Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
studierte und sein Verschwinden gar nicht bemerkte.
»Ich kann mit diesen Daten nichts anfangen, Ma’am. Bleiben Sie dran; ich werde Ihre Ladeliste noch mal kontrollieren.« Sittler seufzte, holte noch eine Plakette aus der Beintasche und fragte einen weiteren Datensatz ab.
»Nein … Nein, ist es nicht … Moment …«
»Was ist denn, Chief?« Lamont runzelte die Stirn.
»Ich habe hier eine Nummer, die auf der schwarzen Liste steht«, sagte Sittler ihr. »Könnte Ihr geheimnisvolles Paket sein. Bei der vielen Arbeit, die wir haben und der neuen Ausrüstung, die wir bekommen, sind noch nicht alle Freigaben durch die Computer gegangen. Ich werde einfach eine Anfrage senden – verdammt.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich werde in dieser Angelegenheit noch einmal auf Sie zurückkommen müssen, Ma’am.«
»Tut mir leid, dass ich Ihnen Ihre Ruhezeit stehle, Chief«, sagte Lamont. Sie klang wirklich so, als ob es ihr leidtäte. »Aber Sie haben nur zwei Stunden; dann schicken wir diese Kisten wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.«
»Verstanden, Ma’am.« Sittler nickte. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Sehr gut, Chief. Weitermachen.«
Liberty Station
Lagrangepunkt L4 – Erdorbit
Eric traf schon vor dem festgelegten Zeitpunkt im Konferenzraum ein. Er war mehr als nur ein wenig neugierig wegen des Gegenstands der Besprechung, zu der man ihn einbestellt hatte. Die Admiralin hatte ihm nämlich nicht viel mehr Informationen zur Verfügung gestellt als Zeit und Ort des Treffens und den Befehl, »da zu sein«.
Nach ein paar Minuten erschien ein ihm unbekannter Mann. »Captain«, sagte der Mann gleichmütig, als er Eric gegenüber Platz nahm, »ich danke Ihnen, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich haben.«
»Hatte ich denn eine Wahl, Mister …?«
»Nennen Sie mich Gordon, Captain.« Der Mann lächelte. Er hatte auch gut lächeln, sagte Weston sich, da er eindeutig von irgendeiner Geheimbehörde war.
»Also gut, Gordon«, erwiderte Eric genauso gleichmütig. »Wenn wir uns nun der Angelegenheit widmen könnten, die uns hier zusammengeführt hat?«
»Gewiss, Captain«, entgegnete der Mann, zog eine Datenplakette aus einem Etui und aktivierte sie per Daumendruck. »Eigentlich hatte ich dieses Gespräch schon früher führen wollen, aber es ist mir immer irgendetwas dazwischen gekommen. Weil Sie uns bald verlassen werden, habe ich mir extra einen Termin dafür freigehalten.«
»Das freut mich für Sie«, sagte Eric trocken. »Allerdings bin ich jetzt immer noch nicht schlauer als zuvor.«
Der Mann lächelte verhalten. »Was wissen Sie über die Priminae?«
Eric blinzelte. Er brauchte einen Moment, um diesen Begriff mental zu verarbeiten, und dann zuckte er die Achseln. »Anscheinend nicht genug, um diese Bezeichnung für sie zu verwenden.«
Der Mann lächelte wieder. »Nun, das ist wohl die beste Übersetzung dafür, wie sie sich selbst nennen. Das klingt weder nach ›Kolonisten‹, noch hat es diese Bedeutung.« »Das hätte ich auch nicht erwartet.«
»Wir benötigen mehr Informationen über ihren zentralen ›Computer‹, Captain.«
Eric runzelte eine Augenbraue. »Dann fragen Sie sie doch.«
»Das haben wir schon. Sehr oft sogar.« Gordon lächelte wieder und erinnere Eric dabei an einen besonders hinterhältigen Haifisch.
Davon wusste Eric allerdings nichts.
Gordon räusperte sich. »Nun … offen gesagt wissen wir nicht, ob sie uns hinhalten oder ob bei den Übersetzungen einfach etwas verloren geht. Auf jeden Fall möchten wir, dass jemand ihren Computer unter die Lupe nimmt und nach Möglichkeit herausfindet, welche Rolle genau er in ihrer Gesellschaft spielt.«
»Wie bitte?« Eric runzelte die Stirn.
»Captain, aus unseren Gesprächen mit Botschafter Corusc haben sich einige Anhaltspunkte dafür ergeben, dass die Priminae in einer funktionierenden Technokratie leben«, sagte Gordon und lächelte dann entschuldigend. »Das heißt, wir glauben, dass ihr Zentralrechner vielleicht mehr ist als ein bloßer Wissensspeicher.«
»Ich bin mir der Bedeutung dieses Wortes durchaus bewusst«, erwiderte Eric und dachte an seine Gespräche mit Rael Tanner zurück.
Er sagte sich, dass an dieser Sache möglicherweise etwas dran war, obwohl er sich nicht sicher war, welchen Unterschied das machte. Im Endeffekt spielte es nämlich keine Rolle, welche Regierungsform ein Volk wählte, sondern wie gut diese Regierung funktionierte. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass der
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