Aus der Spur

bei der Daily Post. Und das, obwohl er so gramgebeugt war, als würde eine schwere Last auf ihm liegen. Doch Chang hatte seine eigenen Probleme– außerdem hätte er gerne gewusst, was der Reporter hier zu suchen hatte.
    » Sie müssen Flannigan sein. «
    » Und Sie Chang. «
    » Unser Ruf eilt uns voraus. Kann ich Ihnen helfen? «
    » Sicher können Sie das. Haben Sie was dagegen, wenn ich einen Blick in das Haus da werfe? « Flannigan musste den Kopf in den Nacken legen, um Chang ins Gesicht zu sehen.
    » Natürlich habe ich da was dagegen. Was wollen Sie hier? «
    » Ich bin Journalist. Also bin ich hinter einer Story her. Sie sind mir ja ein toller Ermittler. « Flannigan hustete. Dann zündete er sich eine Zigarette an. » Schon wieder ein Doppelmord. Glauben Sie, wir haben es mit einer Serie zu tun? «
    » Dazu kann ich keine Stellungnahme abgeben. Wie haben Sie von der Sache erfahren? « Chang starrte den alten Mann durchdringend an. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass er in die Sache verwickelt war. Flannigan sah so aus, als könnte er nicht einmal eine Melone heben, geschweige denn jemanden umbringen.
    » Das fasse ich mal als ein Ja auf. «
    » Ich frage Sie noch mal: Woher wissen Sie von dem Mord? «
    » Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich Journalist bin. Ich habe so meine Informanten. « Flannigan schlurfte zum Absperrband und blieb dort stehen.
    Dafür, dass die Sache durchgesickert war, würde irgendjemand büßen müssen. In Changs Augen war Flannigan ein Geschwür am Arsch der Menschheit, aber er war kein Mörder. Er wandte seine Aufmerksamkeit also wieder dem Schauplatz des Verbrechens zu.
    ***
    Nelson musste aus seiner Schrottlaube das Letzte herausgeholt haben, denn er kam kaum eine halbe Stunde später angefahren. Chang ging ihm bis zum Absperrband entgegen, und Nelson wurde auf sein Wort hin durchgelassen. Bei dieser Gelegenheit machte Chang die wachstehenden Polizisten auf Flannigan aufmerksam. » Wenn er es schafft, an euch vorbeizukommen, solltet ihr mir lieber nicht mehr unter die Augen treten. «
    Sofort setzte der Jüngste von ihnen eine Miene auf, als würde er den alten Mann auf der Stelle erschießen, sollte er der Absperrung zu nahe kommen. Zweifellos hatte einer der Veteranen dem Grünschnabel üble Gerüchte über Chang ins Ohr geflüstert. Doch solange der Junge dafür sorgte, dass Flannigan nicht an ihm vorbeikam, sollte Chang das nur recht sein.
    Über seinem Arm trug Chang zwei Einwegoveralls. Er wartete, bis Nelson sich unter dem Absperrband hindurch geduckt hatte, und reichte ihm einen davon. Den zweiten legte er selbst an.
    » Ist es den anderen eigentlich recht, dass ich hier bin? Hey, du weißt ja meine Größe noch! « , meinte Nelson und streifte seinen Schutzanzug über. Sofort brach ihm der Schweiß aus.
    » Ich leite die Ermittlungen. Die anderen haben hier nichts zu sagen. « Auf Dauer würde Chang damit nicht durchkommen. Seine Vorgesetzten würden einen Anfall bekommen, wenn sie von Nelson erfuhren. Aber im Moment musste er einen kühlen Kopf bewahren und sich auf den Tatort konzentrieren. Um seinen Boss konnte er sich später Sorgen machen.
    Chang ließ Nelson die Eingangstür untersuchen. Prüfend streifte der Blick seines alten Partners über den Bereich um das Türschloss. Chang hatte vorhin genau dasselbe getan. Dann traten die beiden in das Haus, und Nelson machte sich an die Arbeit.
    In der Luft lag der abgestandene Geruch von frittiertem Hühnchen und Zwiebelringen. Chang wies auf die Fußspuren aus getrocknetem Blut, die zur Treppe und die Stufen hinaufführten. Nelson machte eine Notiz in einem kleinen Spiralheftchen und wich den Spuren aus, die von Richtung Kellertür kamen.
    » Gehen wir nach unten. Der Gerichtsmediziner schätzt den Todeszeitpunkt auf letzte Nacht, wahrscheinlich noch vor Mitternacht « , meinte Chang und überlegte, wann er Nelson wohl vom Tatort wegschmuggeln musste.
    Sie erreichten die Kellertreppe, und der Gestank traf Chang aufs Neue wie ein Schlag ins Gesicht. Der enge Kellerraum roch nach Blut; als hätte jemand Kupfermünzen in Salzsäure eingelegt. Den unverkennbaren Geruch des Todes vergaß man nie, und er würde Nelson augenblicklich in seinen » Ermittler-Modus « versetzen.
    Die Holztreppen knarrten unter ihrem Gewicht. Mit jedem Schritt erweiterte sich ihr Blickfeld. Chang konnte die große Blutlache auf dem Kellerboden erkennen, von der die erste rote Turnschuhspur wegführte.
    Chang und Nelson erreichten den Fuß