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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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wie ein Hund schütteln, der aus dem Wasser kommt. Ich hatte immer den Spruch: Die Karawane zieht weiter. Dass mich das so treffen würde, hätte ich nicht gedacht. Und vor allem habe ich immer gedacht: Ich betrüge die Frauen, jedenfalls habe ich nie etwas ausgelassen. Ich lasse nichts anbrennen, das war mein Motto. Aber dass mich eine Frau betrügt, das habe ich nie geglaubt. Irgendwie bin ich so fassungslos, als ob sich unter meinem Fußboden eine Klappe geöffnet hätte«, so ein Manager. Ihm geht es jetzt genau so wie Karenin, den Tolstoi in seinem Roman »Anna Karenina« beschrieben hat. Er ist erschüttert, als er von seiner Frau hört, dass sie Wronsky liebt. Karenin war bisher nie eifersüchtig: »Weil er in seinem Herzen jenes Geheimfach verschlossen und versiegelt hatte, wo er seine Gefühle für seine Familie, das heißt für seine Frau und seinen Sohn, aufbewahrt hatte.« 10 Für ihn ist die Eifersucht ein beschämendes Gefühl, dem er nicht mehr ausweichen kann. Und so fühlt er sich plötzlich wie ein Mensch, der seelenruhig auf einer Brücke über einen Abgrund gegangen ist und nun realisiert, dass diese Brücke nicht existiert. Denn die Brücke war das künstliche Leben, das er bisher führte. Und nun musste er sich in seine Frau hineinversetzen, in ihre Welt der Gedanken, ihre Wünsche und war völlig verunsichert.
Mord und Totschlag
    Allerdings ist die Verdrängung der Eifersucht nicht nur ein individuelles Problem. Die Menschheit stand Affekten immer skeptisch gegenüber. Zu gefährlich war es, ihre Kräfte ungesteuert auszuleben. Im Mittelalter waren deshalb sowohl die Eifersucht als auch der Seitensprung geächtet. Eifersucht konnte zu Mord und Totschlag führen, sie war ein gewaltiger Unruhefaktor in jenen Gemeinschaften, in denen jeder jeden kannte. Das Funktionieren dieser Gemeinschaften hing sehr stark davon ab, dass man den Seitensprung verbot. Wenn dies aber nicht gelang, musste man zumindest die Eifersucht einschränken. Also wurde diese lächerlich gemacht oder als Todsünde gebrandmarkt. Ein souveränerer Umgang mit der Eifersucht war erst möglich, als man in größeren Gemeinschaften lebte. Vor allem in Großstädten kann man sich eher aus dem Weg gehen. So leben wir heute in drei Lebensbereichen: dem Beruf, der Liebe und den Freundschaften. Insofern können wir uns heutzutage vom Partner bzw. der Partnerin trennen und treffen diese oft ein Leben lang nicht mehr.
    Zudem hat die Menschheit inzwischen gelernt, etwas besser mit Affekten umzugehen. Sigmund Freud hat einmal gemeint, der Fortschritt der Kultur würde darin bestehen, dass man sich beschimpft und nicht mehr umbringt. Dies ist tatsächlich eine wichtige Entwicklung. Schließlich muss es gelingen, die mörderischen Impulse der Eifersucht einzudämmen. Leicht ist dies natürlich nicht, denn die Eifersucht wird immer wieder durch einen massiven Konflikt geschürt:
Wir müssen einen anderen Menschen lieben, seine Entwicklung fördern, damit eine Partnerschaft möglich ist.
Aber wir müssen protestieren, wenn der Partner uns die Grundlage der Nähe entzieht, sich anderen Menschen zuwendet und damit alle Bemühungen einer gemeinsamen Beziehung zunichte macht.
    Stellen sie sich einmal vor, Sie würden mit einem Geschäftspartner gemeinsam eine Fabrik aufbauen. Sie haben einen Vertrag geschlossen, um die Grundlage ihrer Geschäftsbeziehung schriftlich zu fixieren. Selbstverständlich müsste sich dann jeder mit voller Kraft für die Entwicklung der gemeinsamen Fabrik einsetzen. Dies bedeutet nicht nur, dass man dort seine Zeit verbringt. Wir würden erwarten, dass jeder seine Erfahrungen einbringt, sich für diese Fabrik engagiert, Zukunftskonzepte entwirft. Doch stellen Sie sich einmal vor, ein Teilhaber würde nach heftigen Konflikten heimlich eine neue Fabrik mit einem anderen Geschäftspartner aufbauen, die ähnliche Produkte vertreibt. Und dies genau passiert bei der Untreue, sie ist ein Verstoß gegen alle Geschäftsbedingungen.
    Natürlich ist ein Seitensprung verständlich, wenn die Zusammenarbeit bereits völlig gescheitert ist. Im Geschäftsleben haben wir dafür konkrete Anhaltspunkte: Man redet nicht mehr miteinander, die Kommunikation bricht zusammen, es sinkt die Produktivität, die Firma macht nur noch Verluste, Arbeiter müssen entlassen werden, schließlich muss das Unternehmen Konkurs anmelden. Doch diese klaren Kriterien gibt es für eine Liebesbeziehung nicht. Wenn wir die oft leisen Signale der Liebeskrise

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