Aus der Spur
ihre Nase gab trötende Geräusche von sich.
Shamus klebte die kleinen Löcher ihrer Schweinsnase mit einem schmalen Streifen Isolierband zu. Maisy rang panisch nach Atem.
Wow! Shamus trat einen Schritt zurück, um sich das Spektakel anzusehen.
Doug brüllte. Er bekam einen Hammer von der Werkzeugwand zu fassen und schleifte die Werkbank an seiner Fußfessel über den Boden wie ein Strafgefangener seine Eisenkugel. Sein Gesicht war über und über mit orangefarbenem Chipsgewürz beschmiert.
» Du siehst aus wie ein drittklassiger Clown! « Lachend und spottend wich Shamus Dougs Hammerschlägen aus. Maisys Zuckungen wurden schwächer. Doug wirkte erschöpft. Trotzdem warf er mit dem Hammer nach Shamus, der gerade noch rechtzeitig die Hände emporriss, um seinen Kopf zu schützen. Das Wurfgeschoss traf ihn am Ellbogen, direkt auf den Musikantenknochen. Die Erschütterung lief den Nerv entlang, und Shamus’ ganzer Arm wurde taub. Dann durchfuhr ihn ein unerträglicher Schmerz.
Dieser Schweinehund!
Wut vernebelte Shamus’ Blick. Er hob den Hammer auf und spürte ihn gegen Dougs Schädel prallen. Der Fettsack ging lautlos zu Boden, aber das war Shamus egal. Immer wieder schwang er den Hammer.
Schließlich verebbte seine Wut, und er blickte nach unten. Der Hammer und sein rechter Unterarm waren mit einer roten Masse bedeckt. Seine Kleider sahen aus, als hätte sie jemand mit roter Farbe besprüht.
Maisys Körper lag in sich zusammengesunken am Fuße des Wasserrohrs. Shamus verstaute erst den Hammer in der Einkaufstüte, dann zog er Maisy das Isolierband vom Mund und warf es beiseite. Mit dem Getröte war jetzt Schluss. Shamus ergriff das Stangenbrot, stopfte es Maisy in den Mund und schob es ihr so weit wie möglich in die Kehle. So sah sie viel besser aus als vorher.
Dann zog er sein Hemd aus und packte es ebenfalls in die Einkaufstüte. Seine Hose und die Schuhe sahen nicht allzu mitgenommen aus, also ließ er sie an und ging nach oben. Auf dem Weg zum Schlafzimmer im Obergeschoss schaltete er alle Lichter aus. Im Badezimmer angekommen, wusch er sich so gut es ging das Blut von den Händen und seinem Arm. Danach holte er sich eines der übergroßen Hemden aus dem begehbaren Kleiderschrank. Es passte ihm natürlich nicht, aber er zog es trotzdem über. Im Fernsehen lief eine nervige Dauerwerbesendung, in der es um » Abnehmen ohne Anstrengung « ging. Shamus schaltete das Gequatsche aus.
Als er wieder nach unten kam, fiel ihm auf, dass er auf seinem Weg nach oben einige Blutspuren hinterlassen hatte. Er kontrollierte seine Schuhsohlen. Nein, die waren eigentlich ziemlich sauber. Solange er in seinem geborgten Auto keine Sauerei machte, war das nicht so schlimm. Die Schuhe selbst würde er ohnehin nicht behalten.
Shamus begab sich noch einmal in den Keller, drehte das Licht an und gönnte sich einen letzten Blick auf das Zeugnis seiner Macht. Heute Nacht würde er bestimmt noch stundenlang wach liegen.
Kapitel 16
Willkommen zurück
Wilmington, Dienstagmorgen
Nelson ging sofort ans Telefon, und Changs Schultern entspannten sich merklich.
» Wie schnell kannst du wieder in Wilmington sein? Ich brauche dich hier. «
» Bin gerade erst in Dover angekommen. Was ist los? «
» Wieder ein Doppelmord. Üble Sache. Das musst du dir ansehen. «
» Wo bist du? «
» In North Wilmington, gleich bei der Route 202 . Behalt die Sache für dich. Wir haben erst vor einer halben Stunde Meldung bekommen. Eines der Opfer ist in einer Fahrgemeinschaft, und die Fahrerin fand die beiden Toten im Keller ihres Hauses. Sie hatte geklopft und war dann durch die Hintertür gegangen. Es war nicht abgeschlossen. « Chang wollte, dass sich Nelson den Ort des Verbrechens ansah, bevor der zuständige Gerichtsmediziner die Leichen abtransportieren ließ.
» Kannst du mir den Tatort beschreiben? «
» Nicht übers Telefon. Kommst du oder nicht? «
» Bin schon unterwegs. «
Chang fiel ein schrottreifes Auto ins Auge, das schon zum zweiten Mal den Häuserblock umkreiste. Er eilte dem Wagen nach und prägte sich vorsichtshalber das Nummernschild ein. Doch der Fahrer hielt am Straßenrand und öffnete die Tür. Chang knöpfte sein Sakko auf, um schneller nach seiner Waffe greifen zu können.
Im ersten Moment dachte er, dass der Fahrer hinter dem Steuer in Deckung ging. Dann aber erkannte er die weißhaarige, bucklige Gestalt als Patrick Flannigan. Chang war dem Reporter zwar noch nie begegnet, doch der Tattergreis war eine Legende
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