Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
verzeichnet; das war eine respektable Leistung in diesem speziellen Raumkampf. Also waren noch zwei neue Leute übrig, die ihre Feuertaufe bestehen mussten; und obwohl sie sich bei der Ausbildung sehr gut machten, musste er immer ein Auge auf sie haben.
Ich will mir nicht vorstellen , wie es für Eric war, sagte er sich geistesabwesend. Wir haben praktisch auf jeder zweiten oder dritten Mission drei, vier neue Leute bekommen.
Tja, die Zeiten ändern sich . Und wenn dem nun doch nicht so war?
Planet Ranqil
Obwohl das Gespräch länger gedauert hatte als erwartet, war die Zeit für Eric so schnell verflogen, als ob sie wirklich Flügel hätte. Die Geschichte, die er eben gehört hatte, war wie das Essen, die Stadt und überhaupt alles auf der Welt, auf der er sich zurzeit aufhielt:
So vertraut in vielerlei Hinsicht – und doch so fremdartig, dass er jedes Mal, wenn er daran dachte, innehielt. Da war etwas an der Geschichte, bei dem er sich … verloren und verängstigt fühlte. So hatte er sich seit seiner Kindheit nicht mehr gefühlt. Er hatte in seinem Erwachsenenleben oft Angst gehabt, aber er hatte sich seit Jahrzehnten nicht mehr so verloren gefühlt.
»Wie ich schon sagte, Captain«, schloss Rael, wobei er Westons Grübeleien scheinbar nicht bemerkte, »sind der Eid und die Legenden, die sich um ihn ranken, ziemlich … komplex . Die Eidbrüchigen waren wahrscheinlich eine Gruppe, die nicht im engen Korsett der Glaubensüberzeugungen der Kolonien leben wollte.«
»Religiöse Spaltungen haben bei uns zu Hause mehr als nur einen gesellschaftlichen Bruch verursacht«, erwiderte Eric und dachte daran, was die Admiralin ihm gesagt hatte. »Das beste Beispiel, das mir in dieser Hinsicht einfällt, ist tatsächlich die Gründung der nordamerikanischen Kolonien, aus denen ich stamme. Zumindest einige Kolonisten sind gekommen, um der religiösen Verfolgung in ihrer Heimat zu entgehen.«
Rael seufzte und zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, in welchem Ausmaß ›Verfolgung‹ stattgefunden haben würde, falls die Legenden wahr sind, aber es hätte auf jeden Fall starke Reibungen gegeben. Selbst heute noch geraten diejenigen, die den Eid nicht befolgen, oft mit der Gesellschaft … über Kreuz.«
»Das haben Religionen so an sich«, erwiderte Eric und zuckte ebenfalls die Achseln. »Bei näherer Überlegung … die Menschheit überhaupt hat das so an sich.«
Rael stieß ein leises glucksendes Lachen aus und nahm noch einen Schluck. »Das stimmt. Viele unserer Kolonien wurden von Gruppen mit etwas abweichenden Glaubens überzeugungen gegründet – auch meine eigene.«
»Sie sind gar nicht von Ranqil?«, fragte Eric.
Der Admiral lächelte, als Captain Weston mit seiner Aussprache den Namen des Planeten verhunzte, und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin in jungen Jahren in die Handelsmarine eingetreten, habe die Kolonien bereist und sogar ein paar neue Systeme zu Forschungszwecken erkundet. Als dann vor ein paar Monaten die Bedrohung durch die Drasins akut wurde, hat der Zentralcomputer meinen Namen ausgewählt und mich zum ›Admiral‹ der örtlichen Verteidigung ernannt.«
Tanners Lippen zuckten verächtlich, als er seinen Dienstgrad nannte, und dann zuckte der Mann fatalistisch die Achseln. »Immerhin gibt es jetzt ein paar örtliche Verteidigungseinrichtungen, die man befehligen kann.«
Eric nickte ernst und witterte zugleich eine Chance, die Recherchen anzustellen, mit denen man ihn beauftragt hatte. »Sie haben den Zentralcomputer erwähnt … Admiral, ich muss gestehen, dass ich diesbezüglich leichte Verständnisprobleme habe.«
Tanner blinzelte und runzelte leicht die Stirn. »Was verstehen Sie daran nicht?«
»Ist das die Regierungsinstanz für Ihr Volk?«
Darüber musste Rael Tanner einen Moment lang nachdenken. »So würde ich das nicht unbedingt ausdrücken. Zentral ist ein Wissensspeicher, aber er erteilt keine Befehle. Er macht Vorschläge, wenn auch gelegentlich mit großem Enthusiasmus.«
Eric verstand vor diesem Hintergrund den Zusammenhang von »Enthusiasmus« und »Computer« nicht und sagte sich, dass es sich vielleicht um einen Euphemismus handelte. »Ein Wissensspeicher? Wie groß ist denn der Wissensfundus, nur so aus Neugier?«
»Diese Frage vermag ich leider nicht zu beantworten«, gestand Rael. »Zentral ist weitgehend abgeschottet, sogar für mich. Ich habe zwar Zugriff auf viele Informationen – sogar mehr, als ich in meinem ganzen Leben verarbeiten könnte –, aber ich
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