Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
überhaupt?“
„Halb elf", brummte der König, der gähnend auf sie zuschlenderte. In seinem sackartigen Sweatshirt, einer schmutzigen, nur von einer Kordel gehaltenen Hose, mit unrasierten Wangen und blutunterlaufenen Augen sah er eher einem Hausmeister als dem regierenden Monarchen des Landes ähnlich. „Müsst ihr denn unbedingt so früh fliegen?“
„Hey, meine Idee war das nicht.“ Chris pflanzte ihm ein herzhaftes Küsschen auf die Wange und grinste, als sie den Lipgloss-Fleck sah, den sie hinterlassen hatte. „Ich wette, du hast höchstens dreißig Sekunden geschlafen. Du siehst ja wie ein Autounfall aus, alter Mann.“
„Hey, immerhin war das die erste Hochzeit in der Familie. Das muss man schließlich feiern.“ Wieder gähnte der König. „Die Ehe scheint euch beiden gut zu bekommen. David, dich hab ich nicht mehr so entspannt erlebt, seit du in die Windeln geschissen hast.“
„Danke, Dad“, sagte der Sohn trocken.
„Wir essen jetzt noch einen kleinen Happen, und dann fliegt ihr beiden weit, weit fort“, sagte Prinzessin Alexandria. Belustigt stellte Chris fest, dass sie inzwischen Jeans und Sweatshirt trug. David alles zu beichten, war offenbar gefahrlos, aber sie hatte eindeutig nicht die Absicht, ihren Vater wissen zu lassen, dass sie die Nacht durchgefeiert hatte. „Gott weiß, dass vom Hochzeitsbüfett noch genug übrig ist.“
„Gibt es denn auch noch Erdbeeren mit Schokoladenüberzug?“, fragte David und schlenderte zum Büfett hinüber. „Diese niedlichen Dinger, die wie Braut und Bräutigam aussehen? Das waren wirklich Kunstwerke.“
„Dutzende, Sir“, erklärte der Mann am Büffet.
„Fantastisch!“, lobte Christina und gesellte sich zu David und dem Fremden. „Hi. Ich bin Christina.“
„Ja, ich bin davon unterrichtet, Hoheit. Mein Name ist Devon – ich vertrete Edmund und Jenny bis zu ihrer Rückkehr. Wenn Sie etwas brauchen, zögern Sie nicht, mich anzusprechen.“
„Entspannen Sie sich, Devon, alles ist gut.“ Der Mann war groß – nicht so groß wie Edmund natürlich, an den niemand heranreichte – und seltsam nervös, was man am Zucken seiner buschigen blonden Augenbrauen merkte, die wie zahme Raupen aussahen.
Für jemanden im Dunstkreis des Sitka-Palastes war der Mann ein nervöses Wrack, denn die meisten Bediensteten waren zwar förmlich, aber sehr entspannt. Devon hingegen sah aus, als wolle er sich im nächsten Augenblick in die Bowleschüssel stürzen. Vermutlich stand er etwas unter Druck, weil er erst im letzten Augenblick befördert worden war. Nun, auch er würde noch begreifen, dass keiner von ihnen bissig war.
„Wollen Sie bitte jetzt das Flugzeug durchsuchen?“, bat der König das sechsköpfige Sicherheitsteam, und gehorsam trotteten sie davon.
„Ich bleibe hier“, rief Kurt hinter ihnen her. „Und passe auf den Lachs auf.“
„Wonach sollen sie das Flugzeug denn durchsuchen?“, fragte Chris, obwohl sie es schon zu wissen glaubte.
„Nach Bomben, Waffen, Pornos, schlechtem Essen – was du nur willst“, sagte Prinzessin Alex und verschlang eine Melonenkugel in Prosciutto.
„Wer nimmt uns denn so wichtig, dass er uns in die Luft sprengen wollte?“
"Mir fällt da keiner ein.“
„Wo warst du überhaupt die ganze Nacht, Alex?“
Die Prinzessin bewarf sie mit einer Melonenkugel.
„Hör auf damit“, rief Chris, während sie sich duckte. „Eine Prinzessin, die mit Sachen wirft, kann ich noch ertragen – fang du nicht auch noch damit an!“
„Hey, Chris, dein Schuh ist offen“, sagte Nicky, und bevor sie etwas einwenden konnte, bückte er sich bereits, um ihn wieder zuzubinden.
„Du kleiner Spinner, dir ist wohl jeder Vorwand recht, um meine Klamotten anzu …“ Pfiiiii-utt! „… grabschen – was war denn das?“
Pfiiii-utt?
„Nicky!“, kreischte Prinzessin Alexandria. Dann gab es einen dumpfen Aufprall, als sie ihren Teller auf den Teppich fallen ließ. Munter hüpften Melonenkugeln in alle Richtungen davon.
Pfiiii-utt?
Kurt, der gerade seine Pistole ziehen wollte, klappte zusammen, während ein lautes, hohles Bonnnnng! ertönte.
Devon ließ das Serviertablett aus Sterlingsilber fallen (Miniaturkuchen verteilten sich auf dem Boden), stellte sich breitbeinig über Kurt, zielte sorgfältig und -
„Nicky, runter!", brüllte der König. Sein Sohn ließ sich fallen wie ein Stein und rollte sich aus der Schusslinie. Der gellende Ruf des Königs war Befehl genug – auch Christina ging augenblicklich auf
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