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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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als Erster die Nachricht vom Näherkommen der Fomorianer überbracht hatte. „Wie heißt du, Krieger?“
    „Patrick“, antwortete er.
    „Hat der Tempel einen Vorrat an Langbögen und Pfeilen?“
    „Ja, Mylord.“
    „Dann hol sie“, lautete ClanFintans nüchterne Antwort.
    Carolan kam kurz zu uns und schaute nach seinen Patienten.
    ClanFintan nahm ihn zur Seite, um ihm Anweisungen zu geben. „Sorg dafür, dass Alanna alle Frauen im Tempel versammelt. Sie sollen jede ein kleines Päckchen packen – mit einer Decke, einem Weinschlauch und einer Waffe.“ Er hielt kurz inne. „Irgendeiner Waffe. Ein Küchenmesser oder eine Schere ist besser als nichts.“
    „Ich werde es ihr ausrichten.“ Carolan eilte die Stufen wieder hinunter.
    „ClanFintan!“, ertönte Victorias Stimme über die Zinnen. „Da!“
    Wir schauten in die Richtung, in die sie zeigte, und sahen, dass eine Reihe Fomorianer sich der Tempelmauer näherte. Sie kamen von allen Seiten, wie eine sich enger ziehende Schlinge. Ich konnte ihr raubtierartiges Zischen in der ruhigen Abendluft hören.
    „Wartet, bis die Jägerinnen den Befehl geben.“ Die Stimme meines Mannes klang stark und sicher. „Zielt auf ihre Köpfe oder Hälse. Wie die meisten von euch wissen, ist es nicht leicht, sie zu töten.“
    Die Linie zog sich enger zusammen.
    Ich sah, wie Victoria ihre Armbrust in Stellung brachte. Die anderen Jägerinnen und Krieger folgten ihrem Beispiel.
    Die Linie zog sich noch enger zusammen.
    Ich konnte einzelne Kreaturen erkennen. Ihre Augen leuchteten unnatürlich rot, und sogar im dämmrigen Licht konnte ich ihre Klauen und Zähne feucht glänzen sehen.
    „Jetzt“, rief Victoria.
    Ein Schauer Pfeile prasselte von den Zinnen. Sie bohrten sich mit ekelhaften Geräuschen in das Fleisch der Angreifer. Viele aus der ersten Reihe der Fomorianer fielen, aber weitere rückten nach und setzten ihren Weg unbeirrt von den Todesqualen ihrer Kameraden fort.
    „Noch einmal!“, rief Victoria, und die Pfeile fanden ihr Ziel.
    Immer und immer wieder gingen Pfeilregen nieder, aber sie konnten die Fomorianer nicht aufhalten. Viel zu schnell waren sie an der glatten Tempelmauer angekommen.
    „Jetzt das Öl!“, befahl ClanFintan, und die Kessel wurden über den Kreaturen geleert. Die der Wand am nächsten Stehenden schrien und wanden sich vor Schmerzen, als das kochende Öl ihr Fleisch bis auf die Knochen verbrühte. Die anderen zischten und hielten inne, nicht sicher, ob sie wirklich über ihre toten Kollegen hinwegklettern sollten.
    „Lasst die Fackeln fallen!“ Auf ClanFintans Kommando ließen die Krieger die brennenden Fackeln auf die ölgetränkten Kreaturen fallen, die sofort in Flammen aufgingen und blind in ihre nachrückenden Kameraden stolperten, die dadurch ebenfalls Feuer fingen. Die Flammen verbreiteten sich in Windeseile über die Tempelanlage, und bald schon rannten die Fomorianer panisch davon, stolperten übereinander und traten sich auf ihrer Flucht gegenseitig zu Boden.
    Ich musste wegschauen; ich konnte ihren Todeskampf nicht mit ansehen.
    Ein siegreicher Ruf erklang aus den Kehlen der Tempelkrieger und Zentauren.
    „Mehr Öl.“ ClanFintan ließ keine Zeit für Feierlichkeiten. „Stockt eure Pfeilvorräte auf. Sie werden zurückkommen.“
    Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg von den immer noch brennenden Kreaturen auf, und ich drückte meine Hand fest vor Mund und Nase und stolperte die Treppe hinunter. Ich rannte los, folgte der Mauer ein paar Schritte, dann klappte ich vorne über und erbrach das Wenige, das mein Magen hergab, auf den Fußboden des Tempels.
    Als ich fertig war, wischte ich mir den Mund mit dem Handrücken ab und trat einen Schritt zur Seite. Meine Eingeweide fühlten sich an, als wären sie mit einem Draht zusammengebunden worden, und ich hatte einen fürchterlichen Geschmack im Mund.
    Spaß beiseite: Ich hasse es, mich zu übergeben. Wirklich.
    Ich war zu der Einsicht gelangt, dass Englischlehrer nicht für den Krieg gemacht waren. Kleine Möchtegern-Gangster, die sich gegenseitig Schimpfworte an den Kopf werfen – ja. Mädchenprügeleien vor den Spinden des Exfreundes, die mit den Worten „Du hast mir meinen Freund geklaut, du Schlampe“ eingeläutet werden – ja. Halb unschuldige Neuntklässler, die geruchsneutrales Abführmittel in deine Wasserflasche füllen, während du auf dem Schulflur einem anderen Neuntklässler erklärst, dass das Werfen von gekautem Kaugummi an die Decke ihn diverse Stunden

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