Aus purer Liebe?
erneut durch ein Klopfen an ihrer Tür gestört. Sie nahm an, dass Dharr um diese Zeit sicher etwas anderes zu tun hatte, als sie aufzusuchen, aber wer sollte es sonst sein?
Als sie öffnete, stand eine junge Frau mit pechschwarzem Pagenkopf und grellem Make-up vor der Tür. Über dem Arm trug sie einen großen Kleidersack. "Prinzessin Kahlil, das ist ein Geschenk für Sie."
Raina nahm den Sack und ein Kuvert entgegen, dankte der Frau und schloss die Tür.
Mit laut klopfendem Herzen riss sie das Kuvert auf und las den Text auf der Karte darin:
Ein besonderes Geschenk für eine ganz besondere Frau.
Ein Kleid für eine Königin.
Trag es heute Nacht für mich. Dharr
Für eine Königin? Raina überlegte. Wollte er damit etwa sagen … Nein, sie durfte das Ganze nicht überbewerten. Es war nicht mehr und nicht weniger als ein Geschenk von einem aufmerksamen Mann.
Ein unvergleichlicher Mann mit einem unvergleichlichen Geschmack, dachte sie, nachdem sie den Kleidersack geöffnet hatte und ein Abendkleid zum Vorschein kam. Es war ein ärmelloses bodenlanges Kleid aus weißer fließender Seide mit hohem Kragen, der mit einer Goldstickerei verziert war. Sehr schlicht und sehr elegant. Raina fand es wunderschön. Dharr hatte genau ihren Geschmack getroffen.
Sie lief zum Spiegel und hielt es sich an. Ja, es stand ihr ausgezeichnet. Sie würde es am Abend für Dharr tragen, in der Hoffnung, dass er es ihr persönlich nach dem Fest auszog. Vielleicht würde sie doch noch ein paar Tage länger in Azzril bleiben, ging es ihr durch den Kopf. Dann ermahnte sie sich, endlich ins Bett zu gehen. Sie brauchte ihren Schönheitsschlaf, denn dunkle Augenringe passten nicht zu weißer Seide.
Als Raina endlich in ihrem Bett lag, war sie erfüllt von Zuversicht und Hoffnung. Vielleicht würde sich nun alles wenden. Vielleicht würde sie den Mut finden, Dharr zu gestehen, was sie wirklich für ihn fühlte, und vielleicht würde er ihr dann ebenfalls gestehen, dass er mehr für sie fühlte –, dass er sie liebte.
10. Kapitel
Als Raina am Abend im großen Salon erschien, hätte Dharr nicht in Worte fassen können, was er in diesem Augenblick empfand. Er war stolz auf sie, er war von ihr fasziniert, ja, er fühlte sich ganz in ihrem Bann.
Wie er überzeugt gewesen war, passte ihr das Kleid perfekt. Er hatte es aus der Kollektion einer exklusiven Boutique vor Ort ausgewählt. Die Größe einzuschätzen war für ihn kein Problem gewesen, denn er erinnerte sich genau an Rainas Maße. Er hatte ihren makellosen Körper oft genug betrachtet und in den Armen gehalten.
Raina sah hinreißend aus mit ihrer neuen aparten Frisur. Ihr Haar fiel ihr in drei Zöpfen, in die Goldbänder eingeflochten waren, über die Schultern. Sie hatte für den Empfang zwar etwas mehr Make-up als sonst aufgelegt, es unterstrich jedoch ihre natürliche Schönheit. Nur ihre Lippen mochte Dharr ungeschminkt lieber. Später, so nahm er sich vor, wenn sie allein wären, würde er ihr den Lippenstift abwischen, und danach würde er ihr natürlich auch das Kleid ausziehen. Er hoffte, dass der offizielle Teil des Abends nicht mehr allzu lange dauerte.
Während er die Delegation aus Doriana empfing, ließ er Raina nicht aus den Augen. Sie bewegte sich graziös am Arm ihres Vaters und unterhielt sich angeregt mit den übrigen Gästen.
Dharr fragte sich spontan, wie es wäre, wenn er sie als seine Frau am Arm führen würde. Aber sofort rief er sich zur Ordnung. Er durfte sich dieser Illusion nicht hingeben. Raina liebte ihre Freiheit. Das musste er unbedingt respektieren, damit er nicht noch einmal so furchtbar enttäuscht wurde. Nein, sein Herz würde nicht brechen, wenn sie sich wieder von ihm und Azzril verabschieden würde. Aber vermissen würde er sie schon, befürchtete er, obwohl er so darauf bedacht gewesen war, sich auf keinen Fall in sie zu verlieben.
Als die Gelegenheit günstig war, winkte er Raina zu sich heran. Fasziniert beobachtete er, wie graziös sie auf ihn zuschritt. "Prinzessin Kahlil, das ist Mr. Renaldo Chapeline, der Premierminister von Doriana", stellte er ihr seinen Gast vor.
Der beleibte kahlköpfige Mann verbeugte sich und küsste Raina galant die Hand. "Enchanté, Prinzessin."
"Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Herr Premierminister."
Mr. Chapeline lächelte ihr zu und wandte sich darauf an Dharr: "Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer wunderschönen Braut, Sheikh Halim. Sie haben eine
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