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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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heisere Stimme hören zu können. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab, und er blieb abrupt stehen.
    „Sie haben recht, Lady Rhiannon. Ich habe mit meiner Respektlosigkeit unseren Eid und mich selber entehrt. Verzeihen Sie mir bitte mein rüdes Verhalten.“ Sein Blick hielt meinen fest.
    Ich musste mich räuspern, bevor ich ein „Ich vergebe Ihnen“ hervorstoßen konnte.
    Er sah immer noch verärgert aus, aber jetzt mehr über sich als über mich. Zumindest für den Moment schien er sich mit meiner Antwort zufriedenzugeben. Gemeinsam setzten wir unseren Weg fort.
    Alanna hatte gerade eine weitere Flügeltür erreicht (ja, auch sie wurde von zwei bezaubernden Wachen flankiert – Rhiannon hatte definitiv ein Auge für muskulöse Männer), und nachdem sie geöffnet worden war, betraten wir einen großen Bankettsaal. Oh Mann, das war wirklich verrückt.
    Okay, das musste ein Traum sein, aber selbst für meine Verhältnisse war er ungewöhnlich abgedreht.
    Im Saal verteilt standen mindestens zwei Dutzend große, flache Liegen. Eine Seite daran war jeweils etwas erhöht und hatte eine Armlehne, ein bisschen wie eine altmodische Chaiselongue. An diesem Ende standen gedrungene Marmorsäulen, die als Tischchen dienten. Auf ihnen wiederum stand je ein goldener Kelch. Ein schier endlos wirkender Reigen von wunderschönen, nymphengleichen jungen Frauen huschte von Chaiselongue zu Chaiselongue und füllte die Kelche mit hervorragend aussehendem Rotwein. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu sabbern.
    Gut, es war ein abgedrehter cooler Traum.
    Alanna geleitete uns zu zwei seltsam aussehenden Sofas, die beinahe in der Mitte des Raumes Kopf an Kopf beieinanderstanden und sich eine Marmorsäule teilten. Von hier aus sah man, dass die anderen Liegen in einem Oval um uns herum gruppiert waren.
    „Sollen wir servieren, Mylady?“
    Ich nahm an, ich hatte keine Wahl. Plötzlich bemerkte ich auch wieder, wie hungrig ich war. Also nickte ich und näherte mich vorsichtig dem trügerisch bequem aussehenden Foltergerät. Ich meine, mal ehrlich. Das roch doch allzu sehr nach altem Rom. Bitte. Die Römer und ihr ganzes Gerede von „Wer Rom regiert, regiert die Welt“ und so, sich zum Essen hinlegen, dann zu viel essen und alles wieder ausspucken. Sie haben es ja nicht mal geschafft, einen Esstisch zu erfinden. Also wirklich.
    Nun ja, wenigstens würde ich im Liegen dünner aussehen …
    In dem Moment, als mein Po die Chaiselongue berührte, breitete sich verlegenes Schweigen im Raum aus, als wäre ich gerade mit einem Stück Toilettenpapier am Absatz aus den Waschräumen gekommen. Bitte, Gott, lass Alanna wissen, was jetzt schon wieder los war. So elegant wie möglich stand ich wieder auf, packte ihren Ärmel und zog sie zu mir heran.
    „Was muss ich tun?“, flüsterte ich.
    Sie lächelte und knickste, als wenn ich gerade genau das Richtige gesagt hätte.
    „Lady Rhiannon bittet Sie, ihre verlorene Stimme zu entschuldigen. Sie ist untröstlich, dass sie das Festmahl ihrer eigenen Handfeste nicht persönlich segnen kann, aber ihre Stimme trägt im Moment noch nicht.“
    Lächelnd half sie mir, mich auf der Couch zurückzulehnen.
    „Kann Sie Ihnen nicht ihren Segen zuflüstern, und Sie wiederholen ihn laut, wie Sie es auch vorhin getan haben?“
    Die Stimme meines neuen Ehemanns enthielt eine sehr deutliche Herausforderung. Mr. Ed stellte sich langsam, aber sicher als richtige Nervensäge heraus. (Nicht zu vergessen, dass er biss.) Vielleicht dachte er, er hätte es mit einer im Kopf etwas langsamen, spinnerten Priesterin zu tun.
    Damit lag er allerdings vollkommen falsch, wenn ich das so sagen darf. Ich fühlte, wie sich ein Lächeln über meinem Gesicht ausbreitete.
    Ich legte Alanna eine Hand auf den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Wiederhole, was ich sage.“
    „Mylady!“
    Sie klang ernsthaft besorgt, ja beinah panisch. Offensichtlich wusste sie nicht, dass sie es mit einer Lehrerin zu tun hatte – unser halbes Leben besteht daraus, mit Seltsamkeiten umzugehen. Dagegen war das hier der reinste Kindergeburtstag. Mir aus dem Stehgreif etwas auszudenken, gehört zu meinem Beruf – und bringt mir unglaublich viel Spaß.
    „Vertrau mir.“ Ich zwinkerte ihr kurz zu, und sie nickte, wenn auch etwas zögernd.
    „Sie haben recht, mich an meinen Platz zu erinnern, Lord ClanFintan. Vergeben Sie mir. Ich werde zu dieser freudigen Begebenheit Myladys Worte laut wiederholen.“
    Schon wieder Showtime. Ich hatte

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