Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Fantasien, in denen sie so sind, wie sie gerne in Wirklichkeit wären. In ihren Tagträumen sind sie Superhelden, Millionäre, Präsidenten, Stars oder sonst wie beeindruckende Gestalten. Oft glauben sie fest daran, dass es ihnen auch irgendwann gelingen wird, ihre völlig übersteigerten Karriereträume zu verwirklichen. Solche erfolglosen Narzissten werden von Castingshows wie magisch angezogen. Diese Shows wiederum sind unter anderem darauf ausgerichtet, die grandiose Selbstüberschätzung und totale Fehlwahrnehmung genau solcher Menschen möglichst peinlich in Szene zu setzen. Sollten Sie sich also in den ersten Runden solcher Shows gefragt haben, wie jemand, der nun wirklich nicht singen oder tanzen kann, derart von sich überzeugt sein kann, kennen Sie jetzt die Antwort.
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Berkowitz’ Versuch, mithilfe seiner Besessenheits- und Satanistengeschichte für schuldunfähig erklärt zu werden, misslang. Obwohl verschiedene Gutachter ihm seine Geschichten glaubten und annahmen, er leide wirklich an Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen, wurde vom Gericht schließlich ein psychiatrisches Gutachten anerkannt, in dem er als schuldfähig eingestuft wurde. Der Psychiater David Abrahamson erklärte, dass Berkowitz zwar durchaus in seiner Persönlichkeit gestört sei, dass er aber keineswegs Wahnvorstellungen habe und in der Lage gewesen sei, das Unrecht seiner Taten zu verstehen und sich bewusst für das Töten zu entscheiden.
Dafür, dass Berkowitz’ Geschichte vom Dämonenhund auch erfunden war, spricht, dass er nach seiner Verhaftung keine Anzeichen mehr von Sinnestäuschungen oder Wahnvorstellungenzeigte. Hätte er – wie es einige Gutachter annahmen – an einer sogenannten paranoiden Schizophrenie gelitten, dann hätte er auch früher oder später im Gefängnis jemandem von weiteren dämonischen Botschaften berichtet. Eine Schizophrenie verschwindet nicht ohne eine Behandlung mit entsprechenden Medikamenten von einem Tag auf den anderen, nur weil jemand plötzlich ins Gefängnis kommt. Berkowitz hat aber nach seiner Verhaftung nie wieder behauptet, Stimmen zu hören oder Dämonen zu sehen. David Berkowitz war, als er seine Taten beging, kein vom Teufel Besessener oder Schizophrener, sondern ein antisozialer, depressiver und erfolglos narzisstischer Frauenhasser. Antisoziale Täter neigen dazu, zu lügen, bis sich die Balken biegen, nur um die Schuld von sich abzulenken und eine möglichst geringe Strafe zu bekommen. Schon in seiner ersten Vernehmung bei der Polizei nannte Berkowitz sein Ziel, der Todesstrafe zu entgehen, und bot an, sich dafür schuldig zu bekennen.
Wie wichtig es ihm verständlicherweise war, der Todesstrafe zu entkommen, zeigte er auch während der Verhandlung. Weil die Mutter von Stacy Moskowitz sich für seine Todesstrafe aussprach, sagte er mehrmals deutlich hörbar im Gerichtssaal, in dem sie saß: »Stacy war eine Hure«, obwohl ihm klar sein musste, dass er mit einem solchen abfälligen Kommentar Richter und Geschworene sicher nicht milde stimmen würde. Aber auch dies ist typisch für antisoziale Täter. Sie haben ihre Gefühle oft nicht im Griff und lassen ihre schnell aufkommende Wut wenn möglich direkt heraus. Berkowitz konnte es sich aus Wut über die Mutter, die ihn tot sehen wollte, nicht verkneifen, sein Opfer zu beschimpfen.
Berkowitz erkannte, dass er wegen des Gutachtens des Psychiaters Abrahamson der Todesstrafe nicht mehr durch vermeintliche Schuldunfähigkeit entkommen konnte. Deshalb bekannte er sich schuldig und wurde im Gegenzug statt zum Tode zu sechs Mal lebenslänglicher Haft verurteilt.
Nach seiner Verurteilung gestattete er es ausgerechnet dem Psychiater, der ihn als schuldfähig eingestuft hatte, mehrere Gespräche mit ihm zu führen, und begann mit ihm einen Briefwechsel.Dabei gab er zum ersten Mal zu, dass er mit seiner Geschichte vom Dämonenhund versucht hatte, die Gutachter zu beeinflussen. Über seine Unterhaltung mit einem anderen Psychiater schrieb er abfällig: »Alles, was ich tun musste, war ›Sam Carr‹ und die ›Dämonen‹ in die Unterhaltung einzuschieben (…) und schon tröstete er mich.« An Dr. Abrahamson schrieb er auch: »Ich schätze, Sie sehen mich, wie ich wirklich bin – ein Tier und unmenschlich.«
Vom Monster zum Heiligen
Berkowitz schloss sich 1987 im Gefängnis einer christlichen Gruppe an und begann, seine Bekehrungsgeschichte öffentlich zu machen. Von Mitgliedern seiner Glaubensgemeinschaft ließ er sich eine Homepage
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