Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
Admiral.«
Nero Jehan erhob sich langsam, nachdem das leise Klingeln ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. Schließlich kam er auf die Füße, ging zur sanft gewölbten Tür hinüber und drückte eine Taste des Türöffners.
»Ja?«, sagte er knurrend.
Der Mann an der Tür, einer von Tanners Jungs, wenn Nero sich recht erinnerte, zuckte beim Anblick des fast nackten Riesen zurück, der ihn finster ansah.
»A… Admiral Tanner schickt mich, Sir.«
»Wieso?«, fragte Nero unwirsch.
»D… äh … die Terraner, Commander. Sie sind eingetroffen.«
»Das weiß ich schon«, erwiderte Nero ungnädig. Er vermied nach Möglichkeit den Umgang mit den Leuten auf Ranqil; sie waren die reinsten Nervenbündel und vertrauten sich nicht einmal untereinander.
»Sie … äh … haben Berater mitgebracht, Commander. Militärberater.«
Nero bleckte die Zähne und musste sich beherrschen, um nicht den Kopf zu schütteln. Natürlich hatten sie Militärberater mitgebracht. Denn schon in der kurzen Zeit, die sie auf Ranqil waren, hatte sich herausgestellt, dass die örtlichen Bodentruppen im Ernstfall kaum etwas ausrichten konnten.
»Sie möchten sich mit Ihnen treffen, Commander.«
»Wo? Wann?«
»Äh … wann es Ihnen passt, Sir. Ich werde einen Konklave-Raum freimachen lassen.«
»Tun Sie das. Und sagen Sie ihnen, ich werde bald bei ihnen sein.«
»J… Ja, Sir.«
Nero schlug dem Mann die Tür vor der Nase zu.
Planet Ranqil
»Also, Captain, jetzt erzählen Sie mir doch ein wenig von Ihrer Welt«, sagte Rael Tanner, nachdem er Eric einen großen Drink eingeschenkt hatte.
Eric dachte über diesen Wunsch nach, während er das Glas in die Hand nahm und die dunkle Flüssigkeit studierte. Er spannte Tanner dann etwas auf die Folter, indem er das Glas langsam zum Mund führte, das Aroma einsog und schließlich einen Schluck nahm. Was auch immer das für ein Getränk war, es war nicht alkoholisch und hatte einen unbekannten bitteren Beigeschmack.
Nicht unangenehm, nur ungewohnt.
Mit dem Essen verhielt es sich ähnlich, stellte er fest. Obwohl eine grundsätzliche Ähnlichkeit mit der ihm bekannten Küche bestand, waren die Unterschiede manchmal trotzdem so markant, dass er nicht jeden Bissen oder Schluck mit gutem Appetit genießen konnte.
»Nun, Admiral, sagte er mit einem schiefen Grinsen, »ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll …«
»Nun kommen Sie schon«, erwiderte Tanner, »das kann doch nicht so schwer sein. Sie haben doch selbst gesagt, dass Ihre Welt noch jung ist. Da kann es doch nicht so viele Möglichkeiten geben, oder?«
Eric lachte gezwungen. »Nach euren Maßstäben sind wir sicher nicht alt, aber wir blicken trotzdem schon auf eine mehrtausendjährige Geschichte zurück. Und der größte Teil davon ist nicht besonders erbaulich.«
Rael ließ sich diese Aussage durch den Kopf gehen. »Ithan Chans glaubte, ihr wäret von den ›Anderen‹, die sich vor vielen Tausend Jahren von den Kolonien abgespalten haben – vor einer so langen Zeit, dass sie schon ins Reich der Mythen und Legenden gehört und Stoff für Schauermärchen bietet, mit denen die Kinder sich gegenseitig Angst machen.«
Eric nickte und erinnerte sich daran, was Milla ihm damals erzählt hatte. »Ja. Ich erinnere mich. Leider haben wir vieles von dem, was sie sagte, gar nicht richtig zur Kenntnis genommen. Wer genau waren die ›Anderen‹?«
Rael runzelte die Stirn und erschloss sich die Bedeutung der Worte, die ihm das Übersetzungsprogramm übermittelte. Schließlich entschied er sich dafür, dass es sich um einen bildhaften Ausdruck handelte. »Sie sind … eine Fabel, ja?«
»Ich glaube schon, dass wir sie als eine Fabel bezeichnen würden, oder vielleicht auch als ein moralisches Lehrstück«, erwiderte Eric und dachte an ähnliche Geschichten, die er in seiner Kindheit gehört oder gelesen hatte. Unter anderem kam ihm die Artussage in den Sinn.
Rael nickte. »Ja. Letzteres erscheint mir zutreffend. Mit dem ersten Wort, das Sie verwendet haben, bin ich nicht vertraut. Aber das spielt auch keine Rolle. Die Anderen waren, der Legende nach, eine Fraktion der alten Kolonien, die nicht an die Macht des Eides glaubte.«
Eric sah sich wieder veranlasst, die Hände zu heben und lächelte, als ob er um Entschuldigung bitten würde. »Verzeihung, dass ich Sie unterbreche, aber was ist dieser Eid? Milla hatte ihn schon erwähnt, wollte sich aber nicht weiter dazu äußern, als ich sie danach fragte.«
»Ja, das kann ich mir
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