Ausersehen
Nachsitzen kostet – ja.
Aber echter Krieg – nein. Dafür war ich nicht gemacht. Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich konnte damit nicht umgehen. Ich konnte die Menschen nicht aus ihm hinausführen. Ich …
Du hast die Stärke, Geliebte. Ich versuchte, Luft zu holen und die tröstlichen Worte meiner Göttin sacken zu lassen, aber ich fühlte mich immer noch unzulänglich. Und mein Atem roch nach Erbrochenem.
„Rhea?“ ClanFintan trat aus dem Schatten. „Wo wolltest du hin?“
„Ich musste mich übergeben.“ Ich klang wie ein kleines Mädchen, und es machte mir nichts aus.
„Komm her, Liebste.“ Er zog mich in seine Arme, und ich ruhte mich in seiner Wärme aus.
„Aber küss mich bitte nicht – ich schmecke nicht sonderlich gut.“
Seine Brust vibrierte unter seinem Lachen. „Vielleicht finden wir irgendwo einen Schluck Wein, mit dem du den schlechten Geschmack hinunterspülen kannst.“
Er gab mir einen Kuss auf den Scheitel und zog mich an seine Seite. Gemeinsam überquerten wir den Innenhof.
„Weib!“ Das Zischen rauschte über uns hinweg. „Wo bist du, Weib?“
Es war, als würde die Stimme über die Tempelmauer klettern, als würden die Worte nach mir suchen. Ich befreite mich aus ClanFintans Umarmung und rannte die Treppe hinauf, um meinen Platz auf den Zinnen wieder einzunehmen. Nuada tigerte am Rand des Hügels aus schwelenden Körpern auf und ab. Seine Flügel waren vollständig aufgerichtet. Sein farbloses Haar flog wild um seinen Kopf, und sein nackter Körper war im öligen Schein des Feuers komplett sichtbar.
Bei seinem Anblick verschwand meine Übelkeit, und ich spürte, wie mich göttlicher Zorn erfüllte.
„Was willst du, du jämmerliche Figur?“ Ich sprach sehr leise, aber irgendwie nahm Epona meine Worte wie magisch auf, hob sie an und verstärkte sie, sodass sie bis über die Tempelanlage trugen.
„Dich, Frau. Ich will dich.“
„Zu schade. Du wirst mich niemals bekommen.“ Ich wusste, dass ich die Wahrheit sagte. Egal, was auch passierte, ich spürte das Versprechen meiner Göttin, dass Nuada mich niemals besitzen würde.
„Werde ich doch!“, kreischte er.
Mir fiel auf, dass sein normalerweise bleiches Gesicht gerötet und mit einem leichten Schweißfilm bedeckt war. „Du wirst mir gehören – bald schon! Der Rest meiner Armee wird schon morgen hier sein.“ Er ließ höhnisches Gelächter ertönen. „Ich habe sie sich mit den Frauen aus dem anderen Tempel vergnügen lassen, aber der Spaß war recht kurzlebig. An dich habe ich höhere Erwartungen.“ Er lachte noch einmal spöttisch auf. „Du solltest heute Nacht lieber den Frieden mit deiner schwächlichen Göttin machen und dich von dem Mutanten verabschieden, den du deinen Partner nennst. Morgen wirst du mir gehören!“
Ich spürte, dass ClanFintan Victoria ein Zeichen gab, und sie warf ihm ihre Armbrust zu. Mit einer so schnellen Bewegung, dass sie vor meinen Augen verschwamm, spannte mein Mann den Bogen. Dem Surren der Sehne folgte ein Schrei von Nuada, als der Pfeil ihn seitlich am Kopf traf und ihm das Ohr abtrennte.
Nuada versuchte, die Blutung mit den Händen zu stillen, wirbelte herum und verschwand in der Dämmerung.
„Der Kerl braucht dringend eine Therapie“, murmelte ich.
„Wechselt euch mit dem Schlafen ab.“ ClanFintans Stimme klang flach und kalt, als er zu den auf den Zinnen stehenden Kriegern sprach. „Victoria, Dougal, Patrick, sucht Carolan und Alanna. Wir treffen uns dann in Rheas Gemach. Komm mit“, sagte er kurz angebunden zu mir und ging zur Treppe voran.
Wir taten, wie uns geheißen.
Ich musste beinahe laufen, um mit ihm Schritt halten zu können, und kurze Zeit später stürmten wir schon durch die Tür in mein Gemach. Bevor ich Atem holen konnte, zog mich ClanFintan grob in seine Arme und bedeckte meinen Mund mit seinem.
Ich wollte mich freikämpfen und ihn daran erinnern, da ich mich vor nicht allzu langer Zeit übergeben hatte, aber seine Hitze war so überwältigend, dass ich den Kuss nur enthusiastisch erwiderte. Er löste sich von mir und drückte mich an seinen muskulösen Körper.
„Diese Kreatur wird dich niemals besitzen. Das werde ich nicht zulassen.“
„Ich weiß, Liebster“, murmelte ich gegen seine Brust, während er seine Hände in aufregend vertrauter Weise über meinen Körper gleiten ließ. Meine Knie wurden gerade schön schwach, als es an der Tür klopfte.
Widerwillig ließ ClanFintan mich los und rief: „Herein!“
Ich goss mir ein
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