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Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)

Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)

Titel: Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ersten Mal übrigens, Beverlys Geisteszustand infrage. Aber einfach hier rumsitzen ging auch nicht, irgendwie musste ich die Situation auflösen. Angels Gesicht hatte diesen nichtssagenden Ausdruck völliger Konzentration angenommen, wobei klar war, wer ihre Zielperson war. Angel würde zuschlagen, sollte Beverly auch nur einen Schritt weiter an mich herangehen. Wo wären wir dann gelandet?
    „Vielleicht hast du recht“, meinte ich. „Vielleicht hast du zu viel von der anfallenden Arbeit erledigt, und ich habe meinen Teil nicht beigetragen. Warum reden wir nicht mit Sam darüber?
    „Der stellt sich doch nur auf deine Seite“, blaffte Beverly, aber in ihrer Stimme lag nicht mehr ganz so viel aufgestaute Wut wie vorher.
    „Ich ruf ihn jetzt gleich an.“ Ich nahm den Hörer auf und tippte die entsprechende Nummer ein.
    „Sam“, meldete ich mich munter, als er an den Apparat ging. „Beverly und ich haben ein paar Probleme bei der Zusammenarbeit. Beverly findet, sie hätte zu viel zu tun.“
    „Das stimmt“, sagte Sam nachdenklich. Ich hörte, wie sein Stuhl knarrte, als er sich zurücklehnte. „Seit es in eurer Abteilung keine Vollzeitangestellten mehr gibt, musste sie mehr arbeiten.“
    „Lass uns einen Termin abmachen, bei dem wir das besprechen können, Sam. In deinem Büro. “
    „Roe, stimmt bei euch da draußen etwas nicht?“
    „So schnell wie möglich wäre sinnvoll“, sagte ich ruhig, als würde ich gerade erörtern, welches Mittel Rosen am besten vor Blattläusen schützt.
    „Okay, ich habe verstanden. Um ein Uhr? Wenn deine Schicht vorbei ist?“
    „Geht in Ordnung. Ich richte es Beverly aus.“
    „Wir treffen uns mit Sam um ein Uhr in seinem Büro“, sagte ich, während ich leise und ruhig den Telefonhörer wieder auf die Gabel legte. Beverlys Haltung hatte zu meiner großen Erleichterung einiges an Aggressivität eingebüßt. Sally unterhielt sich wieder mit ihrem Sohn, der hingegen ließ die kleine Gruppe um meinen Schreibtisch nicht aus den Augen. Arthur war inzwischen mit dem Ausleihen der Videos fertig und sah die neu eingetroffenen Bücher durch. Ein paar andere Besucher hatten auch versucht zuzuhören, ohne sich ihr Interesse allzu offen anmerken zu lassen. Immerhin waren sie alle durch die Bank höfliche Südstaatler. Sie widmeten sich erleichtert wieder ihren eigenen Angelegenheiten.
    Als Beverly sich umwandte, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen, entdeckte sie Angel. „Was guckst du?“, zischte sie in übertriebenem Straßenslang. Gut eine Minute lang starrten die beiden Frauen sich feindselig an, dann musste selbst Beverly sich eingestehen, dass sie gegen Angel nicht gewinnen konnte. Mit einem Schulterzucken wandte sie sich ab, womit sie ihr Gesicht wahrte und gleichzeitig ihre Verachtung ausdrückte. Danach widmete sie sich endgültig wieder ihrem Bücherwagen.
    Ich beugte mich über das Buch auf meinem Schreibtisch und barg die Hände im Schoß, damit niemand sah, wie sehr sie zitterten. Tränen brannten in meinen Augen. Zwischenfälle wie diesen in aller Öffentlichkeit durchleben zu müssen, ist so viel schlimmer als im Privatleben. Was, wenn es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Angel und Beverly gekommen wäre? Hier in der Bücherei?
    Himmel, wie ich es hasste, wenn Leute mich weinen sahen. Natürlich befanden sich keine Papiertaschentücher in meinem Schreibtisch. Das letzte hatte vor zwei Tagen ein weinendes Kind verbraucht, und ich hatte vergessen, mir neue hinzulegen. Hölle und Verdammnis!
    Eine Hand mit einem weißen Stofftaschentuch darin tauchte vor meiner Nase auf und ließ das Taschentuch fallen. Ich schnappte es mir dankbar, um mir über die nassen Augen zu wischen und die laufende Nase zu putzen.
    „Danke, Arthur“, sagte ich mit der leicht heiseren Stimme, die zu den eher attraktiven Nebenerscheinungen des Weinens gehört.
    „Keine Ursache“, antwortete er. „Woher wusstest du, dass ich es war?“
    „Ich erkenne doch deine Hände“, sagte ich, ohne groß nachzudenken.
    Als mir klar wurde, was ich da von mir gegeben hatte, blickte ich erschrocken auf. Arthur war knallrot angelaufen, wie er es immer getan hatte, wenn wir ... na, ja, wenn wir persönliche Momente erlebt hatten.
    Wenn der heutige Tag so weiter ging, würde ich den morgigen zu Hause verbringen. Auf dem Dachboden eingesperrt. Das war sicherer als alles andere.
    Angel hielt diskret Abstand, ohne dabei Beverly aus den Augen zu lassen, die inzwischen wieder Bücher einräumte.

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