Aus purer Liebe?
niedergeschlagen.
Raina hasste es, ihren Vater zu enttäuschen, doch sie wollte ehrlich zu ihm sein. "Nein, wir haben keine Pläne in dieser Richtung, Papa. Es hat auch nie welche gegeben. Dharr und ich, wir haben uns angefreundet, und wir trennen uns auch als Freunde. Ich bin sicher, dass er eines Tages die richtige Frau findet, die dann Königin von Azzril wird." Sie hätte es nie zugegeben, aber diese Vorstellung machte sie wütend und traurig zugleich.
Damit der Abschied nicht noch schwerer wurde, umarmte sie ihre Mutter, dann ihren Vater. "Passt gut auf euch auf, ihr beide. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Ihr könntet ja vielleicht eure zweiten Flitterwochen in Kalifornien verbringen." Raina senkte den Blick. Es tat ihr Leid, dass ihr Vater sie so tieftraurig ansah.
"Gott sei mit dir, meine Tochter."
"Alles Gute, mein Schatz", sagte ihre Mutter leise. "Ruf uns bitte an, wenn du in Kalifornien gelandet bist."
"Das verspreche ich."
Hastig drehte Raina sich um und stürzte die Treppe hinauf. Es gelang ihr, die Tränen zurückzuhalten, bis sie in ihrem Zimmer war, das eigentlich Dharr gehörte.
Während sie den Kleiderschrank öffnete, um ihre Sachen herauszunehmen, wischte sie sich hastig die Tränen ab. Dann wurde ihr bewusst, dass im Schrank auch Dharrs Kleidung hing. Sie starrte sie lange an und strich gedankenverloren über den Kragen eines Jacketts, nahm den Ärmel und drückte ihn an ihre feuchte Wange.
Wie albern ich mich benehme, dachte sie. Und wie dumm sie erst gewesen war, sich auf diese Affäre mit Dharr einzulassen und sich bis über beide Ohren in ihn zu verlieben.
Sie zweifelte nicht mehr daran, dass sie zu ihm passte. Im Gegenteil, sie passten sogar perfekt zueinander. Aber wenn es ihm nichts ausmachte, sie einfach gehen zu lassen, dann konnte es bei ihm nicht die große Liebe sein.
Es gab nur einen Weg, die Wahrheit herauszufinden.
Dharr war so pflichtbewusst, auf dem Empfang noch eine ganze Stunde lang den perfekten Gastgeber zu spielen, obwohl er sich ständig fragte, wo Raina geblieben war. Schließlich hielt er es nicht länger aus. Er suchte sie systematisch unter den Gästen. Sie schien jedoch wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Dharr rief seinen Privatsekretär zu sich. "Haben Sie schon eine Nachricht, wann meine Eltern landen werden?"
"Ja, das Flugzeug wird in der nächsten halben Stunde erwartet. Der König und die Königin hoffen, dass sie es noch schaffen, sich auf dem Empfang zu zeigen."
"Gut. Haben Sie die Prinzessin gesehen?"
"Nein, Hoheit, aber ich habe vor etwa einer Stunde mit ihr gesprochen."
"Richtig, das war mir aufgefallen. Worüber hat sie mit Ihnen geredet?"
"Die Prinzessin hatte eine Bitte."
Dharr runzelte die Stirn. "Worum hat sie Sie gebeten?"
"Sie braucht ein Flugzeug, um nach Amerika zurückzufliegen."
Dharr musste sich zusammenreißen, um einigermaßen ruhig zu klingen. "Hat die Prinzessin Ihnen auch schon gesagt, wann sie zurückfliegen will?"
"Sie sagte, sie habe es äußerst eilig. Sie möchte noch heute Nacht starten."
"Warum denn, um Himmels willen? Ist irgendetwas passiert?"
"Davon weiß ich nichts, Euer Hoheit."
"Wissen Sie wenigstens, wo die Prinzessin sich im Augenblick aufhält?"
"Soviel ich weiß, packt sie ihre Sachen."
Eine Entschuldigung auf den Lippen, bahnte Dharr sich seinen Weg durch die erstaunten Gäste. Als er eilig die Treppe hinauflief, schwirrten ihm tausend Fragen im Kopf herum. Warum wollte Raina noch heute Nacht zurückfliegen? Hatte es etwas mit ihm zu tun? Wollte sie fliegen, ohne sich von ihm zu verabschieden?
Er brauchte Antworten auf diese drängenden Fragen. Jetzt sofort.
Ohne anzuklopfen, riss er die Zimmertür auf. Raina saß auf der Bettkante und stopfte gerade die letzten Kleidungsstücke in ihre Reisetasche. "Was machst du denn da?" rief Dharr aufgeregt.
Sie schaute nur kurz auf. "Du siehst doch, dass ich packe. Ich muss dringend abreisen."
"Warum ausgerechnet jetzt?"
"Ich muss zurück an meine Arbeit. Außerdem werde ich hier nicht mehr gebraucht." Sie zog energisch den Reißverschluss ihrer Tasche zu und stand vom Bett auf.
Wenn sie nur wüsste, wie sehr ich sie brauche, dachte Dharr. Er bedauerte, dass er sich nicht traute, ihr genau das zu sagen. Stattdessen fragte er: "Und was ist mit deinem Vater? Nimmst du keine Rücksicht auf seinen Zustand?"
"Er ist gar nicht herzkrank. Er hat etwas mit dem Magen. Meine Mutter hat es mir heute Morgen erklärt. Sie hat sich übrigens mit meinem
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