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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Stephen. Ganz offensichtlich handelt es sich um einen Unfall. Dein Vater wird das einsehen; er wird sich zwar aufregen, aber als Waffenexperte weiß er: Besonders bei mangelnder Erfahrung mit Handfeuerwaffen passieren diese Unfälle eben.”
    Stephen war ganz anderer Ansicht. “Sie kennen ihn nicht; der macht mich alle. Und vor Mr. Santana kann ich mich nicht mehr sehen lassen. Der muss mich für ‘n gemeingefährlichen Irren halten.” Er ließ bedrückt die Schultern hängen.
    “Nick Santana hat schon viele Unfälle mit Schusswaffen erlebt. Ich rede mit ihm. Mach’s gut, Stephen, halt die Ohren steif.”
    Sie begab sich zur gegenüberliegenden Seite des Besucherzimmers, wo Nick und Amber in ein Gespräch vertieft schienen. Pamela hatte Nick zwei Monate zuvor in der Kassenschlange eines Supermarktes kennengelernt, als er sie in Uniform bemerkte und ansprach. Zu ihrer Überraschung rief er sie später an, um sich mit ihr zu verabreden. Natürlich war ihr bewusst gewesen, dass er nur vorübergehend, für die Dauer seiner Dienstunfähigkeit, in Bayou Blanc wohnen und im Nu wieder nach New Orleans zurückkehren würde; dennoch hatte sie sich wie ein Schulmädchen in ihn verknallt.
    Es musste ihn furchtbar geschockt haben, dass sein Sohn so knapp dem Tode entronnen war. Sein Gesicht war eingefallen und blass, sein dunkles Haar wirr und ungekämmt, und es schien ihr, als würde ihm eine Umarmung guttun. Am liebsten hätte sie die Arme um ihn gelegt und ihn an sich gedrückt, aber als Polizistin im Dienst tat man das nicht; das musste warten.
    “Entschuldige, Nick, ich muss dir noch ein paar Fragen stellen.”
    Er drehte sich um, und es dauerte einige Zeit, bis er sie erkannte. Das mochte am Schock liegen, versetzte ihr jedoch einen leichten Stich. Dann machte er die beiden Frauen miteinander bekannt, und Pamela hatte das Gefühl, sie stünde einer jener exotischen kreolischen Schönheiten aus Louisianas Geschichte gegenüber. Amber stellte sich als Stephens Stiefmutter vor.
    “Ich komme gerade von Stephen”, erklärte Pamela. “Vielleicht können Sie beruhigend auf ihn einwirken; er macht sich heftige Vorwürfe. Ich nehme unterdessen Mr. Santanas Aussage auf.”
    Nick legte unschlüssig die Hand in den Nacken. “Wenn wir schon von Vorwürfen reden, bist du bei mir an der richtigen Adresse. Es war meine Waffe; wenn ich sie nicht im Hause gehabt hätte, wäre das nicht passiert. Ein ordentlicher Polizist hält seinen Dienstrevolver unter Verschluss.” Mit versteinertem Gesicht starrte er ins Leere.
    So hatte Pamela ihn noch nie erlebt. Selbst seine schwere Verwundung vermochte sein fast an Arroganz grenzendes Selbstbewusstsein nicht im Geringsten anzukratzen, und bei seinen Kollegen galt er als überaus kluger Kopf, als ein smarter, erfahrener Kriminalist mit einer Aufklärungsquote, die jeden Beamten der Mordkommission vor Neid erblassen ließ. Sie wandte sich noch einmal an Amber Russo. “Stephen hat Angst, dass sein Vater ihm die Hölle heißmacht, wenn er’s erfährt.”
    Ambers Brust entrang sich ein Seufzer; sie ignorierte Pamela und sah Nick an. “Er ist so schrecklich sensibel, sensibler als die meisten in seinem Alter. Das verzeiht er sich nie.”
    “Aber Mrs. Russo, das würde doch jedem so gehen!” Irgendwie sah Pam sich veranlasst, dem Jungen beizustehen. Seine Stiefmutter hatte zwar recht, aber in ihrem Mitgefühl fehlte etwas. “Außerdem war es nicht Stephen, der abdrückte, sondern Cody selbst.”
    Nick fuhr hoch. “Cody selbst hat geschossen? Woher weißt du das?”
    “Stephens Aussage.”
    “Großer Gott!”
    Es dauerte einige Zeit, bis es Pam dämmerte, was ihm durch den Kopf ging. Kurz schilderte sie ihm den Tathergang. “Cody hat also nicht absichtlich abgedrückt! Komm, wir setzen uns da drüben hin, ich bringe meine Befragung zu Ende, und dann haust du dich ein wenig aufs Ohr.” Sie legte ihm mitfühlend die Hand auf den Oberarm.
    “Ich kann sowieso nicht schlafen.”
    “Ja, so war es”, mischte Amber sich ein. “So kann ich es auch Deke besser erklären.”
    “Mrs. Russo”, sagte Pamela mit Nachdruck, “nicht Ihr Mann, sondern Ihr Stiefsohn hat heute ein traumatisches Erlebnis durchgemacht. Ihr Mann braucht keine psychologische Betreuung – Stephen schon!” Sie holte ihr Notizbuch heraus. “So, Nick.”
    “Ja, gleich.” Er berührte Ambers Arm und wies mit dem Kopf in Stephens Richtung. “Red mit ihm! Sag ihm, es war meine Schuld, nicht seine.”
    “Nick, du

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