Aus Der Laengeren Sammlung Dighanikayo Des Pali-Kanons
großen Verwandtenkreis verlassen, Haar und Bart abgeschoren, die fahlen Gewänder angelegt und sei von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. Also Pilger geworden sei er in Taten wohlgewahrt, in Worten wohlgewahrt, in Gedanken wohlgewahrt, mit der Notdurft an Atzung und Kleidung zufrieden, fröhlich in seiner Einsamkeit. Wenn dir nun von diesem deine Leute berichteten: ›Ach ja, Majestät, weißt du es schon, jener Mann, der dein Landbauer und Bürger war, der Arbeitgeber und Schatzvermehrer: der, Majestät, ist mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinausgezogen; also Pilger geworden ist er in Taten wohlgewahrt, in Worten wohlgewahrt, in Gedanken wohlgewahrt, mit der Notdurft an Atzung und Kleidung zufrieden, fröhlich in seiner Einsamkeit‹: würdest du etwa da sagen: ›Bringt mir den Mann herbei, er soll nur wieder Landbauer und Bürger sein, Arbeitgeber und Schatzvermehrer‹?«
»Gewiß nicht, o Herr: sondern wir eben würden ihn ehrerbietig begrüßen, uns vor ihm erheben und ihn zu sitzen einladen, ihn bitten Kleidung, Speise, Lager und Arzenei für den Fall einer Krankheit anzunehmen, würden ihm wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut angedeihen lassen.«
»Was meinst du wohl, großer König: wenn es sich also verhält, gibt es dann einen sichtbaren Lohn der Asketenschaft, oder gibt es keinen?«
»Allerdings, o Herr: da es sich also verhält, gibt es einen sichtbaren Lohn der Asketenschaft.«
»Das hab' ich dir, großer König, zum zweiten als einen schon bei Lebzeiten sichtbaren Lohn der Asketenschaft aufgewiesen.«
»Ist es aber möglich, o Herr, noch einen anderen schon bei Lebzeiten sichtbaren Lohn der Asketenschaft aufzuweisen, der vortrefflicher und erlesener wäre als dieser bisher?«
»Es ist möglich, großer König. Wohlan denn, großer König, so höre und achte wohl auf meine Rede.«
»Gern, o Herr!« sagte da aufmerksam der König von Magadha Ajatasattu, der Sohn der Videherin, zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
»Da erscheint, großer König, der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum dar. – Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer, der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, faßt er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt er also: ›Ein Gefängnis ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das völlig geläuterte, völlig geklärte Asketentum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie, wenn ich nun, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?‹ So gibt er denn später einen kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und ist mit geschorenem Haar und Barte, im fahlen Gewande von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. – Also Pilger geworden bleibt er in reiner Zucht richtig gezügelt, lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt; in Taten und Worten heilsam beflissen lebt er rein, ist tüchtig in Tugend, hütet die Tore der Sinne, gewappnet mit klarem Bewußtsein, zufrieden.
Wie aber, großer König, ist der Mönch tüchtig in Tugend? Da hat, großer König, der Mönch Lebendiges umzubringen verworfen, Lebendiges umzubringen liegt ihm fern: ohne Stock, ohne Schwert, fühlsam, voll Teilnahme, hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid. Das eben gilt ihm als Tugend. – Nichtgegebenes zu nehmen hat er verworfen, vom Nehmen des Nichtgegebenen hält er sich fern: Gegebenes nimmt er, Gegebenes wartet er ab, nicht diebisch gesinnt, rein gewordenen Herzens. Das eben gilt ihm als Tugend. – Die Unkeuschheit hat er verworfen, keusch lebt er: fern zieht
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