Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
Beobachtungsposten, etwa drei Kilometer von der Landezone entfernt. Er brauchte nur einen Moment, um die Lichter zu erkennen, die sich vor dem Hintergrund des Sternenhimmels bewegten, und wies dann die anderen drei Männer darauf hin.
»Dort. Sehen Sie?«, fragte er, während die Lichter der Schiffe, die an der Übung beteiligt waren, Spuren über den Himmel zogen; und dann loderten Flammen hinter ihnen auf, als sie die atmosphärischen Bremsmanöver einleiteten.
»Ja.« Nero war der Einzige, der sofort reagierte, und richtete den Blick auf die anfliegenden Shuttles.
»Sie kommen schneller rein, als wir das unter normalen Umständen zulassen würden«, sagte Reed zur Erläuterung für den Admiral und den Commander. »Ihre CM-Systeme sind deaktiviert.«
»Weshalb?«, fragte Admiral Tanner mit gerunzelter Stirn.
»Weil Gegenmasse-Felder einen Blitz verursachen, der sogar noch für einen halb blinden Fernmeldetechniker zu sehen ist«, erwiderte Reed. »Bei aktiviertem Tarnmodus werden sie – wenn sie Glück haben – erst durch die Flammenbildung aufgrund der Reibungshitze darauf aufmerksam, dass sie in die Atmosphäre eingetreten sind.«
Während Reed sprach, drang ein entferntes Donnergrollen an ihre Ohren, und er lächelte verhalten. »Und dann ist es wahrscheinlich schon zu spät.«
Der Rumpf des schweren Shuttles vibrierte unter ihm, als First Lieutenant Aaron Bixx mit einer Hand mühsam den Steuerknüppel festhielt und mit der anderen den Anstellwinkel der aerodynamischen Steuerflächen justierte. Die Tragflächen des großen Shuttles reagierten auf seine Be fehle und brachten das Fluggerät in eine Schräglage, wäh rend es in die immer dichter werdende Luft eintauchte. Dann drückte er die Nase des Shuttles herunter.
»Wir haben den Eintrittspunkt passiert!«, schrie er, um den Lärm zu übertönen, der das Cockpit trotz der großzügig verbauten Schalldämmung erfüllte. »Die Nase runter! In Bereitschaft für den CM!«
Seine Kopilotin nickte angespannt. Mit leichenblassem Gesicht setzte sie den Anflugkurs und entlastete damit Bixx, damit der sich mit den wichtigen Dingen befassen konnte.
Zum Beispiel damit, sich nicht mit Mach 5 in die Oberfläche des Planeten zu bohren.
»Gottverdammte Scheiße … », fluchte Bixx, als er für einen Moment freie Sicht in Flugrichtung hatte und den Doppel-Reaktor eines Archangels nur ein paar Meter vor seiner Nase entfernt auftauchen sah. Er hielt bedenklich wenig Abstand für einen Piloten bei einem rauen Atmosphäreneintritt.
Seine Litanei von Flüchen riss nicht ab. Die Kopilotin zuckte zusammen, denn sie wusste, dass das alles vom Sprachrecorder aufgezeichnet wurde und sie später eine Erklärung dafür abgeben müssten. Sie versuchte ihn und den Jäger, der immer wieder direkt vor ihnen auftauchte, zu ignorieren und vertraute darauf, dass beide ihren Job genauso gut machten wie sie den ihren.
»Luftlandestaffel, hier spricht der Staffelführer«, sagte Bixx ein paar Sekunden später – endlich mal wieder etwas Sinnvolles nach dieser ganzen Schimpftirade. »Bereit machen, auf mein Signal ein volles atmosphärisches Bremsmanöver einzuleiten.«
Er bekam keine Antwort, und sie setzten ihren Sturzflug zur Oberfläche der Welt fort. Eine Aktion, die noch vor ein paar Jahrzehnten als der reine Wahnsinn betrachtet worden wäre, und die auch heute noch nicht als der Weisheit letzter Schluss galt.
»Jetzt!«, sagte Bixx knurrend und riss den Steuerknüppel zurück.
Der Sturzflug der vier Shuttles wurde gleichzeitig beendet, und die Jäger synchronisierten ihre Formation perfekt mit ihnen. Die Flügel krümmten sich gemäß den Befehlen der Piloten, und dann richteten sie sich auf und drehten der Welt unter ihnen die Bäuche zu.
Die großen deltaförmigen Shuttles waren als einteilige Auftriebskörper ausgelegt. Die Flugzelle war für einen möglichst hohen Luftwiderstandsbeiwert konzipiert, um solche harten atmosphärischen Eintrittsmanöver überhaupt durchführen zu können. Die aerodynamischen Steuerflächen hatten keine Querruder und Klappen wie herkömmliche Tragflächen, sondern funktionierten praktisch wie Vogelschwingen. Ermöglicht wurde dies durch den Einsatz von Memory-Metallen.
Die Flügel konnten sich unabhängig voneinander krümmen, sodass der Pilot die Fluglage des Shuttles leicht zu ändern vermochte – ohne die zusätzliche Komplikation einer separaten Steuerfläche, die sich unter Umständen verklemmte.
Diese flexiblen Tragflächen
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