Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
kann nicht sagen, wie viele Informationen insgesamt dort gespeichert sind. Das System ist nämlich sehr alt; älter als unsere Geschichte der Raumfahrt.«
Eric hustete, weil er sich an seinem Drink verschluckt hatte.
»H…«, er musste wieder husten. »Hatten Sie nicht gesagt, dass Sie auf eine fünfzehntausendjährige Geschichte der Raumfahrt zurückblicken?«
Tanner nickte, leicht belustigt aufgrund Erics Reaktion. »Das stimmt.«
Nun war Eric perplex. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie ein fünfzehntausend Jahre altes Computersystem haben, das noch immer in Betrieb ist?«
»Oh nein.« Rael lächelte. »Es ist noch viel älter.«
Eric blinzelte und setzte vorsichtig sein Glas ab. »Damit meinen Sie natürlich die Daten. Ihr System muss neueren …«
»Nein, das System ist bisher nicht geändert worden.« Rael schüttelte den Kopf. »Es befindet sich in einem abgesperrten, absolut unzugänglichen Bereich. Es hat bisher auch keine Notwendigkeit zur Änderung bestanden.«
»So viel also zum Mooreschen Gesetz«, murmelte Eric Weston ungläubig.
»Verzeihung?«
NACS Odyssey
Ranqil – Planetarer Orbit
Commander Jason Roberts war gerade diensthabender Offizier, als das Schiff oberhalb und direkt vor der Odyssey in den Orbit einschwenkte; und so ungern er das auch zugab, sah er doch voller Ehrfurcht auf den Hauptbildschirm.
»Das ist aber ein großes Schiff«, flüsterte jemand. Die Stimme war überhaupt nur hörbar, weil auf der Brücke ansonsten Stille herrschte.
Das Raumschiff auf dem Bildschirm hatte die sechsfache Masse der Odyssey und wies dabei eine Beschleunigungskurve auf, von der Roberts wusste, dass das terrestrische Schiff sie nicht zu erreichen vermochte. Die Leistungskurve war ein genauso beängstigender Anblick: Sie loderte auf dem Passivortungs-Bildschirm der Odyssey wie eine Supernova in der Finsternis. Wenn sie nicht erst vor ein paar Monaten ein ähnliches Schiff im Gefecht gesehen hätten, sagte Roberts sich, hätte er sich wahrscheinlich noch mehr vor dem Ungeheuer erschreckt, das nur ein paar Kilometer vor ihnen schwebte.
Bei diesem Schiff handelte es sich um die Vulk , die sie schon bei ihrem Anflug ins System eskortiert hatte. Roberts vermutete, dass sie zum Entsatz eines anderen Schiffs oder vielleicht zum Auftanken hier erschienen war. Auch wenn er den eigentlichen Grund nicht kannte, glaubte er nicht, dass es etwas mit ihm zu tun hatte.
Es konnte auch nichts mit ihm zu tun haben, weil er gar nicht die Möglichkeit hatte, direkt mit der Vulk zu kommunizieren, selbst wenn er das gewollt hätte.
Das war genauso befremdlich wie alles, womit sie bisher konfrontiert worden waren. Und dass dieses gewaltige Kriegsschiff ihnen so dicht auf die Pelle rückte, ohne dass die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme bestand, war besonders irritierend. Jason konnte sich vorstellen, dass der Kapitän der Vulk ähnliche Überlegungen anstellte, sofern er kein völliger Idiot war. Denn nur ein Idiot würde die Odyssey allein aufgrund ihrer Größe unterschätzen, und Roberts hoffte, dass die Kolonisten nicht irgendwelchen Idioten das Kommando über ihre Schiffe anvertrauten.
Er studierte noch die kraftvolle Erscheinung des Schiffs, als Ensign Lamont ihn ansprach. »Commander, der Captain hat eingecheckt. Möchten Sie mit ihm sprechen?«
»Ja, Ensign. Stellen Sie ihn zu mir durch.«
»Aye, Commander.«
Roberts musste nur ein paar Sekunden warten, bis der Kanal zu seinem Induktions-Set geöffnet wurde und sodann die Stimme des Captains in seinen Ohren widerhallte.
»Commander?«
»Ja, Captain. Wie läuft es am Boden?«, fragte Roberts und wartete, bis der Captain mit der entsprechenden Zeitverzögerung antwortete.
»Gut, Commander. Brauchen Sie irgendetwas?«
»Ja, Major Brinks hat ein Anliegen«, sagte Roberts. »Der Major bittet um die Genehmigung für Feldübungen, um die Neulinge, die er rekrutiert hat, ins Team zu integrieren und die Geräte zu testen, die an ihn ausgegeben wurden. Ich sagte ihm, dass ich dieses Anliegen an Sie übermitteln würde. Es wäre auch eine gute Gelegenheit, um unsere eingerosteten Leute wieder in Schwung zu bringen, Sir.«
Es trat wieder eine Pause ein – zum Teil, weil der Captain überlegte, und zum anderen wegen der Zeit, die das Signal brauchte, um zur Oberfläche und wieder zurückzugelangen.
»Ich verstehe und teile Ihre Auffassung. Informieren Sie den Major, dass ich mit Admiral Tanner darüber sprechen werde.«
»Ja, Sir. Vielen Dank, Sir«,
Weitere Kostenlose Bücher