Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
von uns.«
»Es scheint hier von Menschen nur so zu wimmeln; und dabei sagte man mir, es seien nur ein paar Millionen?«
»Ja, so in der Art.« Stephen zuckte die Achseln und runzelte dann leicht die Stirn. »Ich bin mir aber nicht sicher, wie viele es tatsächlich sind – DC ist nämlich nicht meine Heimatstadt.«
»Woher kommen Sie dann?«, fragte Milla.
»Aus einer Kleinstadt in West Virginia«, erwiderte Stephen mit einem leichten Lächeln. »Ich bin schon nicht mehr dort gewesen, seit … ich glaube, es ist inzwischen über zehn Jahre her.«
Schon bei seinem letzten Besuch in der alten Heimat war die Stadt dem Untergang geweiht gewesen. Die Kriegsgewinne, die die Labors mit dem Bau der Archangels erzielt hatten, waren erschöpft, und der Ort, der für ein paar Jahre einen Boom erlebt hatte, glich nun fast einer Geisterstadt. Es lebten zwar noch ein paar Menschen dort. Wie seine Familie, die seit Generationen dort lebte und wahrscheinlich auch für weitere Generationen dort ausharren würde; doch viele Firmengebäude und Wohnhäuser standen verlassen und mit vernagelten Fenstern da, sodass durchaus ein Gefühl der Leere herrschte.
»Sie gehen nicht nach Hause zurück?« Millas Neugier schlug in Verwirrung um.
»Ich komme mit meinen Leuten dort nicht besonders gut klar«, sagte er ihr mit einem Achselzucken. »Und ich hatte auch ziemlich viel zu tun, sodass …«
»Aha«, erwiderte sie in einem Ton, der ihm sagte, dass sie das nicht verstand, aber auch nicht weiter nachhaken wollte.
Stephen »Stephanos« lächelte für einen Moment wehmütig. Dann deutete er auf das Washington Monument in der Ferne und führte seinen Schützling durch die Menschenmenge dorthin.
NACS Odyssey
Erdorbit
Chief Petty Officer Rachel Corrin verfolgte mit einem Schnauben, wie die nächste Tranche der Ausrüstung, mit der die Laderäume der Odyssey bestückt wurden, von einem der automatisierten Lader aus dem Shuttle geholt wurde. Wer auch immer für diese Mission verantwortlich zeichnete, ging keine Kompromisse beim Material ein. Während beim Jungfernflug der Odyssey der Schwerpunkt noch auf der Forschung und Erkundung gelegen hatte, rüstete sie sich jetzt definitiv zum Gefecht.
Sie las den Inhalt der Kiste mit ihrem RFID -Lesegerät aus und identifizierte ihn als ein weiteres vorgeladenes Hochrasanzraketen ( HVM )-Magazin. Dann vergewisserte sie sich, dass der Lader auch die richtigen Daten eingescannt hatte. Nachdem das erledigt war, wich sie vor dem Lader zurück, der nun mit seiner Fracht über das Deck zu den Schiffsmagazinen rollte.
Es hätte schlimmer kommen können , sagte sie sich. Die Flotte hätte schließlich auch Atomwaffen oder ähnliches Teufelszeug einsetzen können.
Obwohl die HVM natürlich auch tödlich waren. Da ihre gesamte Zerstörungskraft jedoch nur in kinetischer Energie bestand, konnten sie genauso leicht gelagert werden wie jeder andere Ausrüstungsgegenstand an Bord – wenn nicht noch leichter. Sie wollte gerade die übrige Fracht mit dem RFID -Gerät auslesen, um sie mit der Ladeliste zu vergleichen, als ihr vom Schwerelosigkeits-Deck jemand etwas zurief. Sie drehte sich um.
»Chief!«
Corrin blickte über die Schulter und runzelte die Stirn, als einer ihrer Petty Officers sie zu sich winkte. »Was gibt’s denn, Jeffrey?«
»Der Lader hier weiß nicht, wo er diese Dinger einlagern soll.« Er deutete auf einen Kistenstapel, den ein anderes Shuttle angeliefert hatte.
Corrin verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Was soll der Scheiß? Ich finde es ja gut, dass sie uns diesen ganzen Kram schicken, aber ich fände es noch besser, wenn sie ihn auch mit den richtigen Transmittern bestücken würden .
»Was ist denn drin?«, fragte sie und ging zu ihm hinüber.
»Sieht wie noch mehr HVM aus«, erwiderte der Petty Officer. »Aber die Bereitstellungsnummern stimmen alle nicht, und ich finde sie auch nicht auf der Ladeliste.«
»Na toll.« Corrin seufzte. »Dann werden wir die Kiste eben aufmachen und den Inhalt einer Sichtprüfung unterziehen müssen.«
Der Petty Officer nickte und wies den Lader an, zurückzusetzen und die Kiste zu öffnen. Nachdem die große Maschine die Verschlüsse geknackt hatte, trat Corrin vor und klappte die Seiten der Kiste herunter.
»Das sind keine HVM «, konstatierte der Petty Officer, als sie den Inhalt in Augenschein nahmen.
»Nein, verdammt«, entgegnete Corrin mit einem Seufzen. »Warten Sie, ich kontaktiere den diensthabenden Offizier. Vielleicht
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