Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
einen schlimmen Anfall bekam“, gestand sie bedrückt.
„Schildern Sie mir bitte genau, wie sich so ein Anfall äußert“, verlangte der Arzt.
„Es fängt damit an, dass er über so ein Engegefühl in der Brust klagt. Vor allem das Atmen macht meinem Vater dann auf einmal so Schwierigkeiten.“ Nachdenklich fügte sie noch hinzu: „Sogar einen Husten hat er, obwohl er vorher nicht erkältet war.“
Simon hatte ihr aufmerksam zugehört. „Bringen Sie mich bitte zu Ihrem Vater, Frau Holzer“, bat er.
Das Zimmer war leicht abgedunkelt. Vom Bett her hörte er schweres Atmen. Er trat näher heran. Der Mann mit den schlohweißen Haaren hatte die Augen geschlossen. Der Anfall schien ihn ziemlich mitgenommen zu haben. Während Simon den mühsamen Atemzügen lauschte, die gelegentlich von einem Pfeifen begleitet wurden, verdichtete sich sein Verdacht immer mehr, dass es sich um einen Asthmaanfall handelte.
Der Kranke schlug plötzlich die Augen auf. Als er den Fremden an seinem Bett sah, bemerkte er: „Ich habe schon damit gerechnet, dass sich meine Tochter diesmal nicht länger davon abhalten lässt, den Doktor zu holen. Das war doch wirklich nicht nötig. Bis vor kurzem war noch alles in Ordnung mit mir.“
„ Können Sie sich noch erinnern, wann Sie Ihren ersten Anfall hatten, Herr Holzer?“, erkundigte sich der Arzt.
„Sie wollen es auf den Tag genau wissen? Natürlich, es war an dem Nachmittag, als wir von der Beerdigung heimkamen. Ich war ziemlich fertig nach all den Rennereien zu den Behörden, und natürlich auch von den ganzen Aufregungen“, erklärte der alte Mann, während er sich im Bett aufsetzte. „Diese Atemnot kam ganz plötzlich. Ich hatte meine kleine Enkeltochter auf dem Schoß, als es anfing.“ Er schloss die Augen. Die Ängste, die er dabei ausgestanden hatte, ließen ihn seitdem nicht mehr los. „Meine Tochter hätte Sie nicht ohne meine Zustimmung anrufen dürfen, Herr Doktor“, meinte er barsch. „Sie meint es gut, aber das renkt sich schon alles wieder ein. Ich war in meinem Leben nie krank.“
„ Aber jetzt sind Sie es leider, Herr Holzer“, unterbrach ihn der Arzt. „Und darum würde ich Ihnen empfehlen, dass Sie sich untersuchen lassen.“
Der Kranke zögerte. „Nachdem Sie schon einmal hier sind, können Sie ja einmal nachsehen, was mit meiner Pumpe los ist“, entschied er sich schließlich. „Meine Tochter hat sicher recht, wenn sie sagt, dass ich mir zuviel zumute. Aber ich kann mich nicht einfach hinsetzen und alles ihr überlassen. Sie hat doch selbst genug zu tun.“
Simon begann seine Untersuchung. Seine Diagnose stand schon bald fest: Asthma. Um die Auslöser dafür festzustellen, bedurfte es allerdings genauerer Untersuchungen, die in einem Labor gemacht werden mussten.
„Ich lasse Ihrer Tochter etwas da, mit dem Sie sich Erleichterung verschaffen können, falls sich dieser Anfall wiederholen sollte“, erklärte er dem Patienten anschließend. „Sie sollten sich aber so bald wie möglich bei Doktor Körner sehen lassen, damit er einige Tests durchführen kann.“
„ Und warum kann ich das nicht von Ihnen machen lassen, Herr Doktor?“
Der Arzt richtete sich auf. Er packte sein Stethoskop weg und ließ die Tasche hörbar zuschnappen. „Weil ich morgen leider nicht mehr da sein werde, Herr Holzer“, antwortete er bedauernd. „Ich bin in einem Krankenhaus in Stuttgart fest angestellt.“
Er wandte sich der Tür zu, als es klopfte. Susanne Holzer streckte den Kopf herein. Sie machte ein besorgtes Gesicht. Die Untersuchung schien ihr schon zu lange zu dauern.
Simon verabschiedete sich von dem Patienten und trat zu der jungen Frau auf den Flur hinaus.
„Was ist mit meinem Vater los, Herr Doktor?“, überfiel sie ihn sofort. „Es ist sein Herz, nicht wahr? Genau wie bei meiner Mutti.“ Sie schlug die Hände vor das Gesicht. Er sah Tränen, die zwischen ihren Fingern durchliefen. „Ich ertrage es nicht, wenn meinem Vater auch noch etwas passiert“, sagte sie schluchzend. „Sie müssen ihm helfen, Herr Doktor.“
Mitfühlend legte er den Arm um die verzweifelte junge Frau. Er stieß eine der Türen auf und stellte fest, dass sie ins Wohnzimmer führte. „Ihr Vater leidet unter Asthmaanfällen, Frau Holzer“, begann er, nachdem er sie zu einem der Polsterstühle begleitet hatte.
„Asthma?“, fuhr sie ungläubig auf. „Wie bekommt man denn so etwas? Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater je
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