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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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und gehen dann etwas essen.“
    Ich beobachtete Sila, die sich gerade über eine ältere Frau beugte und sie beschwor, noch einen kleinen Schluck Tee zu trinken. Sie sah noch ziemlich genauso fit aus wie am Morgen. Ihr braunes Haar lockte sich um ihr Gesicht und verlieh den hohen Wangenknochen ein weicheres Aussehen. Sie strahlte Güte und Mitgefühl aus und wirkte zufrieden und erholt, was mich verwirrte, weil ich sicher war, wie eine erschöpfte Stadtstreicherin auszusehen.
    „Gehen Sie nur, Lady Rhea. Ich werde hierbleiben und die neuen Helferinnen beaufsichtigen.“ Sie deutete auf die erwartungsvoll aussehenden jungen Zentaurinnen.
    Ich öffnete gerade meinen Mund für einen Protest, als Victoria mich unterbrach (Gott sei Dank!), indem sie sagte: „ClanFintan hat mir befohlen, Sie hier hinauszutragen, wenn es nötig sein sollte.“ Sie sah mich schräg von der Seite an. „Aber ich würde lieber nicht noch einen weiteren Menschen tragen müssen, wenn ich ehrlich bin.“
    „Okay, okay! Sila, ich werde Ihnen etwas zu essen schicken lassen.“
    „Das habe ich bereits veranlasst.“ Victoria schaute mich ein wenig beleidigt an. „Ich wusste, dass unsere Heilerin die Kranken nicht so bald allein lassen würde.“
    So bald? Wir hatten uns den ganzen verdammten Tag um die Kranken gekümmert!
    „Gehen Sie zu Ihrem Ehemann“, ordnete Sila an, während ich einfach nur dastand wie der letzte Idiot.
    Ich gab anstandslos nach. „Schickt mir morgen früh jemanden, der mich weckt.“ Als ich an Kristiannas Bett vorbeiging, hielt ich kurz inne, um einen Blick auf ihr erhitztes Gesicht zu werfen. Sie schien zu schlafen, aber ihr Atem ging angestrengt.
    „Sie können im Moment nichts für sie tun.“ Sila war an meine Seite getreten. „Sie ist in den Händen der Göttin.“
    „Holt mich bitte, wenn …“ Ich wollte es nicht aussprechen.
    „Das werde ich. Und nun gehen Sie.“
    Sie schob mich in Richtung Victoria. Bevor wir noch aus der Tür waren, hörte ich sie schon wieder Befehle geben. Langsam gingen Victoria und ich den Flur entlang. Ich schaute sie an und freute mich ein bisschen, dass sie auch schmutzig und müde aussah.
    „Wie wäre es mit einem schönen heißen Bad in meiner Mineralquelle?“
    „Wie groß ist sie?“
    Ich ließ meinen Blick einmal über die Länge ihres Körpers gleiten, bevor ich sagte: „Groß genug.“
    „Gut – Menschen tun Sachen manchmal auf so kleine Weise.“
    Sie klang nicht, als ob sie versuchte, mich zu beleidigen; eher so, als spräche sie eine unglückliche Tatsache aus.
    „Nicht Lady Rhiannon, Geliebte und Auserwählte der Epona.“ Ich streckte meine schmutzige Nase in die Luft.
    Ihre Augen verzogen sich in einem müden Lächeln. „Natürlich; wie dumm von mir, das zu vergessen.“
    „Das kommt daher, dass Göttinnen normalerweise nicht mit Fäkalien und Erbrochenem besprenkelt sind.“ Ich zupfte ein angetrocknetes Stück Igittigitt aus meinen Haaren. „Und ich habe wohl auch etwas Schnodder in meinem Haar.“
    „Ja, daran könnte es liegen.“ Sie rieb sich ihre Wange, die mit etwas ähnlich Ekligem verkrustet war. „Eine Hohepriesterin sollte glamouröser sein.“
    „Tja, ich hatte immer davon geträumt, eine Göttin zu sein.“ Ich seufzte theatralisch. Wir schauten einander an und lächelten über unsere durch Müdigkeit hervorgerufene Albernheit.
    Gott sei Dank kamen wir bald an die Tür, die in mein Badezimmer führte. Meine Wache öffnete uns. Mir fiel auf, dass er meine zerzauste Erscheinung mit leichter Irritation zur Kenntnis nahm. Ich schenkte ihm ein überhebliches Stirnrunzeln. Bevor er die Tür schloss, sagte ich: „Krieg dich wieder ein. Ich bin verdammt noch mal zu beschäftigt, um makellos auszusehen.“
    Seine Augen quollen beinahe aus den Höhlen. Rhiannons Jungs standen wohl ein paar verwirrende Tage bevor.
    Mein Badezimmer war vertraut und behaglich. Tief atmete ich den beruhigenden Duft der Mineraldämpfe ein, die aus dem heißen Wasser emporstiegen.
    „Was für ein hübscher Raum.“ Victoria zog sich bereits die knappe Weste aus.
    „Danke. Ich mag ihn auch sehr.“ Ich folgte ihr und entwirrte mich etwas unbeholfen aus der Stoffbahn, die Alanna mir morgens so fingerfertig umgewickelt hatte. Über meine Schulter rief ich der nun barbusigen Jägerin (ja, ihre Brüste waren groß und perfekt gerundet – blöde Kuh) zu: „Gehen Sie ruhig schon rein, aber passen Sie auf, die Stufen sind ein wenig steil.“
    Endlich hatte ich mich aus meinem

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