Ausersehen
zurück.
„Du hättest mich warnen können.“
„Hättest du sie dann berührt?“
„Vermutlich nicht.“
„Siehst du, deshalb habe ich dich nicht gewarnt.“
„Schlaumeier“, grummelte ich mit einem Lächeln. Ich betrachtete die Karte aus sicherer Entfernung eingehend.
Eponas Tempel war mit goldenem Faden in verschnörkelten Buchstaben in der südöstlichen Ecke der Karte eingewebt, direkt oberhalb des grob von Ost nach West verlaufenden Flusses, der als Fluss Geal gekennzeichnet war. Er entsprang dem nordöstlichen Ende der Berge Trier , teilte sich aber kurz danach, um am Ende wieder zusammenzufinden und als ein Fluss ins Meer zu münden, das laut Karte B’an zu heißen schien. Der westliche Flussarm war als Calman und der nördliche als Clare angegeben. Mir fiel mit Interesse auf, dass nahe des Zusammenflusses der beiden Arme am westlichen Ufer des Calman ein Gebäude mit Tempel der Musen bezeichnet war. Mein Blick wurde vom westlichen Ende der Karte angezogen, wo das B’an-Meer mit seinen dramatischen grünen Klippen eingezeichnet worden war. Die MacCallan-Burg thronte stolz nahe dem Abgrund. Ich seufzte traurig und ließ meinen Blick weiter nach Norden schweifen, wo die Wachtburg sich in einer Kluft zwischen weiß bedeckten Bergen befand. Erschrocken bemerkte ich den großen blauen See in der Nähe, der als Loch Selkie betitelt war (und der am östlichen Ende von den Ufasach - Sümpfen umfangen wurde) und genau zwischen der Wachtburg und Eponas Tempel lag. Eine weitere Burg namens Laragon befand sich nördlich des Lochs und südöstlich von der Wachtburg. Ich konnte mich nicht erinnern, an einem See oder einer anderen Burg vorbeigekommen zu sein, und hatte ein unheilvolles Gefühl, als ich mir die Gegend zwischen Laragon und der Wachtburg näher anschaute.
Ein Geräusch störte meine Konzentration.
„Das wird sehr wahrscheinlich eine deiner Dienerinnen mit Nachricht von ClanFintan sein.“ Alanna lächelte wissend, als meine Wangen rot wurden. „Ich werde ihr sagen, dass sie ihn augenblicklich hineinführen darf.“
Mein Blick wurde wieder von der Karte angezogen. Ich versuchte schnell, mir den Rest zu merken. Ich konnte mindestens noch drei weitere Burgen sehen, aber keine war so nah an der Wachtburg wie Laragon und MacCallan. Ich hatte gerade noch Zeit, zu bemerken, dass die Graslandschaft, die einen Großteil der Fläche außerhalb von Partholon bedeckte, als Ebene der Zentauren beschriftet war, als Alanna mit einem Lächeln in Begleitung der Staci-Nymphe zurückkehrte.
„Mylady, ClanFintan fragt, ob er Sie in Ihren Gemächern aufsuchen darf.“ Sie knickste höflich.
„Danke, Sta… äh, Tarah. Bitte führe ihn herein und lasse dann das Abendessen servieren.“
„Ja, Mylady.“
Sie war ein wirklich fröhliches kleines Ding. Alanna und ich gingen zurück ins Hauptzimmer (das mit dem großen Bett darin …).
„Ich bin ein bisschen nervös.“ Ich versuchte, nicht zu zappeln.
„Sei einfach, wer du wirklich bist.“ Alanna schaute mich liebevoll an und steckte dann eine lose Locke in meinem Haar fest. „Er ist bereits dazu ausersehen, dich zu lieben, weißt du.“
Ich blinzelte überrascht. „Nein, das wusste ich nicht.“
„Du bist die Geliebte Eponas. Die Göttin wählt immer einen Hohepriester der Zentauren zu ihrem Partner.“
Ein energisches Klopfen an der Tür unterbrach uns. Als ich zögerte, rief Alanna: „Herein!“
ClanFintan betrat das Zimmer, und mein Magen schlug Purzelbäume. Offensichtlich hatte er gebadet. Sein Fell schimmerte wie heißer Ahornsirup, und sein langes, dickes Haar war zurückgekämmt und hing ihm offen wie ein dunkler Vorhang über die bronzefarbenen Schultern. Er trug eine schwarze Lederweste, die mit goldenen Runen bestickt war, die, wenn er sich bewegte, beinahe so magisch zitterten wie seine Muskeln.
Das erinnerte mich daran, dass er sich nicht mehr bewegt hatte, seitdem die Tür hinter ihm geschlossen worden war. Er stand einfach nur da und berührte mich mit seinem Blick.
„Willkommen, Mylord.“
Ich konnte das Lächeln in Alannas Stimme hören.
„Danke, Alanna.“ Der Bann war gebrochen, und elegant trat er in den freien Raum vor mir. „Vergebt mir mein Schweigen, ich war gefangen von der Schönheit meiner Lady.“ Er streckte einen Arm aus und nahm meine Hand in seine, dann hob er sie langsam an und führte meine Handfläche an seine Lippen. Unsere Blicke hielten einander fest, und ich spürte, dass meine Atemzüge sich
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