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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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viel Geborgenheit aus, dass ich am liebsten auf der Stelle in ihn hineingekrochen wäre …
    Irritiert blickte ich langsam an ihm hoch in sein Gesicht. Seine braunen Augen hatten die Farbe von dunkler Edelschokolade mit einem kleinen karamellfarbenen Kranz um die Pupille. Um seinen Mund spielte ein sanftes Lächeln. Innerhalb einer Sekunde erkannte ich dieses Lächeln, und der Schreck fuhr mir in die Glieder. Es war das Lächeln eines Mannes, der genau wusste, was er im nächsten Moment tun wollte. Langsam hob Alan eine Hand an meine Wange, während er die andere um meine Taille legte. Ich war wie schockgefroren. Als er mich an sich zog und mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte, war mir, als würde mein Herz vor Aufregung in tausend kleine Stücke zersplittern, während sich meine Libido ein paar Etagen tiefer heiß und sehnsüchtig bemerkbar machte. Alans Lippen schmeckten süß wie Honig und waren weich wie Samt auf meiner Haut. Seine Zunge spielte vorsichtig mit meiner und versuchte, mich mit kurzen, sanften Schlägen zu sich hinüber zu locken. Fast vergaß ich vor Verlangen alles um mich herum. Dieser Kuss war so innig und erinnerte mich an die Zärtlichkeiten, die ich vor Kurzem noch mit Daron ausgetauscht hatte.
    Daron!
    Gleich einem Schwert, das durch Seide fuhr, schnitt die Erinnerung an meinen geliebten sanften Riesen durch meine Brust, und mit Entsetzen wurde ich mir dessen bewusst, was sich hier abzuspielen drohte.
    Alan versuchte mich zu verführen.
    Mich zu einer Sünde zu bewegen und damit Darons und meine Verbindung für immer zu zerstören.
    O Gott, Daron!
    Hastig löste ich mich von Alans Mund und schmetterte ihm aus Leibeskräften ein „Nein!“ entgegen. Ich wandte all meine Kraft auf, um meine Hände gegen seine Brust zu stemmen, und versuchte so, mich aus seiner Umarmung zu befreien. Panik durchströmte mich, und ich befürchtete, keine Chance zu haben. Darons großer Bruder war genauso stark, wenn nicht noch stärker als er, und es hätte mich nicht gewundert, wenn ich meinen Kampf verloren hätte. So sah ich im Geiste schon den nächsten Vergewaltigungsversuch auf mich zukommen. Und dieses Mal würde mir Daron nicht zu Hilfe eilen. Dieses Mal nicht.
    Umso überraschter war ich, dass Alan mich ohne Gegenwehr einfach losließ. Ich stieß mich von ihm ab und versetzte ihm aus Reflex eine so schallende Ohrfeige, dass mir davon die Handfläche schmerzte.
    „Wie kannst du es wagen?“, brüllte ich ihn an und bemerkte erst im Anschluss, dass ich soeben den Tod geschlagen hatte.
    Ach, scheiß der Hund drauf – dann lieber umgebracht als vergewaltigt.
    Wut quoll aus jeder Pore meines Körpers, und instinktiv ging ich in eine lauernde Abwehrhaltung, bereit, mich mit Zähnen und Klauen gegen den nächsten Übergriff zu wehren.
    Als ob das irgendwas genutzt hätte.
    Doch Alan machte keine Anstalten, einen erneuten Versuch zu wagen. Stattdessen wandte er den Blick von mir ab und schloss die Augen. Sein Atem ging schnell und heftig, und auf seinem Gesicht vollzog sich ein Mienenspiel, das ich zunächst nicht identifizieren konnte. Erst nach einigen Sekunden wurde mir klar, was es war.
    Scham.
    Und Schuldbewusstsein.
    Als ich das erkannte, entspannte sich mein Körper unwillkürlich ein Stück, und ich nahm automatisch eine offenere Haltung an.
    „Aline, bitte verzeih mir“, hörte ich Alan flüstern. „Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich habe dein Vertrauen missbraucht. Es tut mir so leid.“
    Mit diesen leisen Worten wandte mir Alan wieder sein Gesicht zu. Ich erschrak, als ich sah, wie sehr er offenbar innerlich mit sich kämpfte. Schmerz und Scham spiegelten sich in seinem Blick wieder und ließen meine Wut ein weiteres großes Stück verrauchen.
    „Wieso, Alan?“, fragte ich ebenso leise. „Wieso hast du das gemacht?“
    Als würde jemand an einer Marionette die Strippen kappen, sank Alan vor mir nahezu kraftlos auf die Knie, ließ die Schultern hängen und senkte den Blick. In diesem Augenblick tat es mir unglaublich weh, ihn so zu sehen, und wäre nicht ein berechtigter Rest Misstrauen zurückgeblieben, wäre ich am liebsten zu ihm gerannt, hätte ihn umarmt und gesagt, dass alles gut werden würde. Wovon ich ja selbst nicht mal richtig überzeugt war. Aber was machte schon eine kleine Notlüge hier und da, wenn die Worte für ein paar Sekunden Trost zu spenden vermochten?
    Alan schüttelte kaum merklich den Kopf.
    „Ich habe mich hinreißen lassen. Von dem gleichen Motiv wie

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