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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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»mit Würde« trägt, ist ihm ewiger Ruhm – zumindest in christlichen Kreisen – sicher.
Jack Unterweger: eine weitere kaputte Kindheit und ein erfolgreicher Narzisst
    Unterweger (1950–1994) war ein Psychopath (siehe »Was ist ein Psychopath«, S. 132) und bösartiger, sexueller Sadist (siehe »Sadistische Straftaten«, S. 238 ff.). Berühmt wurde er als Serienmörder, der andereMenschen in einem Ausmaß um den Finger wickeln und sich selbst positiv darstellen konnte, wie es sonst nur der Romanfigur des faszinierenden Kannibalen Hannibal Lecter gelungen ist.
    Macht ausüben, indem sie andere Menschen von sich und ihren Wünschen überzeugen, können antisoziale und psychopathische Straftäter nicht nur in christlichen Kreisen. Unterweger nutzte seine starke Ausstrahlung und Überzeugungskraft, um sich während seiner Haft bei berühmten und gebildeten Bürgern der höheren österreichischen Gesellschaft beliebt zu machen. Seine einflussreichen Fans halfen ihm schließlich dabei, aus dem Gefängnis entlassen zu werden.
    Über Unterwegers Kindheit und Jugend sind einige Umstände bekannt, von denen auch andere psychopathische und gleichzeitig sadistische Täter berichten (vgl. Fall Josef Fritzl, S. 188 ff.). Jahre später wurde allerdings darüber gestritten, ob Unterweger seine Kindheits- und Jugendgeschichte – die als Buch vermarktet wurden – nicht ein wenig zu seinen Gunsten ausgeschmückt hat. Unstrittig sind folgende Informationen:
    Seine Mutter war Prostituierte, sein Erzeuger ein US-amerikanischer Soldat, den er nie kennenlernte. Seine ersten anderthalb Lebensjahre verbrachte er bei Pflegepersonen, danach wurde er von seinem alkoholsüchtigen Großvater in ärmlichen Verhältnissen aufgezogen. Der war ebenso wie Unterwegers Mutter das, was man einen »Kleinkriminellen« nennt. Er vernachlässigte seinen Enkel und misshandelte ihn körperlich schwer. Außerdem spannte er ihn als Hilfe bei seinen Gaunereien ein.
    Die sexuellen Abenteuer des Großvaters erlebte Unterweger als Kind mit, weil er in dessen Bett, wo verschiedene Damen nächtigten, seinen Schlafplatz hatte. In der Schule wurde er ein Außenseiter, da seine Kleidung schäbig war und er wegen fehlender Körperpflege schlecht roch. Als er acht war, wurde er vom Großvater weggeholt und erst bei einer Tante, dann bei einer Pflegefamilie und schließlich in einem Heim untergebracht. Seine Mutter tauchte kurz in seinem Leben auf, als er zehn Jahre alt war. Nach einigen Tagen reiste sie, ohne sich zu verabschieden, wieder ab.
    Wollte man es darauf anlegen, aus einem Kind einen Psychopathen zu machen, so könnte man seine Lebensbedingungen kaum passender gestalten. Fast alles, was ein Kind erleben muss, damit es mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einem gestörter Straftäter wird, hat Unterweger erlebt. Ziemlich typisch für einen antisozialen Jugendlichen ging es auch weiter: Unterweger begann schon früh zu stehlen, weshalb er vier Mal seine Lehrstelle verlor. Schließlich wurde er in eine Erziehungsanstalt gesteckt. Diese verließ er nach einem Jahr, weil er als »unerziehbar« galt. Danach zog er umher, schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten, Diebstählen und Einbrüchen durch. Er ging nach Deutschland, angeblich in der Hoffnung, seine Mutter zu finden. In Hamburg wurde er Zuhälter und ging auch selbst anschaffen, wobei er sich wohlhabenden Damen anbot. Er begann, Drogen zu nehmen, wurde schließlich wieder verhaftet und nach Österreich ausgewiesen.
    Als er vierundzwanzig war, erdrosselte er eine Achtzehnjährige mit ihrem Büstenhalter. Er erklärte, das Mädchen habe ihn an seine Mutter erinnert. Der Hass auf seine Mutter könnte zwar eine Rolle dabei gespielt haben, dass er gerade diese Frau tötete. Die treibende Kraft hinter diesem und allen weiteren Morden waren aber seine bösartigen, sadistischen, sexuellen Fantasien.
    Täter, die seit ihrer Jugend starke sadistische Fantasien haben, gehen oft nach einem bestimmten Muster vor. Sie haben – wie Menschen mit normalen sexuellen Vorlieben auch – bestimmte Vorstellungen, die sie besonders erregend finden. Töten sie Menschen, um ihre Fantasien umzusetzen, dann erkennt man sie oft an ihrer typischen Vorgehensweise. Sie töten immer wieder auf die Art, die sie besonders erregt (vgl. Fall Dennis Rader, S. 239). Unterweger erregte es besonders, Frauen mit ihrer Unterwäsche zu erdrosseln und dabei einen bestimmten Knoten zu benutzen (siehe M. Benecke, Mordspuren , S. 185 f.).
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