Aus purer Liebe?
lächelte wie zur Entschuldigung. "Aber Dharr erinnert mich in mancher Hinsicht an deinen Vater früher. Er sieht ebenso attraktiv aus und hat diese faszinierende Ausstrahlung auf Frauen, so dass sie ihm kaum widerstehen können."
Dessen war sich Raina längst bewusst. "Ich bin nicht du, und Dharr ist nicht Papa."
Carolyn seufzte. "Ich will doch nur, dass du nicht unglücklich wirst, Raina. Azzril ist nicht unsere Heimat. Du wirst in dieser fremden Welt niemals akzeptiert werden."
Sie hätte es sehen sollen, wie ich vorhin auf dem Balkon stand, dachte Raina, erwähnte es jedoch nicht. "Mama, du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich bin eine erwachsene Frau, und ich weiß genau, was ich will."
"Hoffentlich triffst du die richtige Entscheidung, bevor es zu spät ist."
Und bevor ich mich in Dharr verliebe, ergänzte Raina im Stillen. Manchmal hatte sie den Verdacht, dass es schon zu spät war. "Ich möchte jetzt zu Papa und sehen, wie es ihm geht", erklärte sie ihrer Mutter.
"Das möchte ich auch."
"Fein, dann können wir ihn ja zusammen besuchen. Ich zeige dir, wo seine Suite ist."
Carolyn schüttelte den Kopf. "Nein, ich möchte ihn zuerst allein sprechen."
"Und warum?"
"Es gibt einige Punkte, die ich mit ihm unter vier Augen bereden muss."
Raina hatte solche Angst um ihren Vater, dass sie ihre Mutter bei den Schultern fasste. "Aber du musst mir versprechen, nett zu ihm zu sein. Er ist krank. Du darfst ihn nicht aufregen, hörst du?"
"Ich verspreche es, Raina." Carolyn gab ihrer Tochter einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann nahm sie ihre Handtasche von einem der Stühle. "Ich werde freundlich sein."
"Wehe, wenn nicht", warnte Raina sie. "Seine Suite liegt im Obergeschoss, die dritte Tür links."
"Danke, mein Kind. Und mach dir keine Sorgen, ich bin nicht bewaffnet."
Als Raina ihrer Mutter nachsah, wie sie die Treppen hochstieg, wäre sie ihr am liebsten nachgelaufen und hätte das Gespräch ihrer Eltern belauscht. Gleich darauf sah sie ein, dass das eine sehr törichte Idee war.
Sie brauchte jetzt Ruhe, musste allein sein und über alles nachdenken. Aber wohin sollte sie sich flüchten? Auf einmal fiel ihr das alte Gartenhaus ein. Es war immer ihr Lieblingsplatz gewesen, wenn sie im Palast zu Besuch war. Dort hatte sie so oft mit Dharr gesessen, als sie noch Kinder waren. Ihr entfernter Cousin war lange Zeit ihr Schwarm gewesen. Und jetzt fragte sie sich, wie sie nun zu ihm stand. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Dharr inzwischen viel mehr bedeutete als damals.
Trotzdem werde ich ihn nicht heiraten, nahm sie sich vor. Sie hatten sich beide längst dagegen entschieden. Dennoch hatte die Vorstellung etwas Verlockendes, als ob ein Märchen wahr werden würde.
Dharr machte sich Sorgen um Raina, als sie nach einer Stunde immer noch nicht wieder bei ihm aufgetaucht war. Sie hatte darauf bestanden, allein mit ihrer Mutter zu sprechen. Aber jetzt saß Carolyn längst am Bett ihres Mannes. Davon hatte er sich selbst überzeugt. Doch wo war Raina?
Die Wachen hatten ihm bestätigt, dass sie das Palastgelände nicht verlassen hatte. So überlegte er, wo sie sich versteckt haben könnte. Nachdem er den Palast nach ihr abgesucht hatte, ging er hinaus in den Garten. Er fand sie weder dort noch bei den Tennisplätzen. Schließlich folgte er einem kleinen Pfad, der zu einem abgelegenen Gartenhäuschen führte. Hier zog es ihn immer noch hin, wenn er absolute Ruhe zum Nachdenken brauchte, und es war auch Rainas Lieblingsplatz gewesen, wenn sie als Kinder zusammen gespielt hatten.
Seine Eingebung hatte ihn nicht getäuscht. Er entdeckte Raina in diesem Häuschen. Sie saß mit angezogenen Knien auf dem alten steinernen Bänkchen so wie früher als kleines Mädchen. Nur heute schien sie viel bedrückter zu sein.
Sie bemerkte ihn erst, als er sich neben sie setzte. "Hast du dich mit deiner Mutter gestritten?"
Ihr Lachen klang bitter. "So könnte man es nennen. Stell dir vor, die Schlagzeilen über unsere Verlobung sind schon überall bekannt. Meine Mutter sah die Meldung auf dem Flughafen in London im Fernsehen."
"Hast du ihr gesagt, dass es nicht mehr als ein von der Presse verbreitetes Gerücht ist?"
"Nein, das habe ich nicht."
"Und warum nicht?"
Raina stellte die Füße auf den Boden und drehte sich zu Dharr um. "Weil ich es satt habe, mir gute Ratschläge von anderen anzuhören. Mein Vater sähe liebend gern, dass wir heiraten. Er will es unbedingt. Meine Mutter hingegen hasst schon den
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