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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Landsleute, obwohl sie nur Fantasiewesen sind.
    Andererseits weisen einige Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Gehirne von Menschen mit dissoziativer Persönlichkeitsstörung sehr wohl anders arbeiten als bei Menschen ohne diese Störung. In den Achtzigerjahren erforschte der Psychiater Frank Putnam die elektrischen Ströme im Gehirn von Menschen mit und ohne dissoziative Persönlichkeitsstörung. Dabei zeigten verschiedene Persönlichkeiten innerhalb eines Betroffenen so unterschiedliche Hirnströme, wie es sonst nur bei wirklich verschiedenen Personen mit verschiedenen Körpern und Gehirnen der Fall ist.
    Um zu überprüfen, dass die Gehirnströme nicht durch bloße Vorstellungskraft der untersuchten Personen anders aussahen,wurden sie auch bei psychisch gesunden Menschen gemessen. Diese Versuchspersonen wurden mithilfe genauer Anweisungen dazu gebracht, sich ganz fest vorzustellen, eine andere Person mit anderen Eigenschaften und Erinnerungen zu sein. Es gelang ihnen trotz größter Mühen nicht, die Hirnströme mithilfe dieser Vorstellung entsprechend zu verändern. Das heißt, selbst wenn man es wirklich versucht, kann man sich eine solche Störung nicht derart einreden, dass dies in einer Gehirnmessung das Bild einer anderen Persönlichkeit erzeugen würde.
    Auch bei Billy Milligan waren Jahre vorher derartige Messungen durchgeführt worden. Dabei hatte sich gezeigt, dass seine Hirnströme im Wachzustand so aussahen, als würde er schlafen. Das ist sonst nur bei kleinen Kindern zu beobachten. Bei der nächsten Messung zwei Wochen später waren Milligans Hirnströme für einen wachen Erwachsenen normal.
    2003 untersuchten niederländische Forscher an dissoziativer Identitätsstörung leidende Frauen mithilfe eines Geräts, das anzeigt, welche Gehirnbereiche gerade genutzt werden (Positronen-Emissions-Tomograf, abgekürzt PET). Während die Betroffenen an das Gerät angeschlossen waren, wurden ihnen Geschichten vorgelesen, die von sehr belastenden Kindheitserlebnissen aus ihrem eigenen Leben handelten. Wenn die eine Persönlichkeit die Geschichte zu hören bekam, erinnerte sie sich daran, dass sie diese Geschichte selbst erlebt hatte, und Bereiche in ihrem Gehirn sprangen an, die für das Empfinden von Gefühlen zuständig sind.
    Hatte eine andere Persönlichkeit gerade die Oberhand und las man derselben Frau dieselbe Geschichte vor, erinnerte sich diese Persönlichkeit nicht daran, dass es ihre eigene Geschichte war. In ihrem Gehirn sprangen entsprechend andere Bereiche an.
    Die Forscher deuteten dieses Ergebnis so, dass die abgetrennte Persönlichkeit dazu dient, im Gehirn die Erinnerung an sehr schlimme Erlebnisse zu unterdrücken. Das passt zu der in allen bekannten Fällen gemachten Beobachtung, dass nur Menschen, denen als kleine Kinder schlimme Dinge wie sexueller Missbrauch widerfuhren, eine solche Störung entwickeln.
    Es wird trotz der bisherigen Untersuchungen noch viele Jahre dauern, bis diese Störung gut genug erforscht sein wird, um sie sicher feststellen oder ausschließen zu können. Deshalb kann derzeit noch niemand entscheiden, ob ein Straftäter, der wie Billy Milligan über längere Zeit beeindruckend genau mehrere Persönlichkeiten in einem Körper darstellt, wirklich an einer dissoziativen Identitätsstörung leidet oder nicht.

Bisher haben wir über die Eigenschaften Narzissmus und Antisoziale Persönlichkeitsstörung gesprochen, weil sie bei gefährlichen Straftätern oft vorkommen. Sind diese Eigenschaften bei einer Person besonders stark ausgeprägt, so nennt man den Betreffenden einen Psychopathen.
    Der weiter vorne ausführlich dargestellte Serienmörder Garavito ist ein Psychopath. Außerdem hat er zwei sexuell abweichende Neigungen, die die Art seiner Verbrechen erklären: sexueller Sadismus und Pädophilie.
    Psychologen und Psychiater sehen die Pädophilie als »Störung der sexuellen Vorlieben« an. Ein Mensch ist pädophil, wenn er sich sein Leben lang hauptsächlich durch Kinder, die noch nicht die Pubertät erreicht haben, sexuell erregt fühlt. Außerdem muss der Betroffene darunter leiden oder seine diesbezüglichen Fantasien in die Tat umsetzen. Menschen, die besonders von pubertierenden Jungen und Mädchen – also im Alter von etwa zwölf bis sechzehn Jahren – sexuell erregt werden, nennen Fachleute hingegen »hebephil«. Umgangssprachlich wird das Wort »pädophil« allerdings für beide Störungen benutzt. Auch juristisch kann die Umsetzung von pädophilen und

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