals keine Chance hatte. Nicht er hat also dazu beigetragen, dass sein Leben schieflief, sondern der Dämon hat das bewirkt. »Es war Teil des Planes des Teufels, dass auf mir ein Fluch lag, der die Menschen von mir wegschob und eine Situation bewirkte, in der ich einsam und frustriert war.«
    Berkowitz hat es mithilfe seiner christlichen Fans geschafft, von einem erfolglosen zu einem erfolgreichen Narzissten zu werden. Nach der entsprechenden Umdeutung seiner Lebensgeschichte versteht er sich nun als Kämpfer gegen Satan. Diese Aufgabe ist sogar noch viel heldenhafter als das Kriegsheldentum, das er vergeblich angestrebt hat.
    Narzissten mögen es, sich mit bekannten, einflussreichen, wohlhabenden und mächtigen Menschen zusammen darzustellen, um sich in ihrem Glanz zu sonnen. Berkowitz geht sogar noch einen Schritt weiter. Er glaubt und erzählt jedem, der es hören will, dass er sowohl für Gott persönlich als auch für den Teufel eine ganz besondere Rolle spielt. Er sieht sich als sehr wichtige Figur, einen modernen und gleichzeitig biblischen Superhelden. So erklärteer in einem Interview: »Ich fühle, dass Gott mich dazu beruft, einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Er hat eine Aufgabe für mich, die ich erledigen soll. Gott beruft mich dazu, sein Verkündiger für unser Land zu sein, für alle Menschen. Ich weiß, dass Satan große Angst vor mir hat, weil er weiß, dass ich so viel aus eigener Erfahrung über ihn weiß.«
    Möglicherweise ist Berkowitz zum ersten Mal in seinem Leben wirklich zufrieden mit sich. Er ist inzwischen ein Prominenter in christlichen Kreisen, der zahlreiche Interviews gibt. Seine christlichen Freunde stellen sein Tagebuch ins Internet, in dem er seine Meinung zu verschiedenen Themen kundtut. Plötzlich wird er beachtet, geschätzt, sogar bewundert.
    Im Gefängnis arbeitet er in der Seelsorge und bekommt auch dort positive Rückmeldungen. Alles, was er sich früher wünschte, hat er jetzt. Er ist in einer sicheren Umgebung, in der der Alltag geregelt und überschaubar ist. Endlich kommen viele Menschen zu ihm oder schreiben ihm. Er fühlt sich wichtig, bekommt sehr viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. Als ein moderner Heiliger zu leben ist so viel besser, als einsam und wuterfüllt durch dunkle Straßen zu streifen. Kein Wunder also, dass Berkowitz überhaupt nicht vorhat, das Gefängnis jemals wieder zu verlassen. Es ist schließlich die beste Zeit seines Lebens in der geschützten, kleinen Welt dort. Sein Ruf als moderner Heiliger wächst außerdem noch dadurch, dass er alle Möglichkeiten, einen Gnadengesuch zu stellen und vielleicht vorzeitig entlassen zu werden, seit 2002 abgelehnt hat. Als »geläuterter Sünder«, der sich mit seiner irdischen Strafe abgefunden hat und sie

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