Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
mir wegen meines Jobs in der Bar und fürchtete, ich würde meinen Ruf nun noch einmal gefährden, wo ich doch gerade eine respektable verheiratete Frau und Mutter geworden war.
»Du kommst mir hier nicht rein!«, brüllte Papa Jun vom Eingang aus an, während Jun verlegen neben seinem Dreirad stand.
»Es ist meine Schuld, Papa«, sagte ich und versuchte, ihn um der Kinder willen zu beschwichtigen. »Ich habe ihn gebeten, mit mir herzukommen. Er hat mir erlaubt, Dailyn an ihrem Geburtstag zu sehen, obwohl seine Eltern das eigentlich nicht wollten.«
»Seine Eltern hatten Recht. Du solltest auf die Ratschläge deiner Schwiegereltern hören. Wenn dir etwas an Jun liegt, dann kannst du auch gleich gehen«, sagte Papa. »Du kannst alles mitnehmen, was du uns je geschenkt hast, und dann geh!«
»Das ist doch alles Vergangenheit, Papa«, bettelte ich. »Jun hat sich dir gegenüber immer respektvoll verhalten. Er hat es nicht verdient, dass du ihn jetzt so behandelst.«
Verärgert und verletzt über diesen Empfang, fuhr Jun zu meinem Onkel, etwa einen Kilometer entfernt, und ließ sich dort voll laufen. Da ich meinen Vater nicht beruhigen konnte und von meiner Mutter auch bloß einen strengen Blick erntete, gingen Boy und ich dann mit den Kindern hinüber, um nach ihm zu schauen.
»Es tut mir ja so Leid«, sagte ich, als wir ankamen und ich den Schmerz in Juns Gesicht sah.
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte er und versuchte zu lächeln. »Es tut einfach weh, so behandelt zu werden, wenn man nichts Unrechtes getan hat.«
Jun hatte sich in all den Jahren, die wir getrennt gewesen waren, kaum verändert. Trotz allem, was zwischen uns passiert war, empfand ich noch immer sehr viel für ihn. Das Wiedersehen mit ihm weckte Erinnerungen an unsere ersten aufregenden Treffen. Wenn Paul nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht zu Jun zurückgekehrt, und jetzt, da es mit Paul schief lief, wünschte ich, die Zeit zurückdrehen zu können. Jun war mittlerweile auch verheiratet und sprach in aller Offenheit von seiner Frau. Sie hatten drei Kinder miteinander, und einer der Gründe, weshalb Dailyn bei ihren Großeltern lebte, war, dass Juns neue Frau sie schlecht behandelte. Er gab zu, dass er in seiner Ehe nicht glücklich war.
»Meine Frau träumt von dir«, erzählte er mir. »Diese Träume rauben ihr den Schlaf, und dann ist sie wütend auf mich.«
Wir konnten nicht lang bei meiner Familie bleiben, dann mussten wir auch schon den endlosen Rückweg zu Juns Eltern antreten, aber Jun hatte die Zeit gereicht, um sich total zu betrinken. Er weinte, weil ihn die Art, wie mein Vater auf ihn reagiert hatte, verletzte; er fand, dass er sich uns gegenüber immer anständig verhalten hatte.
Ich hatte das Gefühl, den ganzen Tag in dem dahinrumpelnden Beiwagen zu verbringen. Ich klammerte mich verzweifelt an meine Kinder und versuchte, die Zeit langsamer vergehen zu lassen, weil ich mich an jede Kleinigkeit von Dailyn erinnern wollte, bevor ich sie wieder abliefern musste.
»Mama, kann ich mit dir nach Hause kommen?«, fragte Dailyn, als die Zeit für den Abschied gekommen war.
»Tut mir Leid«, sagte ich; ich hatte Angst, es würde mir das Herz brechen und ich könnte nicht die Kraft finden,
sie dazulassen. »Ich würde dich ja so gern mitnehmen, aber es geht nicht. Du musst bei deiner Oma und bei deinem Opa bleiben.«
Der restliche Aufenthalt bei meinen Eltern verlief nicht gut. Sie waren beide so verärgert über mich, weil ich ihnen Jun aufgedrängt hatte, und miteinander kamen sie auch nicht gut aus - sie stritten sich ständig. Sie zwangen mich, immer einen meiner Brüder mitzunehmen, wenn ich ausging - für den Fall, dass ich versuchen sollte, Jun noch einmal zu sehen.
Beth und Josie - sie waren mittlerweile von Manila wieder ins Dorf gezogen - hatten neben dem Steinhaus meiner Eltern ebenfalls gebaut, und ich dachte, sie wären glücklich und zufrieden. Aber jetzt stellte ich fest, dass Mama und Beth sich auch gestritten hatten; Mama hatte nämlich hinter ihrem Rücken schlecht über Josie gesprochen. Eines Tages, als ich von einem Besuch bei Beth zurückkam, stieß ich auf meine Mutter, die bloß ein paar Schritte von meinem Elternhaus weinte.
»Es ist deine Sache, wenn du glaubst, was deine Schwester dir alles erzählt«, sagte sie schluchzend.
Ich wollte doch immer nur, dass meine Familie glücklich wäre.
Ein paar Tage später ließ ich Michael bei Mama, um allein nach Sorsogon zu fahren; ich wollte meinen
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