Aus purer Liebe?
der Tür.
"Was gibt es denn?" rief er erstickt, während er seine Hose hastig wieder schloss.
"Hoheit, ich habe eine Botschaft für die Prinzessin."
Inzwischen hatte auch Raina sich wieder angezogen. Dharr war jetzt fast froh über die Störung. Es machte ihm Angst, dass er bei Raina jede Kontrolle verlor.
"Kommen Sie herein."
"Entschuldigen Sie die Störung, Hoheit." Es war Abid, sein Privatsekretär. Er schien zu ahnen, wie ungelegen er kam, und hielt den Blick gesenkt. "Prinzessin Kahlil, Ihre Mutter möchte Sie sprechen."
"Wo ist das Telefon?" fragte Raina.
"Sie ist nicht am Telefon."
Dharr entging nicht, wie Raina zusammenzuckte. "Was soll das heißen?" fragte er barsch.
"Sie wartet im Salon."
Als Raina in den Salon kam, sah sie ihrer Mutter gleich an, wie aufgebracht sie war. Dennoch entsprach Carolyn Kahlil wie immer ganz dem Bild einer Lady. Von ihrem blonden Bob bis zu ihrem beigefarbenen Hosenanzug war alles an ihr makellos, obwohl sie die Nacht durchgeflogen war.
"Was in aller Welt machst du hier, Mama?" Raina umarmte ihre Mutter, aber Carolyn blieb steif stehen.
"Ich habe sofort einen Flug gebucht, als ich erfuhr, dass du in Azzril bist." Sie musterte ihre Tochter streng. "Das Gleiche möchte ich dich fragen, Raina. Was machst du hier?"
"Ich bin hier, weil Papa mich braucht. Er ist krank. Weißt du das etwa nicht?"
"Ja, man hat mich informiert. Aber bist du auch sicher, dass er tatsächlich krank ist?"
Ausgerechnet jetzt wollte Raina sich nicht mit ihrer Mutter streiten. "Ja, ich bin sicher", antwortete sie ruhig. "Wenn du es nicht glaubst, geh zu ihm und überzeuge dich selbst."
"Das habe ich auch vor." Carolyn strich mit ihren perfekt manikürten Fingern über Rainas zerknitterte Bluse. "Ich bin fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen."
"Welcher Sache?"
"Warum sie dich hierher gelockt haben, Kleines."
"Aber, Mama, ich habe es dir doch gesagt, weil Papa krank ist. Das ist der einzige Grund. Und wenn du ihn auch nicht mehr liebst, so mache ich mir dennoch Sorgen um ihn."
Für einen Moment trat ein Ausdruck von Schmerz auf Carolyns Züge, aber sie fasste sich sofort. "Wenn ich glauben soll, sie hätten dich nur wegen deines kranken Vaters hergeholt, dann sag mir bitte, dass deine Verlobung mit Dharr ibn Halim eine Falschmeldung ist."
"Du hast also den Artikel in der Zeitung gelesen."
Carolyn spielte nervös mit ihrem goldenen Armband. "Bei der Zwischenlandung in London sah ich die Meldung zufällig auf einem TV-Schirm. Ich war völlig fertig und hätte fast den Weiterflug verpasst."
Raina war entsetzt. "Dann hat sich die Nachricht schon weltweit verbreitet?"
"Ja. Dharr ibn Halim ist international bekannt und einer der begehrtesten Junggesellen in Kreisen der High Society. Die Ankündigung seiner Verlobung stößt überall auf großes Interesse." Carolyn seufzte. "Ach, Raina, ich kann nur hoffen, dass du klarstellst, es ist ein Missverständnis. Sonst wirst du den gleichen Fehler wie ich machen."
Raina hasste es, wenn ihre Mutter so verbittert war und immer wieder ihre unglückliche Ehe anführte. "Warum meinst du, dass es unbedingt ein Fehler wäre, Mutter? Du weißt, ich bin sehr kritisch, wenn es um Männer geht. Dharr wäre doch nicht die schlechteste Wahl."
"Wenn ich überzeugt wäre, dass es deine freie Entscheidung ist, ihn zu heiraten, hätte ich nichts dagegen. Aber offensichtlich hat dein Vater alles arrangiert, damit der Ehevertrag erfüllt wird. Du wirst der Tradition geopfert, Raina, ohne dass du es merkst. Ich weiß ja, wie gut Idris jemanden überreden kann, wenn er etwas durchsetzen will."
"Natürlich, er hat dich ja auch überredet, mit ihm ins Bett zu gehen, als du gerade mal siebzehn warst."
"Und wir beide wissen, wie es ausgegangen ist."
"Du hast eben den großen Fehler gemacht, mit mir schwanger zu werden."
Carolyn verzog beleidigt das Gesicht. "Ich habe niemals gesagt, dass das ein Fehler war, Raina."
"Nicht mit diesen klaren Worten, Mama. Aber manchmal denke ich schon, dass es dir immer noch Leid tut, damals schwanger geworden zu sein, und du Papa dafür verantwortlich machst. Aber das ist lächerlich, weil immer zwei dazu gehören."
"Du bist nicht fair, Raina. Ich habe deinen Vater geliebt."
Es tat Raina sehr weh, dass ihre Mutter die Vergangenheitsform benutzte. "Und jetzt glaubst du, dass ich so dumm bin und mit Dharr den gleichen Fehler mache?"
"Nein, Raina, du bist älter und nicht so naiv, wie ich es damals war." Carolyn
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