Aus der Spur
diesem Preis verkauft, macht ihr das nächste Woche auch. «
Shamus holte tief Atem. Die Gummipuppe hatte ihn einen Lügner genannt. Die hatte wohl vergessen, wofür sie gut war… Er würde sie verlieren. Die verzogene Schlampe war es nicht gewohnt, das Wort » Nein « zu hören.
» Also gut, Heather. Unterschreiben Sie hier und geben Sie mir bitte Ihre Kreditkarte für die Anzahlung. Dann kläre ich die Sache mit meinem Chef. Wenn er einverstanden ist, lasse ich noch schnell Ihre Kreditwürdigkeit überprüfen,und dann sind wir hier fertig. « Shamus reichte ihr ein Kaufantragsformular und hielt ihr einen Kugelschreiber hin.
Heather ignorierte Shamus’ ausgestreckte Hand, während sie aus ihrer Designertasche einen goldenen Kugelschreiber von Mont Blanc hervorkramte. Seine Faust verkrampfte sichum den billigen Plastikstift. Vorsicht, du zerbrichst das Ding noch, sagte er sich und eilte zurück zu Jake. Shamus erklärte dem Manager die Situation, und Jake schüttelte den Kopf.
» Ich hätte so ein Angebot doch gar nicht gemacht, wenn ich nicht meine Verkaufsvorgabe für diesen Monat erreichen müsste. Nächste Woche bringt uns dieser Deal gar nichts. « Jake warf Heather einen Blick zu. » Ich an deiner Stelle hätte die ja so richtig verarscht, aber was soll’s. Ein Scheißgeschäft ist besser als gar keins, « meinte er und unterschrieb den Vertrag.
Als Heather gegangen war, fühlte sich Shamus besser. Wenigstens konnte er jetzt einen Verkaufsabschluss vorweisen. Er dachte an seine Pläne für den kommenden Abend und fühlte eine wohlige Erregung in sich aufsteigen.
Kapitel 21
Blinde Wut
Die Sonne ging unter, und Shamus lag schlaflos in seinem Bett. Er fand keine Ruhe, aber als es Zeit war, aufzubrechen, verflog seine Müdigkeit sofort. Shamus griff sich seine Tasche und holte den Revolver mit dem kurzen Lauf aus der Kommode. Mit einem schnellen Blick in die Trommel vergewisserte er sich, dass die Waffe geladen war. Und los geht’s, dachte er.
Er stieg in das Auto, das er sich für den heutigen Abend geborgt hatte. Die Karre war erst heute in Zahlung gegeben worden und eine echte Schrottkiste. Die Fahrt dauerte nicht einmal eine Viertelstunde. Bevor er in die lang gezogene Zufahrt einbog und sie im Schneckentempo entlangkroch, schaltete Shamus die Scheinwerfer aus. Der Mond schien hell genug. Er stellte sein Auto hinter einer dicht gewachsenen Baumgruppe ab und ging die letzten fünfzig Meter mit der Tasche über der Schulter zu Fuß.
In Midoris Häuschen brannte nur ein einziges Licht, und zwar im ersten Stock. Das Haupthaus wiederum war völlig dunkel. Sehr schön, dachte Shamus. Ricky sah sich wahrscheinlich gerade die 11 -Uhr-Nachrichten an und ahnte nicht, dass er dabei war, selbst zur Schlagzeile zu werden. Shamus vergrub sein Gesicht in der Tasche, um das Lachen zu dämpfen, das aus ihm herausplatzte.
In der Nacht zuvor hatte er das Häuschen nur von Weitem gesehen und wusste daher nicht, wie es im Inneren aussah. Doch als er in Midoris neuem Auto ein rotes Lichtchen blinken sah, hatte er einen Geistesblitz.
Midori hatte sich eine zusätzliche Alarmanlage für den Wagen geleistet. Shamus pirschte näher und suchte sich ein gutes Versteck nahe der Haustür. Midori befand sich offenbar im Obergeschoss; denn Shamus hörte gedämpfte Geräusche, die vom Fernseher stammen mussten.
Auf Zehenspitzen schlich Shamus zum Wagen, setzte einen Fuß auf die hintere Stoßstange und stieß sich mit beiden Beinen ab. Ein Ruck ging durch das Auto, und das Alarmsignal zerriss die Nacht. Die Scheinwerfer blinkten, und die Hupe lärmte. Shamus flitzte in sein Versteck und wartete auf seine Beute. Als ein Schatten den Lichtkegel durchquerte, den das Fenster auf die Einfahrt warf, wich er noch weiter zurück. Die Alarmanlage verstummte, und Shamus wartete weiter. Nichts passierte. Der Schatten zog sich zurück, und Shamus konnte wieder den Fernseher hören.
Das Frettchen musste vom Haus aus die Fernbedienung benutzt haben, um die Alarmanlage zurück in den Bereitschaftsmodus zu versetzen, denn das rote Licht blinkte wieder. Shamus spurtete auf den Wagen zu und sprang auf die Motorhaube. Sofort ging der Alarm wieder los, und das Scheinwerferlicht durchschnitt erneut die Nacht. Shamus sah wieder den Schatten auftauchen, aber diesmal dauerte es länger, bis wieder Stille herrschte.
Mit einem Klicken ging die Haustür auf, und die Veranda wurde in helles Licht getaucht. Shamus befand sich knapp außerhalb des
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