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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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durch eine enge Gasse, in einen kleinen, verwilderten Garten. Dort gab es Marmorbänke und Statuen, der Springbrunnen in der Mitte war jedoch ausgetrocknet und schmutzig, die Blumenbeete rundherum braun und verwelkt.
    Schließlich ließ er sich auf die nächste Bank sinken und gab meine Hand wieder frei. Zunächst war ich zu erschüttert, um mehr zu tun als zuzusehen, wie seine Brust sich mühsam hob und senkte. Ich hätte ihm gerne ins Gesicht geschaut, doch er hielt es in den Händen verborgen.
    »Verzeih mir«, sagte er, ohne sie sinken zu lassen.
    Ich kniete mich vor ihn und löste sanft seine Finger. »Was gibt es da zu verzeihen?«
    »Ich hätte dich niemals hierherbringen sollen«, sagte er. »Wenn ich vorher nachgedacht hätte, hätte ich dich an einem sicheren Ort gelassen.«
    »Und du glaubst allen Ernstes, ich wäre freiwillig dort geblieben? «, fragte ich spöttisch.
    North schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Was habe ich mir nur gedacht?«
    »Du hättest mir schon früher von deiner Mutter erzählen sollen«, sagte ich.
    »Und was hätte ich sagen sollen?«, fragte er. »Meine allerliebste Mutter ist die Königliche Hofzauberin und schleift andere gerne an den Haaren durch die Gegend. Ihr Mann ist im Amt des Königlichen Hofzauberers gestorben und hat sie zu einer Witwe ohne jeden Einfluss gemacht. Seit dem Tag, als
ich mich geweigert habe, einen Rang anzunehmen und der Garde beizutreten, hat sie nicht mehr mit mir gesprochen?«
    Ich schloss kurz die Augen. »Du warst doch noch ein Kind, als du deine Ausbildung beendet hast.«
    North verzog das Gesicht. »Ich war kein Kind !«
    »Du warst erst vierzehn. Statt dich zu enterben, hätte sie für dich da sein sollen.«
    Ich kniete mich vor ihn und betrachtete sein Gesicht. Die Wut war daraus verschwunden, doch es lag ein unübersehbarer Ausdruck von Trauer darauf. Und Resignation.
    »Ich wollte dieses Leben nicht«, erklärte er mir. »Ich wollte nichts mit alldem zu tun haben. Ich hasse diese Stadt aus tiefstem Herzen. Alle hier sehen mich an, als wäre ich das bemitleidenswerte schwarze Schaf, als könnte ich sie nicht hören, wenn sie darüber reden, dass ich niemals wie mein Vater sein werde, weder jetzt noch in Zukunft. Kannst du dir vorstellen, dass jemand mit diesem Fluch zum mächtigsten Zauberer des Landes aufsteigt? Jeder hat ihn respektiert, alle haben seinen Tod betrauert. Ich habe ihm versprochen, mich um sie zu kümmern, wenn er nicht mehr da wäre, aber sie hört einfach nicht auf mich. Sie kann mich ja kaum ansehen .«
    Ich legte meine Hände auf seine Knie und blickte ihm in die Augen. »Dann lass uns gehen«, sagte ich. »Ich werde Cliffton eben beschützen, so gut ich kann.«
    »Das geht nicht«, wehrte er ab. »Du hast doch gehört, was sie gesagt hat.«
    »Seit wann gibt Wayland North einfach auf?« Ich ergriff seine Hände. »Es muss doch eine Möglichkeit geben.«
    North schüttelte den Kopf. »Syd, ich bin schon einmal im Gefängnis gewesen, weil ich ihre Befehle nicht befolgt habe. Ich möchte nicht einmal, dass du dir das vorstellst, geschweige denn es erleben musst.«

    Ein Gefühl von Furcht begann sich in meinem Inneren auszubreiten, kroch bis in den letzten Winkel und schien mich vollkommen auszufüllen.
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigte North mich. »Ich würde nie zulassen, dass dir etwas zustößt.«
    »Was mit mir passiert, ist mir gleich«, rief ich. »Um dich mache ich mir Sorgen!«
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Hör mir gut zu. Keinem von uns wird irgendetwas geschehen.«
    »Und der Krieg?«
    »Ich gebe nicht auf«, versicherte er. »Niemals.«
    Mit einem Finger strich er über das Armband, das er mir geschenkt hatte.
    »Bist du so weit?«, fragte ich.
    Den Blick auf die langen Schatten des Palastes gerichtet, nickte er.

Dreizehntes Kapitel
    A ls wir durch das Schlosstor traten, hatte die Menschenmenge im Hof unglaubliche Ausmaße angenommen. North befürchtete wohl, er könnte mich darin verlieren, denn er nahm schon bald meine Hand. Als wir uns dem Torbogen näherten, entdeckten wir ein vertrautes Gesicht.
    »Owain!«, rief North.
    »Dann habt ihr es also heil nach draußen geschafft.«
    Einige Köpfe wandten sich in unsere Richtung, und Stimmen erhoben sich, um North zu begrüßen. Jetzt, wo er sich unter Freunden befand, hellte sich sein Gesicht auf.
    »Was macht ihr denn alle hier draußen?«, fragte er und stellte sich auf die Zehenspitzen.
    »Die Königin hat das Schloss verlassen, um am Flussufer

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