Ausersehen
wollte nur etwas Ruhe haben.“
„Soll ich wieder gehen?“
„Nein, keine Ruhe vor dir.“ Ich grinste ihn an und ließ mich von ihm in die Arme nehmen. „Wie geht es deinen Wunden?“
„Besser – ich hab dir doch gesagt, dass Zentauren ganz erstaunliche Selbstheilungskräfte haben.“
„Das ist mir schon aufgefallen.“ Ich knabberte an der Stelle direkt unterhalb seines Brustbeins und genoss es, wie seine Muskeln als Reaktion darauf zuckten. „Zu schade, dass wir nicht mehr Zeit haben.“ Ich biss ihn noch einmal zärtlich.
„Das wird sich wieder ändern.“ Er umarmte mich. „Es gibt ein Morgen und noch viele Morgen danach.“
„Das hoffe ich.“ Ich fühlte mich geborgen in seinen Armen.
„Ich weiß es.“ Ich spürte seine warmen Lippen auf meinem Kopf. „Die Moral der Truppe scheint gut zu sein.“
„Sie sind alle wirklich mutig. Ich bin stolz auf sie.“
Die Frauen arbeiteten unermüdlich, seitdem sie vor ein paar Stunden über den Evakuierungsplan informiert worden waren. Nachdem sie erfahren hatten, dass sie nur einen Weinschlauch, eine Waffe und einen Satz Kleidung zum Wechseln mitnehmen konnten, hatten sie sich mit einem erstaunlichen Mangel an Gejammer daran gemacht, alles für den Aufbruch vorzubereiten. Jetzt, wo die Morgendämmerung näher rückte, sammelten sich die Familien im Innenhof und rüsteten sich still für das, was kommen würde.
Niemand sprach darüber, dass es offensichtlich mehr Fomorianer als Zentauren und Menschen gab und dass viele aus unseren Reihen verletzt oder krank waren. Oder darüber, dass das Tageslicht einen weiteren nebligen, regnerischen Tag enthüllte – das war gut für die Fomorianer, aber schlecht für uns. Unglücklicherweise konnten wir es uns nicht leisten, auf einen sonnigen Tag zu warten. Und dann war da noch der Fluss, der mehrere Hundert Meter vom Tempel entfernt lag und breit und gefährlich war. Viele der Frauen konnten nicht schwimmen. Auch darüber verlor niemand ein Wort. Stattdessen saßen die Frauen bei ihren Vätern und Männern, die schweigend die Lanzen in den Händen wogen, die sie von den Kriegern erhalten hatten, um ein Gefühl für diese Waffe zu bekommen, die die meisten von ihnen nie zuvor benutzt hatten. Es gab keine Tränen, keine Hysterie. Niemand sprach vom Tod.
„Ich mache mir immer noch Sorgen um Epi.“ Wir hatten entschieden, dass sie und die anderen Stuten die beste Chance hatten, den Fluss zu erreichen, wenn wir sie zum gleichen Zeitpunkt loslaufen ließen, an dem die Krieger aufbrechen würden. Die Kreaturen sollten an den Pferden nicht interessiert sein – und sie somit hoffentlich in Ruhe lassen.
Unausgesprochen war der Gedanke, dass sie vielleicht auch als Ablenkung dienen und unserer Phalanx somit erlauben würden, schneller nah an den Fluss zu kommen.
„Sie ist schnell und klug. Sie wird es zum Fluss schaffen.“
„Ich möchte, dass du etwas weißt.“ Ich lehnte mich ein wenig zurück, damit ich ihm in die Augen schauen konnte. „Du hast mich sehr glücklich gemacht. Du bist alles, was ich mir je von einem Ehemann gewünscht habe.“
Er stupste meine Nasenspitze mit einem Finger an. „Wie ich dir bereits gesagt habe, ich bin geboren worden, um dich zu lieben.“
„Ich finde das unglaublich.“ Meine Augen weiteten sich, als es mir bewusst wurde. „Hey! Das ist bestimmt auch Magie!“
Er lachte und beugte sich hinunter, um mich noch einmal innig zu küssen.
Ein leises Klopfen erklang, und Alanna rauschte ins Badezimmer.
„ClanFintan, Victoria fragt nach dir. Sie will wissen, wo genau du ihre Jägerinnen positioniert haben willst.“ Sie schaute mich an. „Und ich muss meine Lady für unseren Ausflug vorbereiten.“
Ich konnte sehen, dass Alanna sich so mutig gab wie nur möglich. Ich lächelte sie an.
„Eine Lady muss tun, was eine Lady tun muss“, sagte ich und gab ClanFintan schnell einen Kuss.
„Beeil dich“, erwiderte er, bevor er sich zum Gehen wandte.
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und ich ergriff Alannas Hand, als mir eine Idee in den Kopf kam.
„Zieh mir etwas an, das schimmert.“
Sie sah verwirrt aus. „Rhea, ich glaube nicht, dass das klug wäre. Nuada wird nach dir Ausschau halten, da sollten wir lieber etwas Unauffälliges aussuchen.“
„Es gibt wichtigere Dinge als Nuada.“
„Ja, dich von ihm fernzuhalten ist wichtiger“, sagte sie.
„Hör zu. Seitdem ich hier angekommen bin, erzählst du mir, dass die Auserwählte von Epona die geistliche und
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