Aus purer Liebe?
"Schönes Foto von uns beiden, nicht wahr? Und dann diese Überschrift. Als ob ich nur darauf warte, dass du mich heiratest!"
"Die Tatsache, dass unsere Väter uns als Kinder miteinander verlobt haben, ist eben allgemein bekannt."
Rainas Augen schienen Funken zu sprühen, und Dharr wurde klar, dass er das Falsche gesagt hatte.
"Hast du mich deshalb hierher gelockt?" rief sie außer sich vor Empörung. "Hast du dir das alles zusammen mit meinem Vater ausgedacht, damit dieser lächerliche Ehevertrag erfüllt wird? Vielleicht gehörte es ja auch zu eurem Plan, dass du die Tochter des Sultans entjungferst, damit sie dich heiraten muss."
Dharr schluckte seinen Ärger über die falschen Vorwürfe hinunter, besonders Rainas letzte Anschuldigung kränkte ihn. Aber er sah es ihr nach, weil sie offensichtlich verzweifelt war.
"Ich versichere dir, dass ich mit alldem nichts zu tun habe. Die Medien sind überall auf der Welt nur auf Sensationen aus. Glaub mir, ich habe nicht vor, jetzt oder in näherer Zukunft zu heiraten", erklärte er mit ernster Miene. "Und was die vergangene Nacht betrifft, so war das Vergnügen wohl auf beiden Seiten, nicht wahr?"
"Entschuldige bitte", antwortete sie kleinlaut. "Vielleicht bin ich zu weit gegangen. Zumindest, was die vergangene Nacht betrifft." Nachdenklich fügte sie hinzu: "Aber wenn du es nicht warst, wer kann die Presse dann informiert haben?"
"Das sind reine Spekulationen von Journalisten, weil wir uns gestern Abend zusammen in der Öffentlichkeit gezeigt haben. Diejenigen, denen der Ehevertrag gefällt, die glauben so etwas gern."
"Mein Vater kommt auch dafür infrage." Raina schleuderte die Zeitung auf Dharrs Schreibtisch. "Er ist fest davon überzeugt, dass es das Größte wäre seit der Erfindung der Glühbirne, wenn wir heiraten würden. Er ist besessen von diesem Gedanken."
Dharr fiel es nicht leicht, seinen Verdacht auszusprechen. "Ich könnte mir vorstellen, dass dein Vater nicht unschuldig an der ganzen Sache ist."
"Nein, so weit würde er nicht gehen."
"Hast du den ganzen Artikel sorgfältig gelesen? Er wird sogar zitiert."
Raina nahm die Zeitung auf und überflog den Artikel noch einmal. Dann sagte sie kopfschüttelnd: "Ich kann einfach nicht glauben, dass er so gemein ist, die Presse zu benutzen, nur um seinen Plan durchzusetzen."
"Selbst wenn die Initiative nicht von ihm allein ausging, zeigt er sich über die Entwicklung hocherfreut und gibt seinen Segen dazu."
"Ich hätte große Lust, ihm einen Denkzettel zu verpassen."
"Ich kann dich verstehen, Raina, aber mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand sollten wir die Sache lieber auf sich beruhen lassen."
"Meinst du, dass sich die Sache nach diesen Schlagzeilen von selbst erledigt?"
So naiv war Dharr nicht, aber er hatte auch keine Ahnung, wie er das Problem aus der Welt schaffen sollte. "Am besten, wir geben überhaupt keinen Kommentar ab", schlug er vor. "Wenn du dann nach Kalifornien zurückkehrst, werden sich die Leute schon denken, dass wir uns gegen den Ehevertrag entschieden haben."
"Okay, wenn du meinst, dass wir so am besten aus der Sache herauskommen, bin ich einverstanden."
Raina ging zu dem großen Fenster, das auf einen Balkon zur Straße führte, und zog die Vorhänge zurück. "Ich habe doch gehört, dass da unten irgendetwas los ist. Schau mal all die Leute."
Auch Dharr überzeugte sich nun davon, dass sich eine große Menschenmenge vor dem Palast versammelt hatte. Viele Leute hielten Plakate mit Glückwünschen zur Verlobung hoch, andere schwenkten Blumensträuße oder riefen Rainas Namen. "Du bist schon eine Berühmtheit, Raina."
"Wieso?"
"So etwas spricht sich bei uns schnell herum. Die Leute lassen die Frau hochleben, die in ihren Augen die zukünftige Königin von Azzril sein wird."
Raina schaute erschrocken aus dem Fenster. "Aber sie irren sich. Ich bin nicht dafür geeignet, eine Königin zu sein."
"Du bist wunderschön und die Tochter eines Sultans. Damit hast du die besten Voraussetzungen."
Raina hätte am liebsten laut aufgelacht, aber das Lachen verging ihr gleich wieder, als sie sah, dass mehrere Leute auf das Fenster zeigten. Man hörte jetzt deutliches Klatschen und Bravorufe. "Auch das noch, sie müssen uns entdeckt haben", sagte sie atemlos.
"Du solltest vielleicht hinaus auf den Balkon gehen und dich der Menge zeigen."
"Allein? Nein, das kommt überhaupt nicht infrage. Solche Auftritte bin ich wirklich nicht gewohnt."
"Ich werde dich begleiten."
"Ist das nicht
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