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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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zufrieden war, ganz gleich, um welchen Waffentyp und welches Kaliber es sich dabei handelte. Und dann so etwas! Wäre Mallory nicht gewesen, hätte es einen Toten gegeben. Aber das kommt noch, sagte er sich mit Galgenhumor. Sein Alter brachte ihn wegen dieser Sauerei glatt um. Egal, er hatte es nicht anders verdient.
    “Bist du Stephen Russo?”
    Zuerst sah er die Stiefel und die Uniformhose, tipptopp inklusive Bügelfalte, aber als sein Blick aufwärts wanderte, nahm die Hose mehr und mehr weibliche Formen an. Dann folgte ein Koppel mit Dienstwaffe, Funksprechgerät und anderem Polizeikram dran, danach eine Bluse, mit aufgesetzten, zuknöpfbaren Brusttaschen, zuletzt ein Namensschild: Pamela LaRue. Und schließlich ein Gesicht, das ihn ziemlich ernst anschaute. Nun ja, es war schließlich kein Pappenstiel, wenn man jemanden umgenietet hatte.
    “Ich bin Officer LaRue”, stellte sie sich vor, und ihre Stimme klang angenehm – etwas rau und tief, fast mit einem Lächeln darin. “Ich muss dir ein paar Fragen stellen.”
    “Okay. Äh, ich meine, jawohl.”
    “Du hast zwar schon den Rettungssanitätern berichtet, was passiert ist, und die Polizeibeamten am Tatort haben deine Aussage aufgenommen, aber du warst sehr aufgeregt. Ich dachte, mittlerweile könntest du dich vielleicht an weitere Einzelheiten erinnern.”
    “Es war ganz klar ein Unfall. Ich weiß, wir Idioten hätten die Finger von der Kanone lassen sollen, nur Cody sagte, es wäre ein Ruger-Revolver, es war aber eine 38er Smith & Wesson, das wusste ich genau. Deke hat mir ‘ne Menge beigebracht über Schießeisen. Mein Vater. Er ist ein glühender Anhänger des Zweiten Zusatzes zur Verfassung, Sie wissen ja, das Recht des Bürgers, eine Waffe zu tragen.”
    “Ja. Also, du hast die Waffe als einen Revolver der Marke Smith & Wesson, Kaliber 38, identifiziert?”
    “Genau. Er sieht zwar einem Ruger ziemlich ähnlich, war aber keiner. Viele Cops tragen die Smith & Wesson. Einfach draufhalten und abdrücken, schießt astrein.”
    “Und das hast du gemacht – draufgehalten und abgedrückt?”
    “Nein, nein! Meinen Sie, ich hab ‘ne Meise? Cody hatte ihn aus dem Halfter gezogen, und ich wollte ihn wieder reinstecken. Mensch, mir war doch klar, Mr. Santana wäre total ausgetickt, wenn er gemerkt hätte, dass wir mit seiner Kanone rumgespielt haben. Ich wusste, das Ding geht verdammt leicht los, besonders mit ‘nem Abzug ohne Druckpunkt. Und weil er Polizist ist, hab ich mir vorgestellt, dass er seine Waffe auch quasi einsatzbereit hält.”
    “Einsatzbereit! Was meinst du damit?”
    “Na, schussbereit, mit ‘ner Patrone in der Kammer direkt hinter dem Lauf. Sie war tatsächlich geladen, aber nur mit fünf Patronen in der Trommel, die Kammer hinter dem Lauf leer, zur Sicherheit, schätze ich, damit sie nicht aus Versehen losgeht, wenn sie hinfällt, beispielsweise. Trotzdem, es war ‘ne Double Action; also wenn man abdrückt, dreht die Trommel sich, bringt die nächste Patrone, und wumm!”
    “Und wie hat der Schuss sich gelöst, Stephen?”
    “Also, er hantiert ziemlich gefährlich an dem Ding herum, und ich sage: ‘Mensch, Cody, tu es weg!’ Er lacht nur und hält den Revolver hoch, damit ich nicht drankomme. Mallory sitzt die ganze Zeit dabei – ich hab noch gedacht, wenn ihr was passiert, au Backe, dann ist aber die Kacke am Dampfen!” Er zog peinlich berührt eine Grimasse. “Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht! Deshalb habe ich sie erst mal aus der Gefahrenzone befördert. Mann, Cody fuchtelt da mit dieser Riesenwumme ‘rum und merkt nicht …”
    “Wie hat der Schuss sich gelöst?” Sie wiederholte ihre Frage.
    Stephens Arme öffneten sich in einer Geste verzweifelter Ratlosigkeit, und die Tränen traten ihm in die Augen. “Ich war schuld, Officer. Cody sah es schließlich ein und wollte ihn mir geben, so wie man jemandem ein Messer reicht, wissen Sie, mit dem Griff nach vorn. Und bei der Übergabe muss ich an den Abzug gekommen sein. Es hat gerummst, als wär ‘ne Bombe eingeschlagen.”
    “Und dann?”
    “Mallory.” Er musste heftig schlucken. “Mallory war großartig. Erst hat sie furchtbar geschrien, dann hat sie ‘n Handtuch geschnappt und es auf das Loch in Codys Hals gedrückt.” Er wischte sich die Tränen ab. “Dann hat sie den Notarzt alarmiert und mich losgeschickt, ihren Vater holen. Das war’s.”
    Pamela beendete ihre Aufzeichnungen, gab ihm einen aufmunternden Klaps aufs Knie und stand auf. “Danke,

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