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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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waren blass. Zwar konnte er das Studium erfolgreich abschließen, aber er kann sich heute in der Klasse nicht durchsetzen, hat keine starken Interessen, ist oft müde, er selbst sagt, das Leben würde ihm durch die Finger gleiten. Ich weiß nicht, was ich will – sagt er immer wieder. Doch wie soll er das wissen, wo er die Verbindung zu seinen innersten Gefühlen verloren hat, eigentlich nie fand. Sein Vater war meist nicht da, seine Mutter war kühl-dominierend, er hat frühzeitig begriffen, dass er für sich allein sorgen muss. Zwangsautonomie nennen wir das – wenn sich ein Kind zu früh abnabeln musste, weil die Außenwelt zu versagend war. Dann ist man später natürlich nicht eifersüchtig, weil man zu wenig von der Welt erwartet und sich auch dann arrangiert, wenn es für einen selbst verletzend ist.
Die Angst vor Abhängigkeit
    Doch neigen wir nicht alle oft dazu, schmerzhaften Gefühlen aus dem Weg zu gehen? Und die Eifersucht ist ein solches schmerzhaftes Gefühl. Vor allem in der Kindheit ist die Eifersucht oft unerträglich. Wir spüren dann, wie abhängig wir sind, wenn wir uns nach Liebe sehnen. Und besonders dramatisch ist dies bei der Eifersucht gegenüber Geschwistern. Wenn wir etwas älter sind, können wir auf diese Eifersucht mit der Expansion nach außen antworten. Man kann sich andere Freunde suchen, neue Wege gehen. Aber in der frühen Kindheit ist dies kaum möglich, deshalb ist diese Eifersucht so schlimm. Das führt zu dem Versuch, jede Abhängigkeit von anderen Menschen zu vermeiden, um keine Eifersuchtsgefühle mehr erleben zu müssen. Das Streben nach Unabhängigkeit wird dann schon bei Kindern zum wichtigsten Lebensziel. Das schließt später Liebesbeziehungen nicht aus. Aber man achtet dann auch in einer Partnerschaft auf eineausreichende Distanz. Scheinbar zufällig findet man immer distanzierte Männer – oder sie leben weit entfernt oder sind verheiratet. Doch immer steckt dahinter das Lebensmotto: Je weniger mir der andere bedeutet, desto weniger kann er mich verletzen. Eine leidenschaftliche Liebe entsteht so natürlich nie. Und der Partner merkt schon am Beginn einer Beziehung, dass dieser Eifersüchtige auf die emotionale Bremse tritt und das Zusammensein nicht als Partnerschaft ansieht. Oder man zieht nie zusammen, trifft sich nur an wenigen Tagen in der Woche. Auf diese Weise wird die Abhängigkeit vermieden, die sich sonst ergeben könnte. Man handelt wie ein vorsichtiger Kaufmann und verteilt sein Lebenskapital auf viele Menschen. Eifersüchtig ist man dann kaum. Aber man läuft immer Gefahr, dass man verlassen wird, weil man zu wenig emotionale Bindungen herstellt.
Der gekränkte Stolz
    Neben der Hemmung und dem Sicherungsmuster »Distanz« gibt es noch eine andere Ursache für die Verdrängung der Eifersucht: es ist die Kränkung. Jede Eifersucht ist eine Kränkung für mein Selbstwertgefühl. Und dies ist insbesondere mit dem schwankenden Selbstgefühl vieler Männer nicht zu vereinbaren. Sie suchen immer nach Bestätigung, denn in der Kindheit wurden sie häufig zu wenig beachtet und geliebt, gleichzeitig wurde viel von ihnen erwartet. Deshalb stellen sie an sich hohe Ansprüche und spüren zugleich, dass sie innerlich keine wirkliche Stabilität besitzen. Ihr Lebensgefühl gleicht so dem eines Seiltänzers, der ständig auf die Anerkennung, den Applaus der »Zuschauer« angewiesen ist. Sie legen immer großen Wert darauf, ihre Selbstachtung aufrechtzuerhalten. Wie sie in den Augen der anderen wirken, dass sie stark und perfekt sind, spielt für sie eine entscheidende Rolle. James Bond, Supermann, Tarzan, Old Shatterhand – dies sind die Idole, denen solche Männer nachstreben. Und es verstehtsich von selbst, dass man dann nicht eifersüchtig sein darf. Denn Eifersucht ist das Eingeständnis, sehr von einem geliebten Menschen abhängig zu sein.
    Aber gerade diese Männer geraten dann in eine dramatische Krise, wenn sie plötzlich realisieren, dass es einen Rivalen gibt. Frauen holen sich leichter Hilfe und klagen. Doch Männer sind oft geradezu kopflos – das erlebe ich fast täglich in meiner Praxis. Es kommen immer wieder Männer zu mir, die völlig außer sich sind. Sie sind nicht nur gekränkt, sie sind fassungslos. Sie haben ihre innere Sicherheit verloren: »Ich habe immer geglaubt, dass ich nicht eifersüchtig bin, dass ich da drüber stehen würde. Ich wusste, dass mich ein Seitensprung einer Frau schon stören würde. Aber ich dachte, ich würde mich dann

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