Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
offenen Zeitschriftenladen, der Chef legte gerade die in der Früh angelieferten Zeitungen aus. Ich ging hinein, um eine Karte zu kaufen, musste aber feststellen, dass ich kein Geld bei mir hatte. Nach Hause konnte ich keinesfalls noch einmal, selbst wenn ich den Weg fand.
»Kann ich hier irgendwo ein Taxi kriegen?«, fragte ich, hatte allerdings keine Ahnung, wie ich es bezahlen sollte.
»Auf der anderen Straßenseite ist ein Stand mit Vierundzwanzig-Stunden-Service«, sagte der Mann zu mir.
»Darf ich Ihr Telefon benutzen?«, fragte ich. »Bei mir wurde eingebrochen, und jetzt ist mein Telefon weg.«
»Ja, wenn Sie wollen. Möchten Sie ein Taxi?«
Ich traf eine Spontanentscheidung.
»Ja, bitte, ich muss zum Flughafen«, antwortete ich. Wenn ich zu Dr. Reynolds käme, würde er mir schon helfen.
Der Taxifahrer war nett und freundlich, aber offensichtlich überrascht, dass ich so früh am Morgen ohne Gepäck zum Flughafen Teeside wollte.
»Haben Sie Kinder?«, fragte ich ihn, nachdem wir eine Weile über Land gefahren waren; langsam wurde der graue Himmel über uns heller.
»Ja.« Er lachte glücklich bei dem Gedanken an sie und schüttelte langsam den Kopf, als wären sie unverbesserliche Rabauken, aber liebenswert.
Ich wollte ihn in meiner Verzweiflung schon bitten, sich
um Michael zu kümmern und ihn später bei Julie im Pub abzusetzen, sobald ich ausgestiegen war, aber dann verließ mich der Mut. In meinem Gehirn drehten sich die Räder mit rasender Geschwindigkeit, sie kreischten in meinem Kopf wie ein umgestürztes Motorrad bei dem verzweifelten Versuch herauszufinden, was am besten zu tun war. Wenn ich Michael mit nach Brunei nehmen könnte, wäre Dr. Reynolds sicher in der Lage, ihn auf die Philippinen zu bringen, wo Beth oder Mama sich um ihn kümmern würden. Er würde bei seinen Cousins und Onkeln und Tanten aufwachsen und sich geliebt und der Familie zugehörig fühlen.
Mein Plan war, dafür zu sorgen, dass Michael in die sicheren Arme von jemandem kam, der sich anständig um ihn kümmerte; dann würde ich mich der Polizei stellen. Im Grunde meines Herzens hatte ich, seit ich als kleines Mädchen ihre blutroten Handschuhe gesehen hatte, Angst vor ihnen, aber ich wusste, dass ich mich meiner Strafe stellen musste. Vielleicht würde es mir ja gelingen, Michael bis auf die Philippinen zu schaffen, bevor sie Paul fanden und hinter mir her waren.
»Tut mir Leid«, sagte ich zu dem Taxifahrer, »ich habe kein Bargeld dabei, bei mir zu Hause wurde eingebrochen, aber ich kann Ihnen meine Uhr geben. Sie ist siebenhundert Pfund wert, und ich habe auch ein paar Schmuckstücke.«
»Das darf ich nicht, meine Liebe«, erwiderte er. »Tut mir Leid. Ich kann Sie irgendwo absetzen. Vielleicht bringt Sie ja ein anderes Taxi hin.«
Er muss bemerkt haben, wie gestresst ich war, und machte keinen Ärger; er fuhr einfach zu einem Taxistandplatz. Weiß Gott, wo ich war. Ich hoffte, mit dem nächsten
Fahrer mehr Glück zu haben. Ich liebkoste Michael die ganze Zeit und küsste seine Blutergüsse, während er mir mit seinen kleinen Händchen die Tränen wegwischte. Dieses Mal brachte mich der Fahrer bis zum Flughafen hinaus, erklärte aber, er könne meine Uhr oder meinen Schmuck nicht annehmen, als ich ihm gestand, dass ich kein Geld hatte.
»Ich habe eine American-Express-Karte«, sagte ich, als wir vor dem Gebäude parkten. »Ich gehe hinein und hole Geld von einem der Automaten und bringe es Ihnen dann.«
»Ist recht, meine Liebe«, sagte er, aber es hörte sich an, als hätte er seine Zweifel. Vielleicht dachte er ja, dass ich ihn um sein Geld prellen wollte, aber er bemerkte wohl meinen desolaten Zustand und wollte wahrscheinlich nicht, dass es mir noch schlechter ging.
Als wir ins Terminal kamen, war wegen der Flüge am frühen Morgen viel los; die gehetzten Passagiere steuerten um die letzten Putztrupps der Nachtschicht herum, die sich mit ihren gigantischen Mopps langsam durch die Halle bewegten und allen Blicken auswichen. Ich fand einen Geldautomaten, konnte mich aber nicht an meine PIN-Nummer erinnern, denn in meinem Kopf drehte sich alles. Ich entdeckte einen Laden mit Telefonkarten und zerrte den armen Michael hinein, aber wegen einer Telefonkarte wollten sie American Express nicht nehmen. Alles stürmte auf mich ein, nichts klappte. Ich war müde und durcheinander und wusste nicht recht, was ich als Nächstes tun sollte. Das Einzige, was ich mit der Kreditkarte offensichtlich machen konnte, war,
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