Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
1948 in Wadowice zu 18 Monaten Haft verurteilt (LaV).
Gotland , Simon
Jüdisches Sonderkommando
, Nr. 53908
* 13 . 12 . 1898 Warschau. Schuhmacher, 1927 nach Paris emigriert. Ankunft Auschwitz am 29 . 7 . 1942 aus Drancy. Von 990 Deportierten sind 595 Juden polnischer Abstammung. Gotland: »Eine Selektion fand bei der Ankunft in Birkenau nicht statt, weil in Drancy bereits nur Arbeitsfähige ausgesucht worden waren.« August/September 1942 im Sonderkommando zum Ausschaufeln von Massengräbern und zur Abdeckung der Leichen mit Kalk und Erde. Danach im Bahnhofskommando und im Kommando
Kanada
. Ende 1942 im Außenlager Kobier. April 1943 erneut Kommando
Kanada
. Oktober 1944 nach Kaufering deportiert. Nach 1945 Kaufmann in Paris. Als Zeuge im Auschwitz-Prozeß: »Ich arbeitete im Kanada-Kommando. Wenn ein Transport ankam, mußten wir die Waggons öffnen und die Menschen herausjagen und das Gepäck auf die Rampe werfen. Dann mußten wir alle in Fünferreihen aufstellen. Einmal waren bei der Ankunft eines Transports alle tot. Der Zug kam aus Weißruthenien oder der Ukraine. Wir haben drei Tage arbeiten müssen, bis alle Leichen aus den Waggons waren. Der Transport war zehn oder zwölf Tage unterwegs. Nur ein Mädchen – vielleicht sieben Jahre alt – lebte noch, sie war im Arm ihres toten Vaters.« Aussage: AV , Bl. 13433 ff.
Grabner , Maximilian
Chef der Politischen Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 2 . 10 . 1905 Wien. Holzfäller, Polizeibeamter in Wien. 1932 Eintritt in die damals in Österreich verbotene NSDAP . 1938 SS . Zuletzt SS -Untersturmführer und Kriminalsekretär, Gestapo Kattowitz. Leiter der PA vom 27 . 5 . 1940 bis 30 . 11 . 1943 . Laut Schutzhaftlagerführer Franz Hofmann war Grabner als
Herrgott in Auschwitz
gefürchtet ( AV , Bl. 4507 R). Veranstaltete
Bunkerentleerungen
durch Erschießen an der
Schwarzen Wand
, von Grabner
Bunker-Ausstauben
genannt. Broad (Erinnerungen): »Grabner ist wegen seiner skrupellosen Brutalität und seiner sprichwörtlichen Falschheit der erste Mann in Auschwitz geworden.« Häftling Bartel ( AV , Bl. 647 ): »Er war die Triebfeder und der Motor aller Terroraktionen. Unter anderem hat er im Lager einige Transporte mit Geisteskranken vergast.« Laut Filip Müller hielt er Ansprachen an Juden vor der Vergasung im
Alten Krematorium
: »Als erstes müssen wir für eure Gesundheit sorgen. Deshalb müßt ihr zuerst unter die Dusche. Wenn ihr gebadet habt, bekommt jeder einen Teller Suppe. Und jetzt zieht euch aus. Beeilt euch, damit die Suppe nicht kalt wird.« Auch Broad memoriert eine Ansprache Grabners vor dem
Alten Krematorium
: »Ihr werdet jetzt gebadet und desinfiziert, damit wir im Lager keine Seuchen bekommen. Dann kommt ihr in eure Unterkünfte, wo euch eine warme Suppe erwartet, und werdet euren Berufen gemäß zur Arbeit eingesetzt.« September 1942
Kriegsverdienstkreuz
II . Klasse mit Schwertern
. Nach einem Ermittlungsverfahren wegen Korruption (kein Urteil) ab 1 . 12 . 1943 wieder bei der Gestapo in Kattowitz. Aussage Grabner am 18 . 9 . 1946 auf der Polizeidirektion Wien: »Ich halte es für das größte Verbrechen, das es gibt, 3 Millionen Menschen umzubringen. Ich habe an diesem Verbrechen nur mitgewirkt, da ich daran nichts ändern konnte. An diesem Verbrechen war der Nationalsozialismus schuld, ich selbst war nie Nationalsozialist. Allerdings mußte ich der Partei beitreten. Ich bin römisch-katholisch und glaube auch heute noch an Gott, es muß eine göttliche Gerechtigkeit geben und auch eine Gerechtigkeit auf Erden. Ich habe nur mit Rücksicht auf meine Familie mitgewirkt an der Ermordung von etwa 3 Millionen Menschen. Ich war niemals Antisemit und behaupte auch heute noch, daß jeder Mensch das Recht zum Leben hat.« † Todesurteil am 22 . 12 . 1947 in Krakau, Hinrichtung 24 . 1 . 1948 . Grabner-Aussagen: AV , Anlagenband.
Gradowski , Salmen
Jüdisches Sonderkommando
* 1908 oder 1909 in Suwalki/Polen. Büroangestellter. Ankunft Auschwitz am 8 . 12 . 1942 aus Kielbasin b. Grodno. Von 1000 Deportierten werden 769 »sonderbehandelt«, darunter seine Frau Sonia, seine Mutter Sara, seine Schwestern Estera-Rachela und Liba, Schwiegervater Rafael und Schwager Wolf. Kommentar Gradowski: »Du stehst rat- und wehrlos da. Das einzige, was der Mensch empfindet, ist der Schmerz über die Trennung.« Gradowski zur Aufnahmeprozedur: »Jeder erhielt seine Nummer. Schon bist du nicht mehr derselbe, der du früher gewesen bist,
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