Ausersehen
steckte es mir in den Mund.
„Ja, wunderbar.“
Da war er wieder, dieser raue Ton in seiner Stimme, der mir Gänsehautschauer über den Rücken jagte.
Unsere Blicke trafen sich. Einer seiner Ellbogen ruhte auf dem erhöhten Ende der Chaiselongue. Die andere Hand hielt den Weinkelch. Er täuschte noch nicht einmal Interesse am Essen vor.
Ich schluckte hastig. „Bist du nicht hungrig?“
Sein träges Lächeln lenkte meinen Blick auf seine wundervollen Lippen.
„Nein, ich habe bereits gegessen.“
„Wie bitte?“ Ich verschluckte mich beinahe, aber wenigstens fiel mir nichts aus dem Mund. „Warum hast du mir das nicht gesagt? Dann hätte ich auch vorher etwas gegessen.“
„Ich mag es, dir beim Essen zuzuschauen.“ Seine Stimme war tief und betörend. „Du bist so eine genussvolle Esserin.“
Nun ja, da hatte er mich erwischt.
Trotzdem fühlte ich mich unbehaglich. „Ich will aber nicht allein essen.“
Er schaute mich überrascht an. „Aber du isst nicht allein. Ich bin doch da.“
„Und ob du da bist.“ Ich kaute das Stückchen Fleisch, das auch wie Hühnchen schmeckte.
Er lachte. „Du hast manchmal eine so lustige Art zu reden. Das wusste ich von dir gar nicht.“
„Tja, man lernt jeden Tag etwas Neues.“
„Das stimmt.“
Klischees kamen in dieser Welt anscheinend gut an.
Kauend betrachtete ich ihn genauer. „Du siehst nicht so aus, als hättest du eine anstrengende Reise hinter dir, bei der du einen Passagier tragen und mehrere Tage ohne Schlaf auskommen musstest.“ Ehrlich gesagt sah er stark und erholt aus – zum Anbeißen, um es noch präziser auszudrücken.
„Du warst eine Last, die zu tragen mir Freude bereitet hat.“ Seine raue Stimme wurde noch eine Spur tiefer. „Und mein Durchhaltevermögen ist größer als das eines menschlichen Mannes.“
Ich schnappte mir ein Stück Hummer aus der Schale. Es troff vor Butter, und ich saugte es vorsichtig in meinen Mund.
Ich hörte, wie er den Atem anhielt.
Langsam leckte ich mir die Lippen. „Das hast du bereits erwähnt.“
„Ja, das habe ich.“
Mit einer gewissen Freude bemerkte ich, dass seine Worte ein wenig gepresst klangen.
„Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, dass du mir gefolgt bist. Ohne dich … ich weiß nicht, ich kann es mir gar nicht vorstellen. Danke.“
Die feinen Fältchen um seine Augen zogen sich zusammen, als er lächelte. „Sehr gern geschehen. Wenn du allerdings das nächste Mal einen Ausflug machen willst, erlaube mir doch, dich von Anfang an zu begleiten.“
Bevor ich ein weiteres Stück gebutterten Hummer in meinen Mund schob, sagte ich: „Ich würde nicht einmal im Traum daran denken, das Haus ohne dich zu verlassen.“ Meine Zunge glitt heraus, um einen Buttertropfen aufzufangen, der auf meiner Unterlippe balancierte, dann zog ich das weiße Fleisch in meinem Mund und kaute es langsam und sehr bewusst. Ich schluckte und leckte (erneut) meine Lippen. „Ich nenne dich einfach Mr. American Express.“
Er sah zu gleichen Teilen fasziniert und irritiert aus.
„American Express? Was ist das?“
Den Hummer hatte ich aufgegessen, also nahm ich mir eine gezuckerte Erdbeere und knabberte vorsichtig daran – und beobachtete ihn dabei, wie er mich beobachtete.
„Es ist etwas, das mir erlaubt, immer genau das zu bekommen, wonach mich verlangt.“ Ich leckte den Erdbeersaft von meinem Mittelfinger. „Hm, das ist gut.“
„Ja, das war es.“
Ich glaube, er sprach nicht von der Erdbeere. Wir tranken unseren Wein. Ich versuchte, züchtig auszusehen (ich sagte, versuchte ). Wir betrachteten einander. Ich konnte den Wein bereits in meinem Kopf spüren – er hatte offensichtlich schon angefangen, meine Hemmungen zu lösen. Okay, seien wir ehrlich, ich hatte noch nie ein wirkliches Hemmungsproblem, aber das Mann/Pferd-Thema war schon etwas einschüchternd.
Ha, das war es! Er hatte aufgehört, ein Mann-Pferd-Ding für mich zu sein. Ich fühlte, wie meine Lippen sich zu etwas verzogen, von dem ich hoffte, dass es ein verführerisches Lächeln war. Plötzlich verstand ich, wie die Schöne sich gefühlt haben musste, als sie sich in das Biest verliebte. Er war mein Ehemann, und ich wollte ihn. Alles, was ich tun musste, war, meine Hand auszustrecken und ihn zu berühren.
Ich stellte meinen Weinkelch ab und beugte mich vor. Sein rechter Arm ruhte immer noch auf der Erhebung der Chaiselongue. Langsam überbrückte ich den kleinen Abstand, der uns trennte, und strich mit meinen
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