Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
sollte Tage dauern, bis sie ihre Hand wieder über Schulterhöhe heben konnte. Der Stuhl, wie gesagt, ging nicht entzwei.
Devons Schädel hingegen schon.
Alexandria rannte zur Tür, riss sie auf und brüllte „Alaaaaa-aaaarm!“ in die laue Frühlingsluft. Inzwischen kniete David neben seinem Vater, zog die Dartpfeile aus dessen Brust und musterte sie prüfend. Christina horchte an der Brust ihres Schwiegervaters.
„Das sind Betäubungsmittel für Tiere“, sagte David verblüfft. „Welche genau, das weiß ich nicht, aber sie sollten ihn eigentlich nur bewusstlos machen, nicht –“
„Ich höre nichts … sein Herz … hilf mir mal.“ Christina setzte sich aufrecht hin und begann, wie sie es als Angestellte der Carnival Cruise Line gelernt hatte, eine Wiederbelebungsmassage. „Eins-und-zwei-und-drei-und-vier-und – atmen!“
David kniete neben dem Kopf seines Vaters, zwängte ihm behutsam die Lippen auseinander und blies ihm seinen Atem ein.
„Eins-und-zwei-und-drei-und-vier-und – atmen!“
Gehorsam blies David seinem Vater weitere Luft in die Lungen.
Chris war ganz auf den König konzentriert, hörte aber wie aus weiter Ferne Alexandria sagen: „Gib mir bitte die Pistole, Nicky, ja?"
„Eins-und-zwei-und-drei-und-vier-und-atmen! Schau doch mal bitte einer nach Kurt – das Arschloch hat ihm einen ganz bösen Hieb versetzt!“
Sie hörte das Klicken, als Nicky das Magazin aus der Waffe holte und die Kugeln auswarf. Dann hörte sie, wie er die Waffe seiner Schwester gab, hörte Alex’ Stimme: „Oh, Nicky … Nick …“
Plötzlich wimmelte es im Raum von den Leuten des Sicherheitsteams, die das Flugzeug durchsucht hatten. Wie hätten sie auch ahnen können, dass ein Anschlag in der Lounge geplant war? Seit vier Generationen hatte es keinen derartigen Anschlag mehr gegeben. Und Kurt war schließlich bewaffnet gewesen. Außerdem war fast die gesamte Familie in der Lounge versammelt gewesen, sie hatten sich in Sicherheit gewähnt.
Und Devon war ein Mitglied der Familie – gewesen.
„Euer Hoheit, der Krankenwagen ist auf dem Weg. Lassen Sie mich –“
„Lassen Sie, eins-und-zwei-und-drei-, mich, und-vier-, in Ruhe, und atmen!“
Nicholas und Alex starrten mit weit aufgerissenen Baranov-Blauaugen auf sie nieder. „Er hat Daddy erschossen“, sagte Nicky immer wieder in Alex’ Sweatshirt hinein. „Er hat Daddy erschossen, um mich zu entführen!“
„Dafür hat er bezahlt, Nicky“, sagte Alex, und obwohl sie blass um die Lippen war, klang ihre Stimme kalt. Christina, die bei der Herzmassage in Schweiß geraten war, überlief ein Schauder. „Wer dir zu nahe kommt, kann sich drauf gefasst machen, dass ihm der Schädel eingeschlagen wird.“
„Es ist so, Mrs Baranov – Euer Hoheit. Ahm, Hoheiten …“ Der Arzt, obwohl eine Koryphäe auf seinem Gebiet, hatte noch nie einem Mitglied der königlichen Familie persönlich gegenübergestanden. Nun befanden sich gleichzeitig sehr viele Mitglieder des Königshauses in dieser Privatlounge. Alexander und Kathryn waren inzwischen ebenfalls eingetroffen.
Prinz Alex war grau im Gesicht, jedoch nicht so außer Fassung, dass er nicht hätte dichten können.
„Schlafe einmal lang, Da wird Entführung versucht.
Was ist bloß geschehn?“
„Nicht jetzt, Alex!“, blaffte David.
„Sagen Sie uns einfach, wie es steht“, forderte Prinzessin Christina den Doktor auf.
„Nun ja, Prinz David hatte recht – der Entführer hat Tieranästhetika benutzt. Eine Kombination von Chloralhydrat und Ketamin. Er hatte, wie es scheint, Verbindungen zum Zoo Juneau –“
„Ja, da arbeitet auch eine entfernte Verwandte meiner Mutter“, sagte Alexandria verbittert. „Sie ist Tierärztin oder so was. Und war ja soooo hilfreich bei diesem Schwachsinnsplan. Ich nehme an, dass ihr Hintern jetzt auch im Gefängnis schmort?“
Carol, die Chefin des Security-Teams, nickte zerstreut, während sie der Stimme in ihrem Headset lauschte. Die Sicherheitsleute waren nervös und wütend. Schuldzuweisungen würden später erfolgen, im Augenblick tat man jedoch besser daran, sich nicht mit ihnen anzulegen.
„Äh … ja.“ Der Doktor hüstelte verlegen. „Die Anästhetika an sich hätten Prinz Nicholas keinen Schaden zugefügt und waren vermutlich nur dazu bestimmt, seinen – äh – Transport zu erleichtern.“
„Und außerdem sollten sie niemanden verletzen – oder gar töten“, überlegte Carol. „Denn –“
„Denn in diesem Land werden Königsmörder immer
Weitere Kostenlose Bücher