Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
wieder aus verschiedenen Gründen von der Polizei verhaftet wird.
2. Anderen Menschen gegenüber ist er zutiefst hinterhältig, lügt immer wieder, benutzt Decknamen und betrügt (um beispielsweisean Geld zu kommen oder Sex mit vielen verschiedenen Partnern zu haben). Er tut das alles, um sich Vorteile zu verschaffen, oder zum persönlichen Vergnügen.
3. In allem, was er tut, wird der Antisoziale von seinen Gefühlen und Bedürfnissen getrieben, ohne dass er dabei vernünftig abwägt oder Dinge vorausschauend plant. Sein Motto ist: »Was ich will, das will ich sofort und egal wie.«
4. Weil er ständig und sehr leicht reizbar ist, wird er immer wieder in Schlägereien oder Überfälle verwickelt.
5. Seine eigene Sicherheit wie auch die Sicherheit anderer sind ihm egal.
6. Weil er völlig verantwortungslos handelt, ist er nicht in der Lage, über längere Zeit einer festen Arbeit nachzugehen. Rechnungen oder Schulden bezahlt er oft nicht.
7. Der Antisoziale fühlt sich nie für irgendetwas schuldig und hat deshalb immer wieder Ausreden parat, um das Unrecht, das er anderen angetan hat, zu rechtfertigen. Grundsätzlich sind die Umstände, andere Menschen oder seine Opfer schuld an dem, was er getan hat.
Garavito erfüllt alle Merkmale, die die dissoziale bzw. antisoziale Persönlichkeitsstörung ausmachen. Leider hat niemals jemand einen Gentest mit ihm gemacht. Es gibt nämlich wissenschaftliche Hinweise dafür, dass ein bestimmtes Gen, also eine angeborene Erbinformation, die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Mensch antisozial wird.
Der US-Psychologe Avshalom Caspi und seine Mitarbeiter fanden im Jahr 2002 heraus, dass Männer, die eine schwach arbeitende Ausprägung eines bestimmten Gens hatten und in ihrer Kindheit körperlich misshandelt und/oder sexuell missbraucht wurden, zu85 Prozent antisoziale Verhaltensweisen zeigten. Männer mit denselben Kindheitserlebnissen, aber mit einer stark arbeitenden Ausprägung des entsprechenden Gens, verhielten sich fast nie antisozial. Das Gen bewirkt also je nach Ausprägung eine gute oder schlechtere Versorgung des Gehirns mit bestimmten Stoffen, die das Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen. Sie werden auch in Medikamenten zur Bekämpfung bestimmter psychischer Krankheiten eingesetzt.
Kurz gesagt: Einige Menschen haben das Glück, dass sie sich aufgrund ihrer Erbanlagen trotz schlimmer Kindheitserlebnisse psychisch weitgehend »normal« entwickeln können, andere verfügen nicht über diesen »Schutz«, weshalb sie antisozial werden oder andere psychische Störungen entwickeln.
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Die Sprache antisozialer Verbrecher
Antisoziale Straftäter übernehmen grundsätzlich keine Verantwortung für ihre Taten und haben keinerlei Schuldgefühle, was sich manchmal schon in ihrer Ausdrucksweise zeigt. Selbst wenn sie versuchen, sich zu entschuldigen, weil das von ihnen erwartet wird, drücken sie sich oft so aus, dass klar wird, was sie eigentlich denken: Nämlich dass sie Opfer der Umstände geworden sind und unter ihren eigenen Taten ebenfalls sehr zu leiden haben. Berkowitz und Garavito sind gute Beispiele dafür.
Berkowitz schrieb in seiner christlichen Lebensgeschichte: »Im Rückblick war das alles ein abscheulicher Albtraum und ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, wenn ich das, was dann passierte, ungeschehen machen könnte. Sechs Menschen verloren ihr Leben. Viele andere litten durch mich und werden ihr ganzes Leben leiden. Es tut mir so leid.«
Er benutzt ebenso wie Garavito Worte, die zeigen, dass er die Verantwortung für seine Taten nicht wirklich bei sich selbst sieht. Anstatt etwa zu sagen: »Dass ich diese Menschen getötet habe war unrecht«, schreibt Berkowitz, dass seine Taten »ein Albtraum« für ihn waren. Garavito sagte im Gespräch mit Mark,dass »die Tragödie«, die er verursacht hat, ihm selbst viel Leiden zugefügt hätte. Beide sehen sich also weiterhin als Opfer.
Immer sagen sie, dass irgendetwas irgendjemandem passiert ist , anstatt zu sagen, dass sie selbst etwas getan und entschieden haben . Berkowitz schrieb: »Sechs Menschen verloren ihr Leben. Viele andere litten durch mich«, anstatt zu schreiben: »Ich habe sechs Menschen getötet und vielen anderen Leid zugefügt.«
Garavito sagte im Gespräch mit Mark: »Ich bedauere, was diesen Familien zugestoßen ist«, anstatt zu sagen: »Es tut mir leid, was ich diesen Familien angetan habe.«
Mark und ich erleben im Gespräch mit Straftätern diese Sprachauffälligkeit
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