Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
einrichten, die er »forgivenforlive.com« nannte, was soviel bedeutet wie »für’s Leben vergeben«. Seither nutzt er alle freie Zeit, die er hat, um öffentlich darzustellen, dass er seinen Frieden mit Gott gemacht hat, nun ein Kämpfer gegen Satan ist und seine Opfer und deren Familien um Vergebung bittet.
Die Methode, sich einer christlichen Gruppe anzuschließen, weil Christen ganz besonders gerne ehemalige Sünder aufnehmen, haben ebenso auch Garavito und Ted Bundy versucht. Garavito und Berkowitz erzählen sogar fast identische Geschichten von Dämonen, die sie zum Töten aufforderten, und von einem Pakt, den sie mit dem Teufel eingingen.
Sich das christliche Glaubenssystem zunutze zu machen, kann für Straftäter, die sowohl antisozial als auch narzisstisch sind, sehr praktisch sein. So können sie die Verantwortung für ihre Taten von sich selbst weg auf die bösen Mächte schieben und sich gleichzeitig auch noch als besonders gut darstellen, weil sie mit der Bekämpfung der bösen Mächte zu »Helden für Gott« werden.
So ähnelt auch die gefühlsselige Geschichte von Berkowitz darüber, wie er zum christlichen Glauben kam, der von Garavito (siehe S. 93): »Eines Tages kam während des Hofgangs an einem kalten Winterabend ein Mitgefangener zu mir. Er stellte sich vor undbegann mir von Jesus Christus zu erzählen, der mich liebe und mir vergeben möchte.«
Märchenhaft und dramatisch gehen seine Schilderungen auch weiter. Eine halbe Seite später schreibt er, »spät in dieser Nacht ging ich in meiner kalten Gefängniszelle auf meine Knie und fing an zu JESUS zu rufen. Ich sagte IHM, dass ich angewidert von den üblen Taten und ihrer überdrüssig war. Ich bat JESUS um Vergebung für alle meine Sünden. Ich verbrachte eine ganze Zeit auf meinen Knien, um zu IHM zu beten.«
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Die irdische Erklärung für scheinbar übersinnliche Übereinstimmungen
Auf den ersten Blick wirkt es erstaunlich, dass sowohl Garavito als auch Berkowitz Geschichten von Dämonen in ihrer Haft erzählten und sich im Gefängnis als geradezu vorbildliche Christen darstellten. Doch dafür gibt es eine einfache Erklärung:
In Ländern wie Kolumbien und den USA kann es für Straftäter besonders nützlich sein zu behaupten, von Dämonen zu ihren Taten getrieben worden zu sein. In solchen Ländern haben christliche Gruppen, die tatsächlich an Dämonen, Besessenheit und Austreibung glauben, viele Anhänger. So können die Täter eine größere Gruppe von Menschen als Unterstützer für sich gewinnen.
Derart extreme christliche Gruppen wiederum leben von besonders gefühlsbetonten Bekehrungsgeschichten, mit denen sie neue Anhänger werben. Kaum eine Bekehrungsgeschichte lässt sich besser verkaufen, als die von einem vom Teufel besessenen Mörder, der mit Gottes Hilfe zum Heiligen wird. Das ist ein sprichwörtliches Wunder, und Wunder können diese christlichen Gruppen immer gut gebrauchen. Somit profitiert sowohl der Straftäter als auch die religiöse Gruppe von derart filmreifen Bekehrungsgeschichten.
Dass die Geschichten von Garavito und Berkowitz sehr ähnlich klingen, lässt sich ebenso leicht erklären: Beide erzählten, dass sie sehr gerne Horrorfilme geschaut hätten. Horrorfilme, dievon Besessenheit und satanischen Ritualen handelten, waren besonders in den Sechziger- und Siebzigerjahren viel beliebter als heute und wurden auch in den Achtzigern noch oft auf Videokassetten verkauft. Kein Wunder also, dass sich die von solchen Filmen angeregten Geschichten ähnelten. Die beiden Täter konnten sie erfolgreich im Gefängnis verkaufen, denn von Satan und Dämonen handelnde Geschichten passten perfekt zum Glaubenssystem der extremen christlichen Gruppen, die auch im Gefängnis immer auf der Suche nach Anhängern waren.
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David Berkowitz schrieb im März 1999 sein Lebens- und Glaubensbekenntnis, das er einfach »Meine Geschichte« nannte. Seine Beschreibungen wirken – genau wie er selbst – gekünstelt wie aus einem Roman und bemüht gefühlsbetont. Er bietet seinen Lesern – extrem gläubigen Christen – genau das, was sie hören wollen: Eine moderne Geschichte vom Kampf zwischen Gott und Satan, der ausgetragen wurde im Menschen David. Wie in der biblischen Geschichte, in der der Jüngling David einen mächtigen Riesen mit Gottes Hilfe erschlägt, gewinnt David Berkowitz in seiner Geschichte mit Gottes Hilfe den Kampf gegen Satan persönlich.
Schon der Anfang trieft vor Rührseligkeit:
»Mein Name ist David
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