Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
Vom Netzwerk:
glücklich, willigten zu meiner Überraschung jedoch ein. Meine Mutter versuchte mir auch auszureden, hinzufahren; sie meinte, es sei besser, die Verbindung komplett abzubrechen und zu vergessen, aber das konnte ich nicht. Vielleicht befürchteten sie, dass man mich wieder so schrecklich verletzen würde, aber ich empfand ja die ganze Zeit diesen Schmerz, wenn ich an Dailyn dachte.
    Mein Bruder Christopher hatte damals ein motorisiertes Dreirad und willigte ein, mich und Michael die zwei Stunden zu den Eltern von Jun zu fahren. Es war der Anfang eines langen und schwierigen Tages. Obwohl Jun und ich uns schon vor fünf Jahren getrennt hatten und ich Dailyn seitdem nicht mehr gesehen hatte, hatte ich in dem Augenblick, als wir wieder zusammen waren, das Gefühl, nie von ihr getrennt gewesen zu sein. Die Familie hatte ihr erzählt, ich sei bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, aber sie war wohl noch zu klein gewesen, um diese Information zu verarbeiten, jedenfalls schien sie absolut nicht überrascht zu sein, mich von den Toten auferstanden
zu sehen. Sie nannte mich sofort »Mama«. Sie war damals fünf oder sechs und sah fast so aus wie ich in dem Alter. Michael und sie spielten ganz normal miteinander, als würden sie sich schon ewig kennen.
    »Kann ich mit ihr in Sorsogon einkaufen gehen?«, fragte ich Jun.
    »Wenn ich auch mitkommen kann«, sagte Jun und warf seinen Eltern einen unbehaglichen Blick zu. »Und du musst eure Pässe hier bei meinen Eltern lassen, damit ich auch sicher sein kann, dass du nicht versuchst, mit ihr durchzubrennen.«
    Ich diskutierte nicht lange, obwohl es mich verletzte, dass er mir so etwas zutraute. Aber ich verstand, dass er keinen Grund hatte, mir zu vertrauen, nach allem, was ich ihm angetan hatte; und ich war willens, alles mir Mögliche zu tun, wenn ich nur ein paar Stunden mit meiner Tochter verbringen konnte.
    Jun fuhr Christopher, meine beiden Kinder und mich in die Stadt. Auf andere Leute müssen wir wie eine ganz normale kleine Familie gewirkt haben, die einen Ausflug unternimmt. Wenn das nur wahr gewesen wäre!
    »Es wäre für Dailyn doch schön, wenn sie auch ihre anderen Großeltern kennen lernen könnte«, schlug ich vor, nachdem wir auf dem Markt ein paar Sachen gekauft hatten. Ich wollte, dass unser Zusammensein möglichst lang dauerte.
    »Okay.« Jun nickte, nachdem er einen Moment nachgedacht hatte. »Fahren wir hin, damit sie ihre Großeltern sehen kann.«
    Er willigte ein, uns hinzubringen; wir kletterten also wieder in den Beiwagen und machten uns auf den langen Weg zu meinen Eltern in Panlayaan. Es war seltsam, neben
drei Menschen zu sitzen, die mir so viel bedeuteten. Ich war gefühlsmäßig sehr aufgewühlt und verletzlich, aber gleichzeitig erschien mir alles so einfach. Ich hatte vor Aufregung einen Knoten im Bauch, wenn ich nur daran dachte, wie überrascht und entzückt meine Mutter wäre, Dailyn nach so langer Zeit wieder zu sehen.
    Als wir schließlich ankamen, verstaubt und müde, war ich entsetzt, wie kühl meine Mutter auf Dailyn reagierte. Sie schien nicht erfreut, sie zu sehen, und unternahm keinen Versuch, sie zu umarmen. Ich sagte mir, dass sie ja vielleicht keine zu engen Bande knüpfen wollte, denn schließlich wusste sie ja, dass der Abschied bevorstand, und sie wollte ihnen beiden vielleicht möglichst viel Leid ersparen. Oder vielleicht war die Überraschung ja auch zu groß, und ich hatte ihr keine Zeit gelassen, um sich innerlich darauf einzustellen. Sie hatte mir immer gesagt, ich solle Dailyn vergessen, weil ich ja noch mehr Kinder kriegen könne, somit fiel es ihr vielleicht leichter, so zu tun, als würde es Dailyn gar nicht geben. Doch egal, welche Gründe sie hatte - als ich sah, wie sie Michael vor seiner Schwester umarmte, trieb es mir die Tränen in die Augen.
    Die Reaktion von Papa war sogar noch schlimmer. Es war ihm nicht klar gewesen, dass ich seinem Ratschlag zum Trotz gehandelt hatte, und als er Jun vor seinem Haus stehen sah, wurde er wütend und schrie Jun an, er solle sich von mir fern halten. Vielleicht hatte er ja Angst, dass ich meine Ehe mit Paul ruinieren würde. Jeder in der Familie wusste, wie sehr ich Jun geliebt hatte, und sie mussten alle befürchtet haben, dass ich womöglich wieder wahnsinnig würde wie damals nach der Geburt von Dailyn. Papa schimpfte wütend herum, was die Leute denn denken würden, wenn sie mich mit Jun sahen und mein
Mann nicht dabei war. Wahrscheinlich war er bereits enttäuscht von

Weitere Kostenlose Bücher