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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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der Epona, stehen Sie in der Schuld der Göttin, nicht in meiner.“ Die Heilerin schaute mich aus warmen Augen an.
    Wenn schon der Klang ihrer Stimme so beruhigend war, musste sie eine außergewöhnliche Heilerin sein, schoss es mir durch den Kopf.
    Sie wandte sich an Victoria. „Jägerin, bitte lasst meinen Arzneikoffer bringen, damit wir anfangen können, die Schmerzen der Patienten zu lindern.“
    Victoria warf mir einen Blick zu und hob die Augenbrauen. „Ich kenne einen jungen Zentauren, der diese Aufgabe nur zu gern übernehmen würde.“
    Ich lächelte, und sie ging zur Tür und öffnete sie. Ich hörte sie mit ihrer sexy Stimme nach Willie rufen. Der Klang seiner Hufe, als er eifrig zu ihr eilte, hallte von den Wänden.
    „Ihretwegen bekommt der Junge noch Herzprobleme“, sagte ich, als sie mit einem Lächeln auf den Lippen wieder zu uns stieß.
    „Sein Herz ist jung, er wird es überleben“, sagte sie, aber ihr zufriedenes Grinsen verriet mir, dass ihr der Gedanke ganz gut gefiel. Dann wechselte sie von der flirtenden schlimmen Zentauren-Barbie zur geschäftigen Vorsitzenden-Zentauren-Barbie.
    „Carolan, zeigen Sie uns, welche Patienten verlegt werden müssen. Wir können die Bretter, auf denen sie liegen, als Tragen verwenden.“
    „Alle Patienten, die gelbe Bänder an den Handgelenken haben, müssen in den Ballsaal gebracht werden. Die anderen bleiben hier.“
    „Diejenigen, die hierbleiben, sind die am schwersten Erkrankten?“, fragte Sila mit leiser Stimme.
    „Ja.“
    „Dann werde ich mich zuerst hier nützlich machen.“ Sie ging hinüber in die Waschecke und fing an, sich die Hände und Arme zu schrubben.
    Der Rest der Zentaurinnen machte sich an die Arbeit.

8. KAPITEL
    Es war erstaunlich, wie schnell alles seinen Platz fand. Die Jägerinnen waren flink, effizient und hervorragend organisiert. Victoria schien immer an mehreren Orten gleichzeitig zu sein, und es amüsierte mich, dass der schmachtende Willie erschöpft aussah, lange bevor man den Zentaurinnen etwas anmerkte.
    Ich versuchte zu helfen, aber am meisten half ich, wenn ich mich bemühte, ihnen nicht im Weg zu sein. Interessanterweise fand ich mich dann plötzlich als Assistentin von Sila wieder, die sich um die am schwersten Erkrankten kümmerte. Es war die Anerkennung ihrer Fähigkeiten, als Carolan nach einiger Zeit verkündete, dass er sich um die Versorgung der Patienten im Ballsaal kümmern würde, während Sila die Verantwortung für die Schwerkranken übernahm, unterstützt von einigen seiner Assistenten und mir.
    Großartig.
    Wie schon am vorherigen Tag verlor ich jegliches Zeitgefühl, während ich mich um die Menschen kümmerte. Sila arbeitete unermüdlich, um die Schmerzen ihrer Patienten zu lindern. Anfangs half ich ihr, den dickflüssigen Mohnsaft in die verengten Kehlen der am schlimmsten Betroffenen zu tröpfeln. Ich war jedes Mal erleichtert, wenn ich sah, dass die Droge wirkte und ihre schmerzverzerrten Gesichter sich entspannten. Dann flößten wir den Patienten den Tee ein. Sila erklärte mir, welcher aus Weidenrinde war, die Schmerzen und Entzündungen bekämpfte (für mich klang das wie flüssiges Aspirin), und welcher aus Kamille. Ich wusste bereits, dass Kamille nervöse Mägen beruhigte und Stress abbaute (meine Schüler schenkten mir immer reichliche Mengen Kräutertee zu Weihnachten, weil sie wohl dachten, er würde mich entspannter machen – dumme Kinder).
    Carolans Vorhersage über die Verluste des Tages waren leider nur zu korrekt. Wir nahmen fünf neue Patienten auf unserer Intensivstation auf, und ich zählte vier Tote – zwei junge Mädchen, eine meiner Dienerinnen und ein kleiner Junge. Es kam mir vor, als hätte ich gerade tief eingeatmet und noch nicht die Zeit gehabt, wieder auszuatmen, als mir bewusst wurde, dass die Fackeln und Kerzen schon wieder seit Stunden brannten. Meine Füße fühlten sich an, als würden sie gleich aus den Sandalen platzen, und meine Schultern zitterten vor Anspannung.
    „Lady Rhea, Sila.“ Victorias Stimme erregte meine Aufmerksamkeit. Ich schaute von dem im Bett vor mir liegenden, keuchenden Jungen auf und sah, dass sie mit sechs mir unbekannten Zentaurinnen, die alle frisch und erholt aussahen, die Krankenstation betrat. „Diese Dienerinnen Dianas sind hier, um Euch abzulösen.“
    „Gut.“ Ich musste mich zurückhalten, nicht Beifall zu klatschen. Oder ehrlicher gesagt: Ich war dafür einfach viel zu müde. „Kommen Sie, Sila, waschen wir uns die Hände

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