Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Überfälle. Buono zwang Frauen zur Prostitution, indem er sie vergewaltigte und folterte. Er bot Bianchi an, in sein Geschäft als Zuhälter einzusteigen, was dieser dankend annahm. 1977 flohen zwei der Frauen, die Buono zur Prostitution zwang. Das machte ihn so wütend, dass er Bianchi vorschlug, gemeinsam auf Frauenjagd zu gehen.
Innerhalb von vier Monaten entführten Bianchi und Buono zehn Frauen und Mädchen, indem sie sich als Polizisten ausgaben. Sie vergewaltigten, folterten und töteten ihre Opfer. Die nackten Leichen hinterließen sie mit gespreizten Beinen und in vielen Fällen gut sichtbar. So viele brutale Morde in kürzester Zeit erregten großes Aufsehen. In Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen wurde über den »Hillside Strangler« (deutsch: »Berghang-Würger«, wegender hügeligen Lage der Stadt) berichtet. Die Polizei wusste, dass es zwei Täter waren, weil an den Leichen das Sperma von zwei Männern gefunden wurde. Diese Information wurde aber nicht an die Presse weitergegeben.
Bianchi wäre gerne selbst Polizist geworden. Deshalb suchte er Kontakt zu einigen Polizisten und erzählte ihnen, dass er sich für die aktuelle Mordserie interessierte. Er schaffte es sogar – ähnlich wie der Serienmörder Jack Unterweger (siehe S. 120 ff.) –, von den Polizeibeamten zu einer Rundfahrt im Streifenwagen mitgenommen zu werden. Als er davon Buono erzählte, bekam dieser einen Wutanfall. Er wollte nicht wegen des Leichtsinns seines Stiefcousins auffliegen. Daraufhin zog Bianchi nach Washington. Er suchte sich in altgewohnter Art eine Arbeit als Wachmann, diesmal für Häuser. Sein Verlangen danach, wieder Frauen zu vergewaltigen und zu töten, wuchs. Im Januar 1979 bot er zwei Studentinnen an, sich etwas dazuzuverdienen. Sie sollten ein Haus, dessen Alarmanlage angeblich kaputt war, bewachen. Als die Studentinnen ihn in dem Haus trafen, vergewaltigte und erdrosselte er sie auf die altbekannte Art. Eine der Studentinnen hatte ihrem Freund aber Bianchis Namen genannt und so konnte die Polizei ihn schnell überführen.
Den Ermittlern fiel auf, dass Bianchi erst vor Kurzem aus Los Angeles nach Washington gezogen war. Sie fanden in seinem Haus Beweismaterial, das ihn mit einigen der »Hillside Stranglers«-Morde in Verbindung brachte. Die Ermittler hatten bald genug Beweise zusammen, um Bianchi für fünf der »Hillside Stranglers«-Fälle anzuklagen.
Bianchi war klar, dass er überführt war. Er hatte einige Zeit vorher einen Film über eine Frau gesehen, die mehrere Persönlichkeiten hatte. So kam er auf die Idee, mithilfe dieser Störung zumindest eine mildere Strafe zu bekommen. Das Ganze fädelte er geschickt ein. Zuerst behauptete er seinem Verteidiger gegenüber, dass er größere Erinnerungslücken habe. Der Verteidiger bat einen Psychiater daraufhin, mit Bianchi zu reden und eine Erklärung für die auffälligen Erinnerungslücken zu suchen. Der Psychiater versuchte, Bianchi zu hypnotisieren. Der nutzte die Gelegenheit und tat so, als würde sein »böses Ich« zum Vorschein kommen. Der angeblich böse Persönlichkeitsanteil stellte sich als »Steve Walker« vor. Er sagte, dass er Frauen hasse und sie deshalb getötet hätte. Außerdem erklärte er, dass er die Morde zusammen mit seinem Stiefcousin Angelo Buono beging.
Drei Psychiater begutachteten Bianchi und waren sich uneinig, ob seine Geschichte stimmen konnte. Bianchi behauptete, dass Steve seit seiner Kindheit regelmäßig die Kontrolle in seinem Körper übernahm. Er beschrieb Steve als harten, grausamen und bösartigen Mann.
Der Psychiater Martin Orne glaubte ihm nicht. Deshalb sagte er Bianchi, dass Menschen mit multipler Persönlichkeitsstörung eigentlich mehr als zwei Persönlichkeiten in ihrem Körper haben. Darauf behauptete Bianchi plötzlich, dass es noch drei andere Persönlichkeiten in ihm gibt. Eine davon nannte er Billy. Der Psychiater kam zu dem Ergebnis, dass Bianchi seine Geschichte doch zu auffällig an das anpasste, was die Gutachter gerade hören wollten. Er erklärte seine Aussagen für unglaubwürdig.
Als Bianchi merkte, dass er mit der Geschichte nicht durchkommen würde, gab er zu, dass er sich die gespaltene Persönlichkeitnur ausgedacht hatte. Um der Todesstrafe zu entgehen, bot er an, gegen seinen Stiefcousin auszusagen. Das Verfahren zog sich zwei Jahre hin. Beide wurden schließlich zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Schuldunfähig wegen gespaltener Seele
Billy Milligan war der erste Mensch in den USA,
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