Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
fünfundvierzig Minuten, die nichts geklärt, aber Sams Haare vor meinen Augen einen Tick grauer hatten werden lassen, hatte ich Madeleine beim Tierarzt abgeholt. Dr. Jameson hatte mir mit entschlossener Fröhlichkeit mitgeteilt, sie hätten eine Blutprobe entnommen und eingeschickt, mit dem Ergebnis sei in etwa einer Woche zu rechnen. Wahrscheinlich hätte die ganze Belegschaft der Praxis nichts dagegen gehabt, wenn der potentielle Katzenbetäuber etwas Stärkeres, Tödlicheres genommen oder die Schleife ein wenig fester geschnürt hätte. Solche Gedanken gingen mir jedenfalls durch den Kopf, als ich Katze und Korb im Auto verstaute.
Ich wusste nicht warum, aber eigentlich hatte ich damit gerechnet, von Dr. Jameson gleich an Ort und Stelle eine erschöpfende Auskunft zu bekommen. War Madeleine jetzt betäubt worden oder nicht? Es nicht zu wissen, trübte meine Laune noch zusätzlich. Während Madeleine auf dem ganzen Heimweg jämmerlich vor sich hin heulte, träumte ich davon, mir einen Hund anzuschaffen. Einen mittelgroßen, dummen, der jedermanns Freund sein wollte. Einen Mischling mit braunen Strubbelhaaren und schwarzer Schnauze ... Weiter kam ich nicht. Jane Engle, die mir Madeleine zusammen mit einer verflixt hohen Geldsumme hinterlassen hatte, sendete mir von irgendwo her so starke Missbilligung in meine Gedanken, dass mir der Traum vom freundlichen Hundchen blitzschnell verging.
Kein Wunder also, dass ich am nächsten Morgen recht lustlos durch die Hintertür der Bücherei spazierte. Wenigstens Angel schien es besser zu gehen. Ich hatte sie auf dem Weg in die Stadt bei ihrem morgendlichen Dauerlauf gesehen, und sie hatte mir breit grinsend zugewinkt. Eine lächelnde Angel, noch dazu bald mit einem sichtbaren Bauch, daran würde ich mich erst einmal gewöhnen müssen. Seufzend strich ich mir mein orangefarbenes T-Shirt in Übergröße glatt. Auch meine Leggins waren orange, und auf dem T-Shirt prangte eine große, goldene Sonne. Zur Krönung des Ganzen trug ich meine Brille mit Goldrand und hatte mir die Haare mit einem breiten Band in Gold und Orange zusammengebunden. Wenn ich schon nicht fröhlich war, wollte ich wenigstens fröhlich wirken. Hoffentlich würden die Kinder das zu schätzen wissen.
„Wer war denn die Frau, die dich gestern besucht hat?“, wollte Perry wissen, als ich meine Handtasche im Spind verstaute. Perry bereitete sich gerade in der Mikrowelle einen heißen Kakao zu. Den trank er gern, egal, wie warm es draußen war. Er hatte eine Schwäche für Süßes, was man allein anhand seiner Spargelfigur nie vermutet hätte.
Wenn das nicht typisch war! Da tauchte ich auf, strahlend wie die Sonne, und die Leute erkundigten sich nach meiner Leibwächterin.
„Angel Youngblood.“
„Sie ist nicht von hier.“
„Nein. Sie stammt aus Florida.“
„Verheiratet?“
Sieh an, sieh an. „Sehr!“ verkündete ich fest. „Außerdem hat sie den Schwarzen Gürtel in Karate. Ihr Mann übrigens auch.“
Von solchen Kleinigkeiten ließ sich Perry nicht verunsichern. „Sie ist umwerfend“, sagte er. „Ich habe ihr gleich am Gang angesehen, dass sie Sportlerin ist. Ihr Teint ist sehr ungewöhnlich.“
„Ja, sie besteht aus purem Gold“, frotzelte ich, während ich in meinem Spind nach einer Rolle Pfefferminz suchte. Ich hatte diese Unterhaltung über Angel schon mit vielen Männern und einigen Frauen führen müssen. „Ich dachte, das mit dir und Jenny Tankersley wäre was ziemlich Ernstes?“
„Oh, wir gehen ab und zu miteinander aus“, meinte Perry betont gleichmütig. Dabei wusste ich von seiner Mutter Sally, dass die beiden so gut wie verlobt waren.
Nach allem, was ich über diese Jenny bislang gehört hatte, wäre die bestimmt nicht erfreut, wenn sie mitbekäme, wie beiläufig Perry sie hier abtat. Jenny war Witwe, ihr verstorbener Mann hatte eine eigene Firma besessen und Ackerflächen vom Flugzeug aus mit Dünger und Insektiziden besprüht. Leider hatte er sich aber eines schönen Sommertages fatal in der Flughöhe verschätzt. Jenny hatte die Firma nach seinem Unfalltod verkauft, weshalb sie finanziell nicht schlecht stand, arbeitete aber weiterhin als Mädchen für alles für die drei Piloten, die das Unternehmen übernommen hatten. Sie war ein Allroundgenie, erledigte den Telefondienst, bestellte Ersatzteile, bezahlte Rechnungen, und wenn Not am Mann war, setzte sie sich auch selbst mal ins Flugzeug. Das hatte sie auch schon getan, als ihr Mann noch lebte.
Perry schien sich zu
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