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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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der Grafschaft Merseyside, im Distrikt Wirral auf dem Dorf; er hieß uns herzlich willkommen. Ich kam immer so problemlos mit ihm zurecht, als wäre er mein eigener Bruder. Da er keinen Job hatte, war er die ganze Zeit zu Hause und führte das Leben eines typischen Junggesellen; wahrscheinlich war er anfangs recht froh über unsere Gesellschaft. In seinem Haus herrschte eine arge Unordnung, aber ich war es ja gewohnt, hinter den Leuten herzuräumen, und so hatte ich an den langen Tagen zu Hause wenigstens etwas zu tun.
    Davids Mutter musste sich wohl viel um ihn gekümmert haben, und jetzt, nach ihrem Tod, hatte er nur Paul und
mich. Ich hielt ihm also das Haus sauber und übernahm Aufgaben, wie seine alten Socken und seine Unterwäsche - sie hatten schon bessere Tage gesehen - durch neue zu ersetzen. Paul neigte dazu, mit seinem Bruder wie mit einem Kleinkind zu reden, was David nicht recht war. Gelegentlich blaffte er ihn auch an.
    »Das ist mein Haus«, sagte er protestierend, wenn Paul ihn zu sehr bevormundete. »Wenn dir was nicht passt, kannst du ja woanders hingehen.«
     
    In dem Augenblick, als wir in England gelandet waren, hatte ich das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Alle meine Freunde in Brunei waren nicht da, und meine Familie war einen endlos langen Flug von mir entfernt. Mir fehlte das Gefühl von Nähe, das ich zu allen gehabt hatte, sogar in Brunei. Von Brunei auf die Philippinen nach Hause zu fliegen war nie ein Problem gewesen; der Flug dauerte bloß ein paar Stunden und kostete ein paar hundert Pfund. Von England nach Hause zu kommen war da schon etwas ganz anderes, vor allem preislich. Meine Schwester Sonia sagte oft zu mir, welch ein Glück ich doch hätte, in der Welt herumreisen zu können, aber ich hätte mit Freuden mit ihr getauscht. Ich war auf der anderen Seite der Erde in einem kalten, feuchten Land, in dem ich mich wegen meines Akzents kaum verständlich machen konnte und wo mir das meiste Essen ein Rätsel blieb. Es war schwierig, überhaupt eine Packung Reis aufzutreiben, die groß genug war, um mich davon einen Tag lang ernähren zu können. Sogar Telefonate waren zu etwas Besonderem geworden. Aber ich sagte mir immer wieder, dass alles der Mühe wert war, wenn Paul und ich wieder wie am Anfang unserer Beziehung zueinander fänden. Ich
musste mir einfach nur Zeit geben, um mich zu akklimatisieren.
    Paul hatte mir immer wieder versprochen, sein Verhalten mir und Michael gegenüber zu ändern, und da er zeitweise nett war, glaubte ich ihm das auch. Aber dann schaute er Michael oder mich scharf an oder blaffte uns an, und das gab mir jedesmal einen Stich - vor Angst. Im Grunde meines Herzens glaubte ich nicht, dass er in der Lage war, sich zu ändern, und wenn es in England schief lief, wusste ich nicht, an wen ich mich um Hilfe und Schutz wenden sollte. Doch wenn das die einzige Chance war, wieder so mit Paul zusammenzuleben wie am Anfang, dann wollte ich das alles schon auf mich nehmen; aber mir war klar, dass ich mit hohem Einsatz spielte, und das machte mir Angst.
    Paul hatte vor, Möbel und Dekorationsgegenstände aus Südostasien zu importieren, um sie in England auf den Märkten zu verkaufen. Ich wage zu behaupten, dass ihm das jede Menge Ausreden verschaffte, in Länder wie Thailand zu reisen, um dort Ware zu kaufen. Gleichzeitig hatte er versucht, einen Fulltimejob zu finden, und ging wieder aufs College, um seine Ausbildung zu verbessern, damit er mit den jüngeren Kollegen in seiner Branche mithalten konnte.
    Unser Lebensstil in England war ganz anders als in Brunei. In Brunei hatte Paul gut verdient, und wir hatten in einem Wirtschaftssystem gelebt, in dem das meiste billig und im Überfluss vorhanden war. In England verdiente er praktisch nichts, und alles war teuer und kompliziert. In Brunei hatte zumindest die Sonne an den meisten Tagen geschienen, in England gab es bloß Wolken und Nieselregen. Um mir die Zeit zu vertreiben, lernte ich Kreuzstickerei wie eine alte Dame. In meinem Kopf baute sich
immer mehr Druck auf, während ich meine Sticknadel flugs durch die Löcher meines Stickmusters schob.
    Dieser Druck musste sich auch in Pauls Kopf aufgebaut haben. Wahrscheinlich machte er sich wegen der Zukunft und unserer unsicheren Lage Sorgen, selbst wenn er mir sagte, dass das nicht der Fall sei. Alles an mir und Michael schien ihm auf die Nerven zu gehen, und nur zu oft wurde aus seinem Ärger wieder ein Wutausbruch. Es machte mir nicht so viel aus, wenn er mich schlug,

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