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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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während sie die Treppe hinaufgingen. Erst, als sie ganz oben angekommen waren, drehten sie sich wieder um, den Blick auf die Menschenmenge gerichtet.
    »Sieht aus, als wärst du bemerkt worden«, stellte Owain fest und deutete in Richtung der Treppe. Oliver und die Königin hatten die Köpfe zusammengesteckt, die Blicke starr auf uns gerichtet. Oliver redete leise auf sie ein, wobei mir nicht entging, dass seine Hand vertraut auf der ihren lag. Doch die Königin blieb stumm. Mit angespanntem Gesicht nickte sie. Pompey stand neben ihnen.
    North murmelte irgendetwas Unverständliches und sah erst auf, als die Königin schließlich das Schloss betrat und die Menge sich zerstreute.
    »Ich mache mich wieder auf den Weg zum Gasthaus«, sagte Owain. »Kommt ihr mit?«
    North verneinte und deutete auf Pompey.
    »Ich denke, das ist unser Aufpasser für den Abend«, sagte er. Die Augen des Mannes weiteten sich leicht, als er North erkannte, und er winkte uns zu sich.
    »Na, dann viel Glück«, wünschte Owain und gab North einen Klaps auf die Schulter. »Kommt morgen zu mir, dann können wir reden.«
    Als uns der Palastvorsteher erreichte, war Owain schon im Meer von Menschen und Zauberern verschwunden.

    »Pompey«, begrüßte North ihn.
    »Es ist lange her, Mr. North! Ihre Mutter hat mich gebeten, Sie zu Ihren Zimmern zu bringen, aber Sie erinnern sich gewiss noch an den Weg.«
    »An welchen Weg?«, fragte ich.
    »Ich habe hier gewohnt, bevor ich meine Ausbildung bei Meister Pascal angefangen habe, schon vergessen?«
    Ich hätte ihn nur zu gerne gewürgt. »Noch ein Detail, das du praktischerweise vergessen hast zu erwähnen.«
    Er strich mir eine Locke hinter das Ohr. »Ich kenne jeden Winkel in diesem Palast.«
    »Hast du sonst noch Geheimnisse, von denen ich etwas wissen sollte?«, fragte ich. »Weitere Verwandte? Geheime Gänge?«
    Mit einem schelmischen Grinsen lehnte er sich zu mir herüber. »Nichts dergleichen. Aber es gibt einen Saal voller Wandbehänge … und eine Webstube.«
    »Zeigst du sie mir?« Ich klang zwar wie ein bettelndes Kind, aber das war mir egal.
    Er lachte. »Ich fürchte, wenn ich dich mit dorthin nehme, wirst du nie wieder wegwollen.«
    »Da hast du wohl Recht.«
    »Sydelle?«
    Langsam drehte ich mich um. North hatte besitzergreifend die Hand auf meinen Rücken gelegt.
    »Sydelle? Bist du das?« Sogar im dämmrigen Licht erkannte ich das vertraute Gesicht.
    »Henry!« Benommen ging ich auf ihn zu. Er umarmte mich so fest, dass meine Füße kurz den Boden verließen, dann hielten wir uns an den Händen. Ich wollte sein breites Grinsen mit einem Lächeln erwidern, konnte jedoch kaum atmen.
    »Geht es dir gut, hast du irgendwelche Neuigkeiten von zu Hause?«

    »Eins nach dem anderen«, lachte er.
    »Geht es denn allen gut?«, fragte ich. »Wie geht es deinen Brüdern? Und meinen Eltern?«
    »Alle sind wohlauf«, antwortete Henry. »Nicht zuletzt, weil die Dürre endlich ein Ende hatte.«
    »Syd!« North klang ungehalten. Erschrocken über seinen Ton, drehte ich mich um. Pompey und er standen noch immer an der gleichen Stelle, sahen aber nicht mehr allzu freundlich aus. Entschuldigend wandte ich mich an Henry.
    »Ich komme später zu dir, ja?«, sagte ich.
    »In Ordnung«, erwiderte er lächelnd. »Und dass du mich ja nicht vergisst.«
    Ich nickte, doch mein Lächeln hielt nur so lange, bis ich North ansah, dessen Blick am Boden festgefroren zu sein schien.
     

     
    Hecate hatte dafür gesorgt, dass sich unsere Zimmer auf entgegengesetzten Seiten des Palastes befanden. Ich wollte schon protestieren, weil ich nicht so weit von North entfernt sein wollte, doch nach dem Aufeinandertreffen mit Henry schien North nicht in der Stimmung zu sein, mit mir zu sprechen. Pompey brachte uns in den ersten Stock, wo North schlafen würde. Der Zauberer ging wortlos an uns vorbei und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Er hat immer noch nicht gelernt, sich zu beherrschen, wie ich sehe«, seufzte Pompey. »Also kommen Sie. Wir haben noch ein ganzes Stück vor uns.«
    Mein Zimmer lag im vierten Stock des Westflügels. Pompey redete über dies und das, während wir eine Treppe nach der anderen hinaufstiegen, doch ich sagte kaum etwas. In mir herrschte nach der Begegnung mit Henry immer noch ein solches Durcheinander, dass ich mich später schlaflos in
dem prunkvollen Bett hin- und herwälzte. Und wenn mich das nicht am Schlafen gehindert hätte, dann sicher die Tatsache, dass ich in einem richtigen Bett schlafen

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